Um eine Infektion mit dem Coronavirus zu vermeiden, setzen einige Menschen auf die Kombination von Atemmaske über Mund und Nase und übergestülpten Handschuhen. Der Mundschutz soll vor hustenden Mitbürgern schützen, die Handschuhe eine versehentliche Schmierinfektion von Türklinken, Klingeln oder dem Haltegriff in Straßen- und U-Bahnen verhindern.
Auf Kupfer seien lebensfähige Coronaviren bei Labortests bis zu vier Stunden, auf Pappe bis zu 24 Stunden und auf Plastik und rostfreiem Stahl sogar bis zu drei Tage nachweisbar gewesen, hieß es vor wenigen Tagen in einer Studie der Universität Princeton, die in Windeseile die sozialen Netzwerke eroberte.
Doch wie aussagekräftig ist diese Untersuchung überhaupt? Der Virologe Christian Drosten (lesen Sie hier ein Porträt über ihn) von der Charité in Berlin meint: nicht besonders.
Virologe
Der Aufklärer: So wurde Christian Drosten zum wichtigsten Mann Deutschlands
Drosten hält Aussagekraft für gering
In seinem Podcast „Das Coronavirus-Update“, der vom NDR produziert wird, erklärt Drosten, dass bei der Studie einige Fragen offen seien und es schwierig sei, aus den Daten konkrete Ableitungen für die Praxis zu ziehen. „Es ist gar nicht klar, wie viel Virus in welcher Form auf diese Testoberflächen aufgetragen wurde“, sagt er. „Da steht einfach nur, da wurde Virus auf die Oberfläche gegeben. Aber es ist ein großer Unterschied, ob dieses Virus in einem großen oder in einem kleinen Flüssigkeitstropfen ist – oder in einem Tropfen, der fast gar kein Volumen hat“, führt er weiter aus.
Dann geht Drosten ins Detail: „Egal, welche Oberfläche mit Virus belegt wurde, schon nach acht Stunden – also zwischen acht und 24 Stunden – gibt es keinen Messwert mehr. In diesem Intervall fällt das Virus in seiner Infektiosität ganz rapide ab, und zwar praktisch auf allen Oberflächen gleich oder ähnlich.“ Sein Verdacht sei, dass die Oberfläche gar nicht die Ursache dafür sei, sondern dass die acht Stunden jener Zeitraum seien, bevor das Flüssigkeitströpfchen mit Virus komplett durchgetrocknet sei.
Abstand vermeiden ist wichtiger
Mit einer realen Situation sei der Vorgang nicht vergleichbar, führt er fort. „Wenn wir uns zum Beispiel in die Hand husten, klebt Virus an der Hand. Wenn wir dann auf eine Türklinke fassen, ist der Flüssigkeitsfilm, der dann auf der Türklinke kleben bleibt, fast nicht mehr zu messen. Der trocknet vielleicht viel schneller durch als dieses Tröpfchen, das man da im Labor auf die Oberfläche bringt.“
Zusammengefasst sagt Drosten, man müsse mit solchen wissenschaftlichen Daten vorsichtig sein. „Die sind nicht falsch. Aber sie sind so simpel, dass die reale Infektion damit wahrscheinlich nicht abgebildet wird.“
Statt also penibel darauf zu achten, dass man keinen Türgriff mehr berührt und keinen Fahrstuhlknopf mehr drückt, sollte man sich einfach regelmäßig die Hände waschen – und genügend Abstand zu seinen Mitmenschen wahren und wenn möglich Sprechkontakt mit nahen Personen zu vermeiden.
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