Die stern-Seelsorge: 30 Experten helfen Ihnen

„Der Ausbruch des neuen Coronavirus macht vielen Menschen Angst. Die massiven Einschränkungen im Alltagsleben verstärken die psychische Belastung zusätzlich. Um mit der Krisensituation hilfreich umzugehen, ist es entscheidend, das seelische Gleichgewicht nicht zu verlieren“. Das schreibt die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Neurologie und Psychosomatik in einem Rundbrief zur Corona-Krise.

Benedikt Waldherr, der Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Vertragspsychotherapeuten, warnt davor, dass gerade Menschen, die möglicherweise vorher schon seelisch angeschlagen waren, jetzt ihren Halt verlieren könnten. „Das kann bis zur Suizidalität führen“, so Waldherr. Aber auch die, die bisher ganz stabil durchs Leben kamen, können durch das, was gerade passiert, in erhebliche Not rutschen.

Vielen fehlen Struktur und Kontakte

Das große Problem: Gerade jetzt bricht vielerorts weg, was stützen könnte. Gemeinschafts-Rituale wie Familientreffen, regelmäßige Yoga- oder Tennisstunden fallen aus. Für viele fällt die Tagesstruktur zusammen, es fehlen die selbstverständlichen Kontakte, die zwischen Tür und Angel, auf dem Weg zur Arbeit, mit Kollegen, mit anderen Eltern am Spielplatzrand. Gleichzeitig sitzen Familien jetzt auf engem Raum fast rund um die Uhr aufeinander.

Der Psychiater und Psychotherapeut Christian Peter Dogs, der viele Jahre Kliniken mit dem Schwerpunkt Psychosomatik geleitet hat, sagt: „Die einen leiden an Überreizung, die anderen an Unterreizung. Das kann zu Depressionen oder Aggressionen führen.“

Das Motto „Gemeinsam gegen Corona“ markiert Berichterstattung und Initiativen über besonders solidarische und bemerkenswerte Projekte im Kampf gegen Corona. Initiator der Aktion ist die Bertelsmann Content Alliance, zu der auch der Verlag Gruner+Jahr gehört, in dem der stern erscheint.

Die Traumaexpertin Michaela Huber hat vor wenigen Tagen in ihrem aus 800 Therapeutinnen und Therapeuten bestehenden Netzwerk geschrieben: „In China ist die Gewalt gegen Frauen und Kinder unter der allgemeinen Abschottung und Quarantäne deutlich gestiegen. Das ist leider bei uns auch zu befürchten. Daher müssen wir aufklären, unterstützen, abfedern, und handeln, wo immer möglich.“ 

Schnell Hilfe zu bekommen, unbürokratisch und zugewandt, ist jetzt besonders wichtig. Doch wo? 

stern startet Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist mit ihrem ehrenamtlichen Personal am Limit. Psychotherapeuten werden selbst krank oder müssen sich in Video-Begegnungen erst noch einarbeiten. Zwar werden bei Therapeuten wegen Absagen immer wieder auch Termine für eine Krisen-Intervention frei. Manchmal rücken da aber auch sofort Diejenigen von der Warteliste nach. „Wer auf der Warteliste ist, bei dem wird die psychische Situation durch Corona oft ganz dringlich“, sagt Waldherr.

In einer einmaligen Aktion haben sich jetzt auf Initiative des stern über 30 Psychotherapeutinnen, psychiatrische Ärzte, Seelsorgerinnen, Coaches und Krisenhelfer aus ganz Deutschland zusammengetan, um mit stützenden Gesprächen zu entlasten, Mut zu machen und mit konkreten Hinweisen zu helfen. Sie sind – über unsere Koordinatorin Kathrin Contzen – direkt und einfach zu erreichen, sie nehmen sich Zeit.

So geht es: Wer Rat oder Hilfe braucht, kann sich unkompliziert mit unserer Koordinierungsstelle in Verbindung setzen. Kathrin Contzen, Coach und ausgebildet in Krisenintervention, ist am Dienstag, Donnerstag und Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr telefonisch erreichbar – die Nummer lautet: 0172/1390173.

Außerdem sichtet und bearbeitet sie an sieben Tagen die Woche zwischen 9 und 20 Uhr Emails. Die Adresse lautet: [email protected].

Es sind Experten, die fast alle viel beschäftigt sind, in ihren Praxen, als Autoren, als Seelsorgerinnen, als Berater, sie alle sind geübt darin, sich schnell einen Eindruck zu machen, worin das zentrale Problem besteht. So sicher es leider ist, dass sich die Unsicherheit, wie es mit dem Virus und seinen Folgen weitergeht, im Moment nicht aufheben lässt – durchaus aber lässt sich der Umgang mit der Situation lernen oder ändern. 

Michaela Huber ist psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin und Ausbilderin in Traumabehandlung. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben, darunter „Trauma und Traumabehandlung“. Sie leitet ein Ausbildungsinstitut in Göttingen.

„Reden Sie darüber, wie es Ihnen gerade geht“

„Gemeinsam auf die Ressourcen zu schauen ist wichtig“, sagt die Psychologin Stefanie Stahl, die den Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ geschrieben hat. „Katastrophen-Szenarien beziehen sich immer auf die Zukunft“, sagt sie, „es kommt darauf an, im Jetzt zu bleiben und sich eine gute Struktur zu schaffen.“

Es kann sehr helfen, zusammen mit einem Experten zu ergründen, was gerade durch den Druck in der Beziehung, im Umgang mit den Kindern oder mit Angehörigen falsch läuft – und wie man sich selbst entlasten kann. Die Kommunikationstrainerin Anita Hermann-Ruess sagt: „Viele Menschen geben in der Not Seiten von sich preis, die ihre Mitmenschen so nicht kannten: ihr kommunikatives Stressprofil. Jeder geht anders mit Krisen um – und rationale Appelle nutzen oft wenig.“ Sie empfiehlt: „Reden Sie darüber, wie es Ihnen gerade geht, was Sie brauchen, was Ihnen wichtig ist – und fragen Sie genau das Ihre Gegenüber“.

Wer Rat oder Hilfe braucht, kann sich unkompliziert mit unserer Koordinierungsstelle in Verbindung setzen. Kathrin Contzen, Coach und ausgebildet in Krisenintervention, ist am Dienstag, Donnerstag und Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr telefonisch erreichbar – die Nummer lautet: 0172/1390173.

Außerdem sichtet und bearbeitet sie an sieben Tagen die Woche zwischen 9 und 20 Uhr Emails. Die Adresse lautet: [email protected]

Ilka Hoffmann-Bisinger, die das Institut „iska-berlin“ leitet und auf Kurzzeit-Therapien spezialisiert ist, hat diesen Eindruck: „Bei manchen Menschen steigert sich eine bisher gut kompensierte Ängstlichkeit jetzt zu einer regelrechten inneren Panik. Sie können nicht mehr einschlafen oder wachen früh mit Herzrasen auf, sie können sich nicht mehr fallen lassen. Gedanken kreisen immer und immer wieder um dieselben Themen. Sie haben Angst vor dem Nichts zu stehen. Manche fragen sich, ob das Leben dann noch einen Sinn hat, wenn alles, was sie sich über Jahre hinweg mühevoll aufgebaut haben plötzlich zusammenbricht.“

Das Zusammensein auf engem Raum ist für Familien eine große Herausforderung. Einen überschaubaren Zeitraum von ein, zwei Wochen ist so etwas meistens noch ganz gut zu ertragen, es kann sogar eine Art Abenteuer sein. Dann aber können die Spannungen so zunehmen, dass sich Aggressionen in Wutausbrüchen entladen. Das ist gefährlich – besonders für Frauen und für Kinder.

Jennifer Jaque-Rodney, die in Bochum als wissenschaftliche Beraterin von Hebammen arbeitet und auch selbst Familien mit Kleinkindern berät, erlebt zunehmenden Druck in Familien. Schreiende Babys, quengelnde Kinder, Eltern die zu wenig Schlaf bekommen – und dann noch Homeoffice, Quarantäne und Zukunftssorgen wegen des Corona-Virus: Da kann es sehr wichtig sein, neue Strategien zu entwickeln, am besten zusammen mit jemandem, der sich mit Familiensystemen und den Bedürfnissen von Kindern auskennt. Eine weitere Begleiterscheinung dieser großen Krise und dem Kontaktverbot: Einsamkeit. Aber gleichzeitig auch für Angehörige und Freunde auszuhalten, das ältere und kranke Menschen jetzt nicht mehr durch Besuche, Berührungen, unmittelbare Zuwendung unterstützt werden können. 

Josef Sözbir und Melanie Wolfers sind Teil des mehr als 30-köpfigen stern-Expertenteams

Jaque-Rodney, Michaela Huber, Stefanie Stahl, Christian-Peter Dogs, die frühere Bischöfin Margot Käßmann, der Paartherapeut Oskar Holzberg, die Ordensfrau und Autorin Melanie Wolfers, der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, die auf Schreibabys spezialisierte Ärztin und Psychotherapeutin Margret Ziegler und viele, viele mehr sind jetzt da. Sie helfen. Die Gespräche stellen keinen Ersatz für eine Psychotherapie dar. Aber sie können ermutigen und dazu beitragen, entspannter und sicherer mit der Situation umzugehen. Unsere Experten haben außerdem sinnvolle, weitere Adressen (siehe unsere Fotogalerie).

Das Projekt stern-Seelsorge

Wer Rat oder Hilfe braucht, kann sich unkompliziert mit unserer Koordinierungsstelle in Verbindung setzen. Kathrin Contzen, Coach und ausgebildet in Krisenintervention, ist am Dienstag und Donnerstag und Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr telefonisch erreichbar – die Nummer lautet: 0172/1390173.

Außerdem sichtet und bearbeitet sie an sieben Tagen die Woche zwischen 9 und 20 Uhr Emails. Die Adresse lautet: [email protected]. Sie stellt in Absprache mit Ihnen den Kontakt zu einem unserer Experten her.  Ihre Daten werden  in Absprache mit Ihnen an einen Experten weitergegeben, bleiben ansonsten aber streng vertraulich. (Siehe hierzu: Datenschutz)

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