Wie sich Krebs ausbreitet – Studie bringt neue Erkenntnisse – Heilpraxis

Metastasierung von Krebszellen aufhalten

Krebs ist an sich schon eine ernstzunehmende Erkrankung, aber wenn Krebszellen anfangen zu metastasieren, also sich von ihrem ursprünglichen Standort aus im Körper ausbreiten, werden Krebserkrankungen noch wesentlich gefährlicher und schwieriger zu behandeln. Ein amerikanisches Forschungsteam untersuchte nun genauer, wie es dazu kommt, dass Krebszellen sich im Organismus ausbreiten.

Forschende des University of Colorado Cancer Center untersuchten im Rahmen einer Studie, wie Krebs sich im Körper ausbreitet, um ein besseres Verständnis für den Mechanismus zu erlangen, durch den die Metastasierung stattfindet. Dies soll die Grundlage für mögliche Behandlungen legen, um die Metastasierung aufzuhalten oder zu verlangsamen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Oncogene“ vorgestellt.

Metastasierung ist das größte Problem bei Krebs

„Die Metastasierung ist ein riesiges Problem, das noch niemand richtig angegangen ist“, erläutert Heide Ford, die stellvertretende Direktorin für Grundlagenforschung am University of Colorado Cancer Center. Man wisse bisher nicht, wie man den Prozess der Metastasierung hemmen oder sogar aufhalten kann. „Und das ist es, was die meisten Krebspatienten umbringt“, betont Ford.

Die meisten Medikamente und Therapien zur Krebsbehandlung zielen Ford zufolge darauf ab, den Primärtumor zu beseitigen. Sobald die Zellen anfangen zu metastasieren, schrumpfen die Möglichkeiten der Behandlung drastisch.

Wann beginnt ein Tumor zu metastasieren?

Wie Ford erklärt, findet in bestimmten Krebszellen eine Transformation statt, damit diese durch den Körper wandern und sich an anderer Stelle niederlassen können. Vor der Transformation werden diese Zellen in der Medizin epitheliale Krebszellen oder Epithelkrebszellen genannt. Diese Art von Krebszellen haften aneinander und sie begeben sich in der Regel nicht auf Wanderschaft.

Einige dieser Epithelkrebszellen beginnen jedoch Eigenschaften sogenannter mesenchymaler Zellen anzunehmen. Diese Krebsstammzellen können dann durch den Organismus wandern und in andere Bereiche des Körpers eindringen. Die Transformation, die in der Medizin als „epithelial-to-mesenchymal transition“ bezeichnet wird und als nicht ausreichend verstanden gilt, ist das zentrale Thema der aktuellen Studie.

„Wenn die epithelialen Krebszellen die Eigenschaften von mesenchymalen Zellen annehmen, sind sie weniger stark mit ihren Nachbarn verbunden“, führt die Wissenschaftlerin aus. Als Folge bauen sie mit größerer Wahrscheinlichkeit Membranen auf, die es der Krebszelle ermöglichen, in den Blutkreislauf zu gelangen.

Krebszellen „sprechen“ sich ab

Bereits im Jahr 2017 zeigte das Team um Ford in einer vorherigen Studie, dass eine Art von Kommunikation zwischen Krebszellen stattfindet, die diesen Metastasierungsprozess fördert. Dabei kommunizieren Zellen, die den Übergang von Epithel zu Mesenchym durchlaufen haben, mit Krebszellen, die dies noch nicht getan haben. Durch diesen Prozess werden der Studie zufolge weitere Krebszellen zur Transformation angeregt und erhalten mit größerer Wahrscheinlichkeit metastatische Eigenschaften.

Wie diese Kommunikation abläuft, fand das Forschungsteam nun in der aktuellen Studie heraus. Dabei scheint ein Protein namens VEGF-C eine zentrale Rolle zu spielen. Transformierte Krebszellen sondern dieses Protein ab, woraufhin es sich an Rezeptoren von benachbarten Zellen bindet, die noch nicht transformiert sind. „Es bindet an Rezeptoren auf diesen benachbarten Zellen und aktiviert dann einen Weg, der Hedgehog-Signalweg genannt wird“, so Ford. Die Bindung aktiviere einen Mechanismus, der die Krebszellen „ invasiver und migrationsfreudiger“ macht.

Transformierte Krebszellen zum Schweigen bringen

Im Rahmen der Studie fanden die Forschenden auch einen Weg, die Kommunikation zwischen den Krebszellen zu stören. Die Arbeitsgruppe erwartet, dass dadurch die Metastasierung deutlich verlangsamt wird. Um diesen Effekt zu erzielen, müsse entweder die Produktion von VEGF-C oder der Rezeptor, an den das Protein andockt, gehemmt werden.

„Wenn man den Rezeptor bei den nicht transformierten Krebszellen herausnimmt, der das Signal von den transformierten Zellen empfängt, oder wenn man VEGF-C herausnimmt, kann die Metastasierung nicht im gleichen Maße stimuliert werden“, fasst Ford zusammen. Die Krebszellen, die noch nicht transformiert sind, könnten infolgedessen nicht mehr so effizient metastasieren.

Die Forschenden testen gerade an Tiermodellen, wie man diesen Signalweg am besten angreifen kann, um die Metastasierung effektiv zu hemmen. Sie hoffen, durch die Unterbindung der Kommunikation die Metastasierung stoppen oder zumindest verlangsamen zu können.

Die Metastasierung zu stoppen galt als sinnloses Unterfangen

„Viele Jahre lang hieß es, es sei sinnlos, Hemmstoffe für die Metastasierung zu finden, denn wenn jemand mit Metastasen in die Klinik kommt, ist das Pferd sozusagen schon aus dem Stall“, betont Ford. Ein Teil der Medizinerinnen und Mediziner seien der Ansicht, dass man nichts mehr tun könne, wenn die Krebszellen aus dem Primärtumor herausgewachsen sind. Ziel der Forschenden um Ford ist es, dies zu widerlegen und Krebserkrankungen mit Metastasen behandelbar zu machen. (vb)

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