Profitgier? Pfälzer Klinik beatmet schwerkranke Patienten offenbar länger als nötig

In der Stadtklinik der rheinland-pfälzischen Stadt Frankenthal werden offenbar schwerstkranke Patienten aus finanziellen Gründen sehr lange an Beatmungsgeräte angeschlossen, teilweise länger als nötig.

Das legen Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" nahe. Unter anderem zwei große Herzkliniken aus dem Umland verlegen Intensivpatienten nach Frankenthal, die nach aufwendigen Operationen auf künstliche Beatmung angewiesen sind. Der "SZ" liegt eine Vereinbarung vor, nach welcher der Chefarzt der dortigen Intensivstation offenbar Bonuszahlungen bekam, die stiegen, je länger Patienten am Beatmungsgerät hingen.

Intern dränge dieser Arzt sein Team immer wieder, Patienten so lange zu beatmen, bis für den Klinikerlös relevante Zeitmarken erreicht seien, sagen Mitarbeiter. Die Stadtklinik Frankenthal ist ein Haus der Regelversorgung. Sie bietet offiziell Beatmungsentwöhnung an, ist aber nicht dafür zertifiziert.

Acht von elf Fällen als kritisch beurteilt

In einem Gutachten, welches der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, für die "Süddeutsche Zeitung" erstellt hat, weist er darauf hin, dass auch immer wieder Patienten nach Frankenthal geschickt werden, die viel zu krank für ein erfolgreiches Atemtraining seien – manchmal so krank, dass sie kaum noch Zeit zu leben haben.

Janssens hat anonymisierte Akten von elf Patienten begutachtet, die zwischen März 2018 und Mai 2019 nach Frankenthal kamen. Acht dieser Fälle beurteilt er kritisch, bei mehreren von ihnen spricht er von „absolut unverständlichen“ und „tragischen“ Entscheidungen der Ärzte. Den Eindruck, dass viele dieser Patienten für eine Entwöhnung vom Beatmungsgerät zu schwach waren, bestätigt auch ein zweiter Spezialist für Beatmungsmedizin.

Krankenhaus weist Vorwürfe zurück

Die Stadtklinik Frankenthal verweist bei der Bewertung dieser Fälle auf den Datenschutz. Frankenthals Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU), der sich für das Krankenhaus geäußert hat, erklärt aber, man habe nie absichtlich todgeweihte Patienten aufgenommen: Aus keinem Verlegungsbrief habe sich eine „reine Palliativsituation“ ergeben. Es träfe auch nicht zu, dass solche Patienten pauschal bis zum Schluss die volle Therapie bekämen.

Ärzte seien sich eben oft nicht einig, ob ein Mensch schon am Lebensende stünde. Man habe bei einer eigenen Analyse auch keinen Hinweis darauf gefunden, „dass systematisch Einfluss auf die Beatmungsdauer genommen wurde“. Alle Eingriffe seien medizinisch indiziert. Zu den Bonuszahlungen für den Chefarzt heißt es, „zu Personalangelegenheiten“ könne man „aus rechtlichen Gründen keine Auskünfte“ geben. Der Chefarzt beantwortete eine "SZ"-Anfrage nicht.

Weil Krankenkassen für künstliche Beatmung Zehntausende Euro zahlen, birgt sie eine besonders große Gefahr für Missbrauch. Kliniken werden aktuell nicht dafür vergütet, wenn sie einem Menschen helfen, wieder selbst zu atmen. Das Geld gibt es für die Stunden am Beatmungsgerät. Vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen heißt es, es sei „dringend notwendig“, hier „Fehlanreize zu beseitigen“.

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