Jeder zweite Deutsche schluckt Vitaminpillen – dabei sind nur drei sinnvoll

Insbesondere in der kalten Jahreszeit greifen viele Deutsche zu Vitaminpräparaten. Die Nachfrage ist hoch, wie jetzt eine neue Umfrage zeigt. Welche Pillen tatsächlich etwas bringen – und welche Sie sich sparen können.

Fast 75 Prozent der Deutschen greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Das zeigt jetzt eine Studie der Statistik-Plattform „Statista“ , für die im Rahmen der „Global Consumer Survey“ mehr 5000 Menschen befragt wurden. Besonders weit verbreitet sind dabei

  • Vitamine mit 58 Prozent und
  • Mineralien mit 34 Prozent .

Auf Platz Drei folgen Proteine, die jeder Fünfte einnimmt.

Dass die Pillen, Pulver und Kapseln beliebt sind, bestätigt auch das Statistische Bundesamt . Demnach wurden im vergangenen Jahr über 12 Prozent mehr Nahrungsergänzungsmittel produziert als im Vorjahr.

Diese drei Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll

Umstritten ist allerdings, wie viel die Einnahme tatsächlich bringt. Wirklich sinnvoll sind laut Experten nämlich nur drei Mikronährstoffe:

1. Vitamin D

Das „Sonnenvitamin“ ist wichtig für die Knochengesundheit, weil es die Einlagerung von Kalzium fördert. Es ist aber kaum in Lebensmitteln zu finden.

Der Körper kann Vitamin D selbst in der Haut bilden, wenn diese genug Sonnenlicht abbekommt. Dafür genügen schon täglich zehn Minuten draußen, selbst wenn der Himmel bedeckt ist. Kein Problem in leichter Sommerkleidung, aber an kalten Wintertagen wird es eng mit der Vitamin-D-Versorgung. Zumal viele Mediziner eine hohe Tagesdosis für sinnvoll halten.

2. Folsäure

Folat ist das einzige Vitamin, bei dem die Versorgung in Deutschland durch die Ernährung eher ungenügend ist. Als „Babyvitamin“ ist es besonders wichtig für Schwangere und Frauen, die schwanger werden möchten. Folsäure gehört zu den B-Vitaminen und ist essentiell für die Blutbildung, Zellteilung, und generell alle Wachstumsprozesse.

Folsäuremangel kann dramatische Folgen für das ungeborene Kind haben: Fehlbildungen vor allem an Wirbelsäule und Rückenmark, dem sogenannten Neuralrohrdefekt.

Folsäure steckt zwar in nennenswerter Menge in Keimen, grünem Gemüse und Hülsenfrüchten – das deckt aber selten den durchschnittlichen Tagesbedarf, schon gar nicht dem stark erhöhten in der Schwangerschaft. Also: Tabletten erlaubt bis notwendig.  

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3. Vitamin B12

Dieses Vitamin brauchen nicht alle Menschen als Nahrungsergänzungsmittel. Für die wachsende Gruppe der Veganer sind B12-Pillen aber notwendig, weil es das einzige Vitamin ist, das die komplett tierfreie Ernährung nicht mit pflanzlichen Lebensmitteln abdecken kann. Als wichtiger Baustein für die Zellteilung, Blutbildung und die Funktion des Nervensystems ist B12 unverzichtbar in der täglichen Vitaminversorgung.

In welcher Menge die Präparate für die meisten Menschen unbedenklich sind, erfahren Sie in der Liste des BfR für die Höchstmengen von Vitaminen und MIneralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln . Generell sollten Sie aber bei bestimmten Vorerkrankungen vor der Einnahme mit Ihrem Arzt klären, welche der Präparate für Sie sinnvoll sind.

Auf welche Vitamin-Pillen Sie verzichten können

Bis auf die genannten Ausnahmen können Sie allerdings auf Vitamine in Tablettenform verzichten – sofern ein Arzt bei Ihnen keinen nachweislichen Mangel per Blutbild nachgewiesen hat. Hier sind die fünf, die am häufigsten konsumiert, aber von gesunden Menschen nicht gebraucht werden:

1. Multivitamintabletten

Alles, was sie enthalten, kann eine ausgewogene Ernährung liefern. Eine große US-Studie mit 39.000 älteren Frauen zeigte bereits vor einigen Jahren, dass die Pillenkonsumentinnen ein größeres Sterberisiko hatten als die Vergleichsgruppe, die keine Vitamintabletten schluckte. 2018 hat darüber hinaus eine Metaanalyse zahlreicher Studien zur Vitamin-Supplementierung nachgewiesen, dass diese keinerlei positive Wirkung auf Herz-Kreislauf-Ekrankungen haben.

2. Vitamin A

Die Zellschutzvitamine A, C und E bilden die wichtigsten Antioxidantien, auch Zellschutzvitamine genannt. Als Radikalefänger erfüllen die Vitamine eine wichtige Aufgabe im Organismus. Denn freie Radikale sind mitverantwortlich für Alterungsprozesse und die Entstehung von Krankheiten.

Obst, Gemüse und (gutes) Öl liefern diese Zellschutzvitamine aber eigentlich in ausreichender Menge. Als Nahrungsergänzungsmittel, besonders in hoher Dosierung, bekommen die Vitamine von Experten dagegen schlechte Noten: Konkret stellte eine Langzeituntersuchung vermehrt Lungenkrebs bei Rauchern fest, die Vitamin A oder die Vorstufe Betakarotin einnahmen. Außerdem weiß man, dass schon eine tägliche leichte Überdosierung des fettlöslichen Vitamins A Leber und Knochen schaden kann.

3. Vitamin C

Vitamin C kann nicht vor Krankheiten schützen – nicht einmal vor Schnupfen, wie manche glauben. Den positiven Einfluss auf das Immunsystem haben Studien in den letzten Jahrzehnten immer wieder versucht nachzuweisen. Dagegen hat sich gezeigt, dass hohe Tagesdosen zu Nierensteinen führen können. Eine Supplementierung ohne einen nachgewiesenen Mangel macht deshalb keinen Sinn.

4. Vitamin E

Für Vitamin E konnte der früher vermutete Krebsschutz nie nachgewiesen werden. Vielmehr hat eine Studie mit 36.000 männlichen Teilnehmern ein vermehrtes Risiko für Prostatakrebs gezeigt, wenn diese Vitamin-E-Kapseln schluckten. Bei dauerhaft hoher Dosierung kann es zu Störungen der Verdauung, Muskelkraft oder der Blutgerinnung kommen. Auch Vitamin E-Kapseln sind deshalb nicht zu empfehlen.

5. Vitamin B3

Lange Zeit hatte Niacin (Nikotinsäure) den Ruf, schützend auf Herz und Hirn zu wirken. Auch hier zeigte eine große Studie mit 25.000 Herzpatienten, dass die Dauereinnahme nicht zu weniger Herzinfarkten oder Schlaganfällen führte. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe entwickelten die B3-Konsumenten aber häufiger Leberprobleme und innere Blutungen.

Im besten Fall produziere man durch die unnötige Einnahme von Vitaminen „teuren Urin“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. Im schlimmsten Fall schade man seiner Gesundheit. Die Behörden prüfen Nahrungsergänzungsmittel – beispielsweise Vitaminpräparate – nicht wie Arzneimittel auf ihre Sicherheit und Qualität, bevor sie auf den Markt kommen. So kommt es bei diesen Pillen und Pulvern immer wieder zu Verunreinigungen.

 

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