Seltene Thrombosen nach Vaxzevria-Impfung – eine Antwort und viele offene Fragen

Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca trägt mittlerweile zwar den neuen Handelsnamen Vaxzevria, doch die Probleme, die man derzeit mit der COVID-19-Impfung von AstraZeneca assoziiert, bleiben. Berichte über seltene schwerwiegende Thrombosen in Begleitung von Thrombopenien stellen derzeit Öffentlichkeit und Fachwelt gleichermaßen vor Rätsel. Ein Forscherteam aus Greifswald hat zwar bereits einen Mechanismus und damit eine Therapie dieser Symptome ins Spiel gebracht und das ist gut. Allerdings könnte es sein, dass am Ende doch alles anders ist.

Mit der Entscheidung der STIKO vom vergangenen Dienstag, die Impfung mit Vaxzevria (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) nur noch Menschen ab 60 Jahren zu empfehlen, hat die Diskussion rund um die wahrscheinlich sehr seltene und noch ungeklärte Nebenwirkung schwerer Thrombosen und Thrombopenien neu an Fahrt aufgenommen. Die EMA hatte zwar schon am 18. März bekannt gegeben, dass der Nutzen der Impfung bei Weitem größer ist als deren Risiken, und bei diesem Statement ist sie am vergangenen Mittwoch vorerst auch geblieben. Doch hatte sie am 18. März auch schon betont, dass die Länder nun selbst und „informiert“ über die Impfungen mit AstraZeneca entscheiden können. Denn die Untersuchungen galten noch nicht als abgeschlossen und das sind sie auch jetzt noch nicht. Weitere Ergebnisse vonseiten der EMA werden für den Zeitraum vom 6. bis 9. April erwartet. 

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Währenddessen fragen sich vor allem die (jüngeren) Patient:innen, die bereits einmal mit Vaxzevria geimpft wurden, was nun aus ihrer zweiten Impfung wird. Manche dürften sich auch fragen, ob ihnen noch Nebenwirkungen bevorstehen, obwohl sie die Impfung bis jetzt gut vertragen haben. Zu diesem Thema will die STIKO bis Ende April eine „ergänzende Empfehlung“ abgeben. Diese Zeit bleibt noch, denn wie die STIKO erklärte, sind die ersten Zweitimpfungen Anfang Mai vorgesehen, da die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff Anfang Februar begonnen wurde, bei einem empfohlenen Impfabstand von zwölf Wochen.

Keine routinemäßige Prophylaxe mit Antikoagulantien oder Thrombozytenhemmern 

Bereits am 19. März hatte DAZ.online über eine Stellungnahme der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung berichtet. Diese erfuhr große Aufmerksamkeit, weil medial verbreitet wurde, dass Forschende der Universitätsmedizin Greifswald den Mechanismus entschlüsselt hätten, wie die beobachteten Thrombosen entstehen. Das stimmte – wie so häufig dieser Tage in der Pandemie – nur zum Teil. Denn der genaue Mechanismus, wie es nun tatsächlich nachgewiesenermaßen durch den Impfstoff von AstraZeneca zu den beobachteten Nebenwirkungen kommt, konnte noch nicht gezeigt werden. Allerdings – und das kann allen potenziell Betroffenen Mut machen – wurde dort erklärt, wie die Nebenwirkungen am besten zu behandeln sind. Zuletzt wurde die Stellungnahme am 29. März aktualisiert und damit nochmals präzisiert. So heißt es dort konkret zu den einzusetzenden Präparaten:

„Bis zum Ausschluss einer (autoimmunen) HIT als Ursache einer akuten Thrombozytopenie/Thrombose sollte, sofern klinische Situation, Verfügbarkeit und Erfahrung es zulassen, auf eine Antikoagulation mit Heparinen verzichtet und auf alternative, HIT-kompatible Präparate ausgewichen werden. Diese Präparate umfassen Danaparoid, Argatroban, direkte orale Antikoagulantien (DOAKs) und ggf. Fondaparinux.

Bezüglich der Anwendung von Fondaparinux muss zwischen der Behandlung einer akuten Thrombose > 4 Tage nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin und der medikamentösen Thromboseprophylaxe während der frühen Phase nach Impfung, die durch eine Aktivierung inflammatorischer, immunstimulierender Signalwege gekennzeichnet ist, unterschieden werden. In dieser frühen Phase könnte die Verabreichung von Fondaparinux zumindest theoretisch die Ausbildung von plättchenaktivierenden Antikörpern begünstigen.“

Eine routinemäßige Prophylaxe mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern mit dem Ziel, das Auftreten einer (atypischen) Thrombose als Folge der spezifischen immunologischen Reaktion nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin zu verhindern, ist demnach allerdings nicht indiziert. (Auch spezielle Fälle, wie z.B. Antikoagulation bei Vorhofflimmern, werden dort erläutert.)

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