COVID-19: Gesichtslähmung nach Corona-Impfung? – Heilpraxis

Gesichtslähmung in zeitlichem Zusammenhang mit Corona-Impfung

Wie bei jeder Impfung, können auch nach der Impfung gegen COVID-19 Impfreaktionen sowie Nebenwirkungen auftreten. Vor allem die Hirnvenenthrombosen, die bei mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Geimpften auftraten, sorgen für Beunruhigung. Auch Gesichtslähmungen wurden im zeitlichen Zusammenhang mit der SARS-CoV-2-Impfung festgestellt.

Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, traten Gesichtslähmungen (Fazialisparesen) im zeitlichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung bisher nur selten auf. Im Hinblick auf solche Lähmungen rechtfertigt die jetzige Datenlage keine Skepsis gegenüber den SARS-CoV-2-Impfstoffen.

Komplikation bildet sich in der Regel wieder zurück

Laut den Fachleuten gibt es Fallberichte, die das Auftreten einer Gesichtslähmung (Fazialisparese) in zeitlichem Zusammenhang mit der Gabe von mRNA-Vakzinen gegen SARS-CoV-2 beschreiben.

Dabei handelt es sich um eine sehr unangenehme und in der Regel auch psychisch belastende neurologische Komplikation, die sich aber in 95 Prozent der Fälle innerhalb eines Monats von selbst wieder zurückbildet. Der Genesungsprozess kann durch die Gabe von Kortikosteroiden beschleunigt werden.

Solche Lähmungen sind oft mit Viruserkrankungen assoziiert, wie Gürtelrose-, Herpes simplex – oder Grippeviren. Allerdings können auch Impfungen, wenn auch seltener, die Entwicklung von Fazialisparesen triggern.

Dies ist womöglich auch bei der Impfung gegen SARS-CoV-2 der Fall, während ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Auftreten von Gesichtslähmungen eher unwahrscheinlich zu sein scheint.

Gesichtslähmungen häufig mit Viruserkrankungen assoziiert

Grundsätzlich traten Gesichtslähmungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Coronavirus-Impfung bisher aber nur selten auf.

In einer Phase-III-Studie mit dem BioNtech/Pfizer-Impfstoff wurden die Daten von knapp 38.000 Probandinnen und Probanden einbezogen, die zwei Monate lang nachbeobachtet wurden: insgesamt gab es in diesem Zeitraum vier Fälle einer Fazialparese in der Gruppe der Geimpften (keinen Fall in der Placebogruppe), wie in einem Bericht der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zum Impfstoff nachzulesen ist.

In der Zwischenauswertung einer Studie mit über 30.000 Teilnehmenden zum Moderna-Impfstoff wurden vier Fälle dokumentiert, drei in der Impfgruppe, einer in der Placebogruppe.

Ist hierbei von einem kausalen Zusammenhang – also einer Ursache-Wirkungskette – auszugehen? Oder handelt es sich hier um ein zufälliges Zusammentreffen?

„Die allgemeine Häufigkeit von ohne erkennbare Ursache auftretenden Gesichtsnervlähmungen (sogenannten idiopathischen Fazialisparesen) wird mit sieben bis 40 Fällen pro Jahr auf 100.000 Einwohner angegeben“, erklärt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

„Insofern sind die insgesamt acht Fälle, die in den beiden Studien mit 68.000 Teilnehmern beobachtet wurden, noch kein alarmierendes Signal, zumal Fazialisparesen ohnehin gerade Saison haben“, so der Experte.

Wie Prof. Berlit ausführt, sind idiopathische Fazialisparesen häufig mit Viruserkrankungen assoziiert, und grippale Infekte, die in vielen Fällen durch Rhinoviren ausgelöst werden, treten verstärkt im Frühling und Herbst auf.

Hinzu komme, dass auch andere Viruserkrankungen – vor allem verschiedene Herpesviren – zu Fazialisparesen führen können. Es sei auch bekannt, dass Gesichtslähmungen im Kontext von Bluthochdruck oder Diabetes mellitus auftreten können. Grundsätzlich gefährdeter seien Personen, die zuvor schon einmal eine Gesichtslähmung erlitten hatten.

Datenlage rechtfertigt keine Impfskepsis

In einer aktuellen Fallserie aus Israel wurden laut der DGN neun Betroffene beschrieben, bei denen die Fazialisparese nach der Impfung mit dem BioNtech/Pfizer-Vakzin aufgetreten ist. Doch nur drei von ihnen hatten keinerlei Vorerkrankungen, vier litten an einem Bluthochdruck (Hypertonie).

Eine genaue Analyse aller beobachteten Fälle im Hinblick auf Vorerkrankungen und Risikofaktoren sei stets wichtig. „Im Hinblick auf Fazialisparesen rechtfertigt die Datenlage keine Impfskepsis. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Auftreten von Gesichtslähmungen erscheint derzeit eher unwahrscheinlich“, so das Fazit des Experten.

Zudem ließen viele Menschen bei der Nutzen-Risiko-Abwägung einen anderen wichtigen Aspekt völlig außer Acht. „Auch die Infektion mit SARS-CoV-2 kann Fazialisparesen auslösen, und zwar wahrscheinlich deutlich häufiger als die Impfung gegen das Virus“, erläutert Prof. Berlit.

Fazialisparese womöglich durch Corona-Infektion

In einer italienischen Studie wurde die Häufigkeit des Auftretens von Gesichtslähmungen im Zeitraum zwischen dem 27. Februar und dem 3. Mai 2020 in einer Region in Norditalien, die zu der Zeit ein Corona-Hotspot war, mit der Rate des gleichen Zeitraums im Jahr 2019 verglichen und ein über 60prozentiger Anstieg beobachtet: 2019 gab es 22 Fälle, 2020 dann 38.

Und in einer türkischen Studie konnten bei 24,3 Prozent von insgesamt 41 während der Pandemie erkrankten Patientinnen und Patienten mit Fazialisparese Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut nachgewiesen werden. Bei einem Viertel aller Fälle wurde die Fazialisparese somit womöglich durch eine Coronavirus-Infektion ausgelöst.

Übrigens war die Gesichtslähmung bei allen Betroffenen das einzige Symptom gewesen, sie hatten keine COVID-19-typischen Symptome entwickelt. Prof. Berlit schlussfolgert: „Wie Herpes simplex-, Gürtelrose- oder Erkältungsviren kann auch SARS-CoV-2 offensichtlich Fazialisparesen triggern.“

Grundsätzlich, jedoch viel seltener, können auch Impfungen ein möglicher Auslöser für die Entwicklung von Fazialisparesen sein, sie seien nach jetzigem Kenntnisstand aber nicht ursächlich. (ad)

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