Paracetamol-Überdosierung bei Selen-Mangel möglich
Paracetamol kann schnell überdosiert werden, wenn ein Selenmangel vorliegt. Menschen, die einen niedrigen Selenspiegel haben, setzen sich dem Risiko einer Paracetamol-Überdosierung aus, selbst wenn sie sich an die empfohlenen Dosierungsempfehlungen halten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Großbritannien.
Forschende der University of Bath zeigten, dass das beliebte Schmerzmittel Paracetamol leicht überdosiert werden kann, wenn bei den Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Einnahme ein Mangel des Mikronährstoffs Selen vorliegt. Paracetamol-Überdosierungen sind gefährlich und können Leberschädigungen nach sich ziehen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Antioxidants & Redox Signaling“ präsentiert.
Wie hoch ist die maximale Paracetamol-Tagesdosis?
Erwachsene sollten die maximal empfohlene Tagesdosis von vier Gramm Paracetamol nicht überschreiten. Dies entspricht acht 500-Milligramm-Tabeletten, die über den Tag verteilt eingenommen werden.
Selen sorgt für schnelle Paracetamol-Entsorgung
Das englisch-chinesische Forschungsteam fand nun heraus, dass Selen die Geschwindigkeit beeinflusst, mit der das Schmerzmittel aus dem Körper gespült wird. Bei einem Selen-Mangel sammelt sich der Wirkstoff im Körper an, sodass bereits bei einer täglichen Einnahme von vier Gramm eine gefährliche Überdosierung vorliegen kann.
„Menschen mit einem Selenmangel können Schwierigkeiten haben, das Medikament schnell genug zu entsorgen, um ihre Leber gesund zu erhalten“, erklärt Forschungsleiterin Dr. Charareh Pourzand der Universität Bath. Somit sei eine Überdosierung möglich, selbst wenn sich die Konsumentinnen und Konsumenten an die Dosierungsrichtlinien halten.
Paracetamol ist eines der meist genommenen Medikamente
Weltweit werden riesige Menge an Paracetamol konsumiert. Laut dem Forschungsteam nimmt jede Person in Großbritannien pro Jahr durchschnittlich 70 Tabletten (35 Gramm) des Schmerzmittels ein. „Für die meisten Menschen ist Paracetamol bis zu der angegebenen Dosis unbedenklich“, versichert Pourzand. Doch es gebe einige typische Risikogruppen.
Jede siebte Person betroffen
Wie die Forschungsleiterin berichtet, ist bei Menschen im fortgeschrittenen Alter und bei Menschen mit Unterernährung häufig der Selenspiegel erschöpft. Für diese Personen sei es keine gute Idee, Paracetamol in der maximalen Dosierung einzunehmen. Allgemein seien recht viele Menschen von einem Selen-Mangel betroffen. Schätzungen zufolge nimmt jeder siebte Mensch weltweit zu wenig Selen zu sich.
Auch zu viel Selen ist schädlich
„Es gibt einen ziemlich begrenzten Dosisbereich für die vorteilhaften Wirkungen von Selen“, so Pourzand. Schon ab einem leichten Selenmangel, aber auch bei einer übermäßigen Supplementierung erhöhe sich der Schweregrad der Leberschädigung durch Paracetamol. Diese Studie schaffe eine direkte Verbindung zwischen dem Selen-Status einer Person und der Toxizität von Paracetamol.
Aufgabe von Selen im Körper
Selen hilft im Körper bei der Aufrechterhaltung des elektrochemischen Gleichgewichts (Redoxgleichgewicht), also – vereinfacht gesagt – den Ausgleich von positiv und negativ geladenen Elektronen im Körper. Wenn der Selenspiegel des Körpers in ungünstige Bereiche fällt, werden die antioxidativen Enzymaktivitäten vermindert. Als Folge werden viele freie Radikale (hochreaktive Teilchen) in der Leber gebildet.
Da Paracetamol hauptsächlich in der Leber umgesetzt wird, kann die hohe Anzahl an Radikalen in Kombination mit dem Wirkstoff zu Schäden an der DNA und den Proteinen führen.
Gute Selen-Quellen
Die Forschungsleiterin unterstreicht die Wichtigkeit einer guten Ernährung, um den Selenspiegel in einem günstigen Bereich zu halten, insbesondere wenn regelmäßig Paracetamol eingenommen wird, beispielsweise bei chronischen Schmerzen. Gute Selen-Quellen seien zum Beispiel Paranüsse, Cashewnüsse, Knoblauch, fetter Fisch, Eier, brauner Reis, Sonnenblumenkerne, Pilze, Hüttenkäse, Linsen und Fleisch. (vb)
Weitere Informationen über Selen-Mangel finden Sie in dem Artikel: Mineralienmangel: Symptome, Folgen, Hausmittel und Behandlung.
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