Hopfenseuche bedroht unser Bier? Jetzt spricht der Hopfen-Präsident Klartext

In der Hallertau, der weltweit wichtigsten Hopfenanbaufläche, wurde der Befall eines vermeintlichen Virus festgestellt. Politiker wollen die Bauern im Kampf gegen den Erreger unterstützen. Hopfen-Präsident Schapfler stellt im Gespräch mit FOCUS Online jedoch klar: Das ist gar nicht notwendig.

Rund 17.000 Hektar Hopfenanbaufläche liegen in der Hallertau. Die Kulturlandschaft mitten in Bayern beherbergt etwa ein Drittel des Hopfens weltweit, mit über 36.000 Tonnen ist es das größte Anbaugebiet der Welt.

Unlängst wurden in Parleiten im Ilmtal zwei Infektionen einer Viruserkrankung am Hopfen nachgewiesen. Verschiedene Medien machten auf den Befall aufmerksam, auch Politiker zeigten ihre Besorgnis. Adi Schapfler, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, hat dazu jedoch seine eigene Meinung. Wie er im Gespräch mit FOCUS Online klarstellte, hält er die Aufmerksamkeit und Besorgnis für übertrieben.

SPD will „alles versuchen, um weitere Infektionen zu verhindern“

Die SPD-Landtagsfraktion fordert mehr Unterstützung für die Hopfenpflanzer in Bayern. In einer Mitteilung verkündete die Abgeordnete Ruth Müller, selbst aus der Hallertau: „Wir müssen alles versuchen, um weitere Infektionen der Hopfenpflanzen zu verhindern. Der Schaden für die Hallertau als wichtigstes Hopfenanbaugebiet weltweit wäre enorm und würde die Existenz vieler bäuerlicher Betriebe gefährden!“  Müller fordert, dass umgehend die bestehenden Monitoringprogramme ausgeweitet und die Forschung intensiviert wird.

Über diese Forderungen kann Adi Schapfler nur schmunzeln. Der Präsident vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer erklärt gegenüber FOCUS Online: „Das ist das typische Verhalten von Landtagsabgeordneten, die sich mit der Materie nicht befasst haben. Ich verstehe die Aufregung überhaupt nicht.“

Präsident: „Verstehe die Aufregung überhaupt nicht“

Bei der Erkrankung handele es sich nicht um ein Virus, sondern lediglich um einen Viroid. „Dieser ist um das hundertfache kleiner als ein richtiges Virus“, erklärt Schapfler. Der Erreger befalle die Hopfenpflanzen und schwäche sie, in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren sterbe sie langsam ab. dpa/Armin Weigelbild Blick auf ein Hopfengarten vor dem Turm der Jakobs Kirche.

Allerdings handele es sich in der Hallertau nur um einen sehr kleinen Befall. Zudem lasse sich die Verbreitung des Viroids durch Vorsicht im landwirtschaftlichen Betrieb eindämmen.

„Der Erreger wird nur auf andere Pflanzen übertragen, wenn Schlepper und Schneidewerkzeuge mit der Erde Pflanzenreste von Feld zu Feld tragen“, erklärt der Experte. „Dabei müssen wir jetzt aufpassen. Über die Luft kann er jedoch nicht übertragen werden.“

Viroid wurde 1988 erstmals in Kalifornien nachgewiesen

Die Erkrankung lässt sich auf das sogenannte „Citrus Bark Cracking Virod“ zurückzuführen. Es wurde im Jahr 1988 erstmals in Kalifornien nachgewiesen, in Deutschland tauchte es bisher noch nicht auf.

„Der Viroid ist uns bereits aus Slowenien bekannt“, erklärt Schapfler. Dort litten viele Hopfenbauern bereits seit dem Jahr 2007 unter sinkenden Ernteerträgen. In Deutschland sei davon jedoch bisher keine Rede. Dennoch nimmt Schapfler die Situation ernst: „Wir halten uns an die genaue Vorgehensweise, die die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft uns vorgibt.“

Keine Auswirkungen auf Bier und Gesundheit

Er erklärt weiter: „Natürlich müssen wir vorsichtig sein, dass sich die Erreger nicht von Feld zu Feld übertragen. Aber da bin ich sehr optimistisch.“

Auf das Bier habe der Viroid keine Auswirkungen. „Erntemäßig ist das jetzt überhaupt kein Thema“, sagt Schapfler. Der Viroid führe lediglich dazu, dass einige wenige Pflanzen absterben. Gesundheitliche Folgen für den Menschen habe der Befall der Hopfenpflanzen jedoch nicht.

Verband rechnet mit Durchschnittsernte

Für die diesjährige Saison gibt es bereits erste Ernteprognosen: Für die Hallertau rechnet der Verband mit knapp 40.000 Tonnen Hopfen. „Es sieht so aus, als würde es eine Durchschnittsernte“, sagt Schapfl. „Das Wetter war eigentlich im Frühjahr zu kalt und dann im Juni, Juli zu heiß und trocken“. Der August sei dagegen aber ideal gewesen. Im Juli habe er noch befürchtet, dass es wegen des zuvor schlechten Wetters eine unterdurchschnittliche Ernte geben würde.

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