Krebshilfe fordert Werbeverbot für E-Zigaretten

Nach Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery fordert auch die Deutsche Krebshilfe ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, das E-Zigaretten und Tabakerhitzer mit einbezieht. Deutschland sei bei den Werbeverboten europaweit ein „beschämendes Schlusslicht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerd Nettekoven der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern darf in Deutschland sowohl auf Plakatwänden als auch nach 18 Uhr in Kinos noch für Tabak geworben werden.

Dies sollte abgeschafft werden, genauso wie Werbung für Tabakerhitzer und E-Zigaretten, fordert Nettekoven. „Auch wenn diese Produkte im Vergleich zu Tabakrauch schadstoffärmer sind, bedeuten sie für ihre Konsumenten dennoch eine Gesundheitsgefährdung.“ Speziell junge Menschen und Nichtraucher könnten durch sie in eine Nikotinabhängigkeit geraten.

„Unding, weiter für E-Zigaretten zu werben“

Die Union hatte jahrelang ein generelles Verbot von Tabakwerbung in Deutschland blockiert, zuletzt sprach sich jedoch auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für ein Zigarettenwerbungsverbot aus. Er wolle sich dafür einsetzen, dass Tabakwerbung bald auch von deutschen Straßen verschwinde, erklärte der Gesundheitsminister dem SPIEGEL.

Offen ist jedoch, ob das generelle Werbeverbot nur für klassische Tabakprodukte oder auch für E-Zigaretten gelten soll. Ärztepräsident Montgomery hatte die große Koalition kürzlich aufgefordert, endlich Beschlüsse zu fassen: Notwendig sei ein Werbeverbot für alle Rauchprodukte.

Es wäre ein Unding, wenn die Industrie etwa weiter für E-Zigaretten werben dürfe, sagte Montgomery der „Hannoverschen Allgemeine“. Dem Artikel zufolge gibt es Bestrebungen in der großen Koalition, E-Zigaretten aus dem Verbot auszuklammern. Schon heute verwenden Tabakkonzerne einen Großteil ihres Werbeetats auf die Dampfer statt auf klassische Zigaretten.

Frankreich: 8,80 Euro für ein Päckchen

Neben einem umfassenden Tabakwerbeverbot fordert die Krebshilfe außerdem, die Tabaksteuer regelmäßig zu erhöhen. Als Beispiel nannte Nettekoven Frankreich, wo Raucher aktuell 8,80 Euro für eine Packung Zigaretten zahlen.

Der Tabakkonsum koste Menschenleben und Milliarden Euro, auch die Allgemeinheit zahle einen hohen Preis, begründete Nettekoven den Vorstoß. „Die tabakbedingten Kosten betragen bundesweit jährlich mindestens 80 Milliarden Euro – 25,4 Milliarden Euro entstehen dem Gesundheitssystem, 53,7 Milliarden Euro sind für Produktionsausfälle und Frühverrentungen zu veranschlagen.“

In Deutschland gingen 2018 rund 85.000 Krebsfälle auf Tabakkonsum zurück – deutlich mehr als auf eine ungesunde Ernährung, Übergewicht oder Bewegungsmangel.

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