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Seit den Osterferien gilt für viele Bundesländer: Schule nur mit Coronatest! Zweimal die Woche sollen sich Schülerinnen und Schüler vor dem Unterricht selber testen. Wann und wie die Schnelltests durchgeführt werden und ob dies verpflichtend ist, entscheidet jedes Bundesland selbst. Dass dieses Konzept wenig durchdacht ist und meist schon bei der Organisation scheitert, zeigt das Beispiel einer Schule in Rheinland-Pfalz.
Testkonzept: „Eklatante Kommunikationsprobleme“
Digitalisierung, Chancengleichheit
Note: fast mangelhaft – das läuft gerade schief an Deutschlands Schulen
Wenn es nach der rheinland-pfälzischen Regierung gegangen wäre, hätte es mit dem Testen am Heinzenwies-Gymnasium in Idar-Oberstein bereits am Montag nach den Ferien losgehen sollen. Aber das Testen aller Schüler hatte eine solche organisatorische Hürde dargestellt, dass der Startschuss erst am Mittwoch fallen sollte. Florian Meigen ist Lehrer an dem Gymnasium und fühlt sich allein gelassen. Er äußert ordentlich Kritik am Vorgehen der rheinland-pfälzischen Landesregierung: Es gebe "eklatante Kommunikationsprobleme". "Manche Probleme sind – spontan schon mal gar nicht – eben überhaupt nicht zu lösen."
Selbsttests an Schulen – Planen abseits der Realität
Geplant war Folgendes: Alle Schüler müssen sich morgens im Klassenraum mit dem von der Landesregierung beschafften Testkits zusammenfinden und den Test an sich selbst durchführen – unter der Aufsicht der Lehrer. Was sich in der Theorie einfach anhört, stellt die Schulen praktisch vor riesige Probleme: Allein die Frage, wie in den Klassen überhaupt der geforderte Mindestabstand von 3 Metern zwischen den Schülern eingehalten werden soll. Oder ob der Test auch gut von jüngeren Schülern durchgeführt werden kann. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass den Schülern damit fast die komplette erste Unterrichtsstunde genommen wird, die gerade in Zeiten von Wechselunterricht und Homeschooling doch wichtiger denn je ist. "Wir Lehrer sind dann medizinisches Testpersonal, Testzentrum und weniger Bildungseinrichtung", so Meigen zu seinen neuen Aufgaben.
Traumatische Erfahrung nach positivem Test?
Eine weitere Rolle müssten Lehrer während des Testens womöglich auch noch übernehmen: die des Psychologen. Denn was mit einem Schüler passiert, der vor der versammelten Klassengemeinschaft positiv getestet wird und sich in einen Isolationsraum begeben muss, darüber scheint sich die Politik keine Gedanken gemacht zu haben. Meigen könne sich gut vorstellen, dass es da für den ein oder anderen zu tränenreichen, wenn nicht sogar traumatischen Erfahrungen kommen könne. "Eine Idee von der Politik, die sich nicht so ganz an der Wirklichkeit orientiert".
Eltern sollten lieber zu Hause Testen
Meigen selbst steht der Teststrategie der Regierung absolut positiv gegenüber, aber nicht so. "Es ist für mich keine Strategie einer Schule, drei riesengroße Kartons von Testmaterial hinzustellen und zu sagen 'macht mal'". Sein Vorschlag: Die Tests besser zu Hause von den Eltern durchführen zu lassen. So wie einige Bundesländer das auch schon handhaben. Schließlich müsse man den Eltern auch in anderen Belangen vertrauen. Das wäre bei anderen Corona-Maßnahmen ja auch so. Oder man überlasse das ganze Thema gleich den Profis und errichte einfach ein Testzentrum vor der Schule.
Keine Lösung auf Dauer
Ob die Schulen überhaupt noch lange genug offen sind, um Lösungskonzepte für die Schulen zu finden, ist fraglich. Schließlich sind einige Bundesländer nach den Osterferien gar nicht erst in den Präsenzunterricht gestartet. Oder haben ihre Testkonzepte wieder über den Haufen geworfen: "In anderen Bundesländern waren Testkonzepte ähnlich wie bei uns und die sind nach drei Tagen wieder eingestampft worden, weil das halt nicht praktikabel in der Form war."
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