Britischem Trinkwasser wird Fluorid zugesetzt, um Karies zu bekämpfen

Karies ist ein – nicht nur in Großbritannien– weit verbreitetes Problem. Zur Reduktion dieser Zahnerkrankung wird nun großbritannienweit erwartet, dass Fluorid dem Trinkwasser zugesetzt wird, nachdem die Vereinigung der britischen Chefärzte – eine Art Robert Koch-Institut – zu dem Schluss kam, dass das Mineral Karies erfolgreich bekämpfen werde.

Chris Whitty, der Chief Medical Officer für England, und seine Amtskollegen in Wales, Schottland und Nordirland zitierten Schätzungen der englischen Gesundheitsbehörde, wonach die Zugabe von mehr Fluorid ins Trinkwasser Karies bei den zur reicheren Bevölkerungsschicht zählenden Kindern um 17 Prozent und bei den der ärmeren gar um 28 Prozent reduzieren würde.

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Fluorid im Trinkwasser nicht krebsfördernd

Sie wiesen auch Sicherheitsbedenken zurück, wie der in Großbritannien erscheinende "Guardian" zusammenfasst. Es gebe keine Beweise für die – größtenteils in unseriösen Medien aufgestellten – Behauptungen, dass die ionisierte Form des Elements Fluor Krebs verursache, und verurteilten gleichzeitig "übertriebene und unbewiesene" Gerüchte zu Gesundheitsrisiken.

Fluorid kommt in geringen Mengen im Wasser vor und ist dafür bekannt, die Zähne zu schützen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Evidenzprüfung kam die Gesundheitsbehörde zu dem Schluss: "Wie bei allen Dingen in der Medizin und im öffentlichen Gesundheitswesen gibt es ein ausgewogenes Verhältnis von Risiko und Nutzen. Zweifellos gibt es im Vereinigten Königreich ein Problem mit Karies und eine tief verwurzelte Ungleichheit, die angegangen werden muss. Die Fluoridbeigabe von Wasser kann dieses Problem reduzieren (…) Alles in allem gibt es starke wissenschaftliche Beweise dafür, dass die Fluoridbeigabe von Wasser eine wirksame Maßnahme im Bereich der öffentlichen Gesundheit ist, um die Häufigkeit von Karies zu reduzieren und die Verbesserung der Zahngesundheit in ganz Großbritannien zu verbessern. Es sollte als ergänzende Strategie gesehen werden, nicht als Ersatz für andere wirksame Methoden."

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Karies ist häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern

Karies ist die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren in Großbritannien, wie der "Guardian" berichtet. Im Schuljahr 2019 hatten 23,4 Prozent der Fünfjährigen in England und 26,5 Prozent der Vier- bis Fünfjährigen in Schottland Zahnschäden zu beklagen. Die örtlichen Behörden sind nun dafür verantwortlich, zu entscheiden, ob der lokalen Wasserversorgung Fluorid zugesetzt wird. Das Gesundheitsgesetz, das den Abgeordneten nun zur Abstimmung vorliegt, wird Sajid Javid, dem Gesundheitsminister, die Befugnis geben, im ganzen Land eine Fluoridbeigabe zum Trinkwasser anzuordnen.

Ein weiterer Schritt in Richtung Zentralisierung sei vorerst jedoch nicht geplant. Javid twitterte einen Link zu den Schlussfolgerungen des Chief Medical Officers und schrieb: "Gut zu sehen, wie britische CMOs untersuchen, wie die Fluoridbeigabe von Wasser die Mundgesundheit verbessern und Karies verhindern kann, was unverhältnismäßig stärker benachteiligte Gruppen betrifft."

Forderungen bestehen seit 2014

In England trinken nur 5,8 Millionen Menschen fluoridhaltiges Wasser, das teilweise bereits auf natürliche Weise im Trinkwasser enthalten ist. Das ist deutlich weniger als in Ländern wie beispielsweise den USA, Brasilien, Australien,  Kanada, Spanien, Südkorea oder Neuseeland, wie der "Guardian" zusammenfasst.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Grenzwert von etwa dem Doppelten der Werte, die durch die aktuellen Fluoridbeigabepläne wahrscheinlich festgelegt werden.  Die British Dental Association (BDA) begrüßte die Erklärung der britischen Chefärzte. Eddie Crouch, der Vorsitzende der BDA, sagte: "Jeder Zahnarzt wird den CMOs dafür danken, dass sie die dauerhaften Vorteile der Fluoridbeigabe von Wasser für die Mundgesundheit des Landes verstanden haben. Diese Pläne sind jedoch nur rein theoretischer Natur – falls ihnen nicht spürbare finanzielle Investitionen folgen. Sämtliche Ausgaben in diesem Bereich werden sich auszahlen, und die zuständigen Minister werden zeigen müssen, dass sie bereit sind, diese Gelegenheit jetzt am Schopfe zu packen. Wir brauchen einen gemeinsamen Ansatz."

Auch in Australien Forderungen zur Fluoridbeigabe

Der Streit darüber, ob das Mineral Fluorid der Wasserversorgung zugesetzt werden sollte, sei seit langem im Gange. Bereits im Jahr 2014 forderte die englische Gesundheitsbehörde die Politik auf, Fluorid dem Trinkwasser zuzusetzen, um die Zahngesundheit zu verbessern, wie der "Guardian" berichtet.

Auch in Australien beklagten Mediziner in Queensland im Jahr 2019 "umfangreiches Karies" in Teilen des Bundesstaates, die sich weigern, Fluorid in die Wasserversorgung zu geben, insbesondere bei Kindern und älteren Menschen. Indigene Kinder, von denen viele in Gemeinden ohne Fluorid leben, hätten eine Kariesrate von 70 Prozent. Bei – zusammen betrachtet – allen Kindern in Queensland im Alter zwischen fünf und 15 Jahren lag die Quote dagegen nur bei 55 Prozent.

Im Jahr 2016 betonte Australiens Gesundheitsbehörde – ebenfalls, um anderslautenden Gerüchten entgegenzutreten–, dass, nachdem mehr als 3.000 Studien analysiert wurden, die Zugabe des Minerals zum Trinkwasser weder den IQ einer Person senke, noch Krebs verursache oder andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit habe.

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