326.000 Corona-Tote bis Jahresende? Auch wenn Trump verliert, versinken USA im Chaos

Alle wichtigen Zahlen, Daten und Fakten zur Covid-19-Pandemie: In den Monaten der Krise hat sich die Corona-Pandemie auch zu einem Informationsdschungel entwickelt. FOCUS Online will Ihnen Orientierung geben – und zeigt Ihnen jeden Tag die wichtigsten, aktuellen Trends zu Covid-19.

5. November, 12:00 Uhr: Corona-Trends für Deutschland

  • Neuinfektionen: 19.990; Gesamt: 597.583
  • Neue Todesfälle: 118; Gesamt: 10.930

Knapp 20.000 mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 neuinfizierte Menschen in Deutschland meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen. 118 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden in Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. (Stand: 5.11.2020, 00:00 Uhr, online aktualisiert um 08:35 Uhr).

RKI

Nahezu alle Kreise in Deutschland weisen mittlerweile eine hohe 7-Tages-Inzidenz auf. Laut dem aktuellen RKI-Lagebericht haben nur noch sieben Landkreise eine 7-Tages-Inzidenz von weniger als 25 Fällen pro 100.000 Einwohner. RKI

Ein Blick auf die Bundesländer zeigt, dass die 7-Tages-Inzidenz in folgenden Ländern sogar über dem bereits hohen Bundesdurchschnitt von 125,8 Fällen pro 100.000 Einwohnern liegt:

  • Bayern
  • Berlin
  • Bremen
  • Hessen
  • Nordrhein-Westfalen
  • Saarland

Blick in die USA

Eine neue Rekordzahl an Neuinfektionen seit Beginn der Pandemie melden die USA. Erstmals verzeichneten die Behörden mehr als 100.000 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Am Mittwoch gab es 102.831 bekannte Neuinfektionen, wie aus Daten der Johns Hopkins Universität (JHU) in Baltimore vom Donnerstagmorgen mitteleuropäischer Zeit hervorging. Der bislang höchste Wert war am Freitag registriert worden, als mehr als 99.000 Ansteckungen gemeldet wurden.

worldometers.info Die Grafik zeigt die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den USA.

Die Zahl der Toten binnen 24 Stunden blieb relativ stabil bei 1097.

worldometers.info Die Grafik zeigt die Zahl der täglichen Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 in den USA.  

Insgesamt haben sich in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern – etwa viermal so viele Einwohner wie in Deutschland – mehr als 9,4 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Rund 233.000 Menschen starben bislang – mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Besonders viele Infektionen werden weiterhin aus den Staaten North Dakota und South Dakota gemeldet mit einer 7-Tages-Inzidenz von 157,8 und 131,6 Fällen pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Wisconsin (82,6), Montana (78,2) und Iowa (72,3).

CDC Die Grafik zeigt die Bundesstaaten der USA, sortiert nach der 7-Tages-Inzidenz (Stand.5.11., 9.35)

Laut Worldometers.info sind derzeit mehr als 3,2 Millionen aktive Fälle in den USA bekannt.

worldometers.info Die Grafik zeigt die aktiven Corona-Fälle in den USA.

Nach den neuen Rekorden an Neuinfektionen schrieb der Chef der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfielt, am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter: Nun sei es an der Zeit, eine Teststrategie zu entwickeln, um "die stille Epidemie der asymptomatischen Covid-19-Infektionen" besser zu erfassen. 

 

Donald Trump behauptete zuletzt immer wieder, die USA seien in der Pandemie über den Berg. Doch die Zahlen zeigen klar, dass das nicht der Fall ist. Sein Herausforderer im Kampf um die Präsidentschaft Joe Biden hat Trump vorgeworfen, beim Schutz der Amerikaner versagt zu haben. Er versprach, auf den Rat der Wissenschaftler zu hören, sollte er zum neuen Präsidenten gewählt werden.

Am vergangenen Sonntag, kurz vor der Wahl, schrieb er auf Twitter: „Donald Trump hat den Versuch aufgegeben, das Virus unter Kontrolle zu bringen.“

Nun sieht es so aus, als könnte Biden die noch offene Wahl für sich entscheiden. Doch auch, wenn er gewinnen sollte, ändert das erstmal nichts an der Corona-Strategie der USA. Denn Biden wird frühestens im Januar ins Amt gehoben.

Was bedeutet das für die Entwicklung der Pandemie in den Vereinigten Staaten bis Jahresende?

Forscher des Instituts IHME der Universität Washington in Seattle haben ein viel beachtetes Modell entwickelt, das eine Prognose gibt, wie viele Menschen infolge einer Covid-19-Erkrankung weiterhin sterben werden. Bis zum Jahresende prognostizieren sie allein für die USA 326.656 Corona-Tote – basierend auf der derzeitigen Situation. Heute sind 233.000 Todesfälle in den USA infolge von Corona bekannt. IHME Modell/Universität Washington Das Bild zeigt die beobachteten und prognostizieren Covid-19-Todesfälle insgesamt nach dem IHME-Modell. IHME Modell/Universität Washington Die Grafik zeigt die beobachteten und prognostizieren Covid-19-Todesfälle insgesamt nach dem IHME-Modell. (Ausschnitt)

Trifft die Prognose zu, würde die Opferzahl also in den verbleibenden acht Wochen bis Jahresende noch einmal um mehr als 90.000 Tote anwachsen. Würden 95 Prozent der Menschen in der Öffentlichkeit stets Masken tragen, würde die Zahl der Todesfälle dem Modell der Forscher zufolge etwa um 30.000 sinken. Es kommt also sehr darauf an, wie sich jeder Einzelne nun verhält. Pro Tag sagt das Modell im Dezember für die USA etwa 1600 bis 2200 Tote voraus.

IHME Modell/Universität Washington Die Grafik zeigt die beobachteten und prognostizieren Covid-19-Todesfälle pro Tag nach dem IHME-Modell. IHME Modell/Universität Washington Die Grafik zeigt die beobachteten und prognostizieren Covid-19-Todesfälle pro Tag nach dem IHME-Modell. (Ausschnitt)

Das Modell der Universität Washington schätzt auch die Zahl der Infektionen – eingeschlossen derer, die nicht offiziell erkannt werden – also der Dunkelziffer. Für den 5. November gehen sie von einer Zahl von 191.000 Neuinfektionen in den USA aus – für den Tag zuvor von 188.000.

Im Vergleich zu den oben genannten offiziell bekannten Corona-Fällen am 4. November sind das circa 86.000 Menschen mehr, die sich an einem Tag zwar neu mit dem Erreger infiziert hätten, die aber in den offiziellen Statistiken nicht auftauchten. Bis Ende Dezember geht das Modell auf Basis der bisherigen Zahlen von 305.000 Neuinfektionen – mit und ohne Test – pro Tag aus.

IHME Modell/Universität Washington Geschätzte Zahl der täglichen Neuinfektionen in den USA.   IHME Modell/Universität Washington Geschätzte Zahl der täglichen Neuinfektionen in den USA. (Ausschnitt)

Die Wissenschaftler prognostizieren in ihrem Modell auch, welche Auswirkungen die Entwicklungen auf die Kapazitäten der Klinikbetten in den USA haben würde. Demnach würden Ende Dezember um die 123.000 Krankenhausbetten, 31.000 Intensivbetten und etwa 13.000 Beatmungsgeräte benötigt.

Zum Vergleich: Generell stehen in den USA 25,8 Intensivbetten pro 100.000 Einwohnern zur Verfügung. Rechnet man das auf etwa 330 Millionen Einwohner hoch, wären das absolut also etwa 85.000. Würden die Prognosen zutreffen. wären also Ende Dezember in den USA mehr als ein Drittel der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt.

Deutschland hat zum Vergleich 33,9 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner oder in absoluten Zahlen knapp 29.000. Derzeit sind davon 21.695 Betten belegt, davon 2546 mit Covid-19 Patienten. Das macht in etwa 12 Prozent aus.

IHME Modell/Universität Washington Die Grafik zeigt die IHME-Prognosen bezogen auf Krankenhaus-Kapazitäten, die Covid-19-Patienten in Anspruch nehmen könnten.   IHME Modell/Universität Washington Die Grafik zeigt die IHME-Prognosen bezogen auf Krankenhaus-Kapazitäten, die Covid-19-Patienten in Anspruch nehmen könnten. (Ausschnitt)

Die Prognosen des Modells reichen weit in die Zukunft und können noch von vielen Faktoren beeinflusst werden. Sollte sich etwa die Verfügbarkeit wirksamer Behandlungsmethoden verbessern, könnte die Opferzahl auch deutlich geringer ausfallen.

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