Corona-Mutationen in Deutschland: Wo sie auftreten, was das für die Impfung heißt

Das Impfen gegen das Coronavirus rollt gerade erst richtig an, schon gibt es Dämpfer wegen neuer Varianten. Wie kann der Schutz vor dem Coronavirus trotzdem klappen? Wo treten die Mutationen auf? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

"Die Zahl der Infektionen sinkt, aber der Anteil der Virus-Mutationen steigt", erklärte Gesundheitsminister Spahn am Freitag auf einer Pressekonferenz. Mittlerweile sind mehrere Mutationen des Coronavirus verbreitet. Unter anderem gibt es Hinweise auf eine Verbreitung der britischen (B.1.1.7) , der südafrikanischen (B.1.351) und der brasilianischen(B.1.1.28) Variante. Sie gelten als ansteckender und verbreiten sich daher wohl schneller.

Am weitesten verbreitet ist die britische Variante in Deutschland. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) hat sich der Anteil der Proben, in denen Hinweise auf Mutationen gefunden wurden, in der vergangenen Woche verdoppelt.

In der vierten Kalenderwoche habe man bei rund fünf Prozent der untersuchten Proben Mutationen entdeckt. Dabei sei am häufigsten die britische Variante vorgekommen. Anfang Februar lag der Anteil dann bei rund 12 Prozent.

Welche Variante tritt am häufigsten auf?

So wurden Ende Januar (KW 4) 30.348 Tests untersucht, bei 1.452 gab es Hinweise auf die britische Mutation, bei 93 auf die südafrikanische Variante. Auf die brasilianische Variante gab es lediglich in einem Test einen Hinweis.

Anfang Februar (KW 5) wurden 23.530 auf Mutationen untersucht, dabei wurden in 2.642 Fälle auf die britische und in 190 Proben Fälle auf die südafrikanische Variante entdeckt.

Welche Regionen sind Hotspots für Mutanten?

Das Bundesgesundheitsministerium initiierte mit einem anderen Verfahren eine eigene Erhebung mit Laboren bundesweit, die knapp 34.000 positive Corona-Tests zwischen dem 22 und 29. Januar 2021 weiter auf die britische Mutation untersuchte. Dabei fand man bei 1.902 Proben Hinweise auf das Vorliegen der britischen Variante. Dies entspricht einer Quote von 5,6 Prozent.

RKI Screenshot (aktualisiert am 10.02.2021/RKI) Abbildung zeigt die Anzahl der Proben pro Postleitzahlbereich bei denen die Variante B.1.1.7 mittels Punktmutations-Assay innerhalb einer ad hoc-Erhebung detektiert wurde.

Dabei zeigen vor allem an Tschechien angrenzende bayerische Landkreise ein gehäuftes Aufkommen der britischen Variante. Auch die Grenzregionen zu Frankreich in Baden-Württemberg haben mehrere Fälle der britischen Mutation. Der Landkreis Hof (Bayern) und der Kreis Schleswig-Flensburg (Schleswig-Holstein) zeigen sogar im genannten Zeitraum mit über 50 ein höheres Aufkommen der britischen Variante.

Die Erhebung stammt jedoch von Ende Januar. Dass die Mutationen aber bereits auch weitere Landkreise erreicht haben, die auf dem Bild noch weiß gekennzeichnet sind, gilt als wahrscheinlich.

Auch in Niedersachsen sind bereits positive Corona-Tests auf Mutationen untersucht worden. Aktuell sorgt dort ein Fall für Aufsehen: Über ein Dutzend bereits geimpfte Senioren in einem Pflegeheim werden positiv auf die britische Virusvariante B.1.1.7 getestet. Haben Mutationen die zugelassenen Corona-Impfstoffe also schon überholt? Experten geben etwas Entwarnung – und machen trotz neuer Virusvarianten Hoffnung.

Schützen die aktuellen Impfstoffe gegen neue Varianten?

Noch sieht es recht gut aus. Der Fall in Niedersachsen sei "nicht besorgniserregend, sondern zeigt, dass die Impfung funktioniert", sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. In dem Heim habe es zunächst keine schweren Verläufe gegeben. Und das zu verhindern sei die Aufgabe der Impfung.

"Die vorhandenen Vakzinen schützen bislang alle vor schwerer Krankheit und Tod", sagt auch der Gießener Virologe Friedemann Weber. Zwar könne man nun annehmen, dass bei Mutationen der Impfschutz in Bezug auf die Symptomatik etwas sinke und es schwerere Verläufe geben könne. Aber: "Ein Stück weit schützt die Impfung immer." 

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Wie leicht können Impfstoffe an neue Varianten angepasst werden?

Noch helfen Impfstoffe also zumindest teilweise gegen aufkommende Varianten. Sollten sie künftig angepasst werden müssen, könnte das insbesondere bei den auf Boten-RNA (mRNA) basierenden Impfstoffen von Biontech, Moderna oder perspektivisch auch Curevac schnell gehen. "Da muss man nur die Buchstabenreihenfolge im genetischen Bauplan ändern", sagt Watzl. Er schätzt, dass eine Umstellung der Produktion in rund sechs Wochen machbar wäre.

Das deckt sich mit Angaben der Hersteller. Etwa doppelt so lange könnte seiner Einschätzung nach der Prozess bei Vektor-Impfstoffen wie etwa dem von Astrazeneca dauern. Nach Einschätzung von Watzl müsste man für den kompletten Prozess bis zur Anwendung grob vier bis sechs Monate veranschlagen. Astrazeneca kündigte jüngst eine neue Impfstoff-Generation für den Herbst an, die besser vor Varianten schützen soll.

Wie oft muss die Impfung in Zukunft aufgefrischt werden? 

Das hängt zum einen davon ab, wie schnell die Wirksamkeit des Impfstoffs nachlässt, wie Weber erklärt. Dazu fehlen noch langfristige Daten. Die andere Unbekannte ist, ob neue Mutationen neue Impfstoffe erfordern. "Coronaviren sind im Vergleich zu anderen Viren behäbiger", erklärt Weber. Solange sie jedoch in großer Zahl in Umlauf sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit von Mutationen höher. Insgesamt könne er sich "durchaus vorstellen, dass man künftig jeden Herbst nachimpfen muss".

Immunologe Watzl schätzt, dass "erst nach mehreren Jahren" aufgefrischt werden muss. Einig sind sich die Experten jedoch in einem Punkt: Das Thema wird uns die kommenden Jahrzehnte begleiten.

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