Zum 22. Mal steht deutschlandweit der März im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. Die Felix Burda Stiftung setzt sich seit 2001 dafür ein, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf den Darmcheck zu fokussieren. Das Engagement ist unverändert wichtig, zeigen Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Rund neun Millionen Menschen haben seit Einführung der gesetzlichen Vorsorgekoloskopie im Jahr 2002 bis heute an dieser Präventionsmaßnahme teilgenommen. Hierdurch konnten rund 160.000 Todesfälle und 330.000 Neuerkrankungen verhindert werden. Von 2000 bis 2016 ging die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate bei Frauen und Männern um knapp ein Viertel zurück. Noch deutlicher zeigt sich die Reduktion der Sterblichkeitsrate: Zwischen 2000 und 2018 sank sie bei Männern um 35,8 Prozent, bei Frauen sogar um 40,5 Prozent.
Fazit: Immer weniger Menschen erkranken und versterben an Darmkrebs
Das sind großartige Erfolge der Darmkrebsvorsorge in Deutschland und hieran hat die Felix Burda Stiftung einen enormen Anteil. Der erfreuliche Trend der sinkenden Fälle könnte allerdings bald ins Gegenteil umschwingen, wie Prof. Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) beim Auftaktsymposium zum Darmkrebsmonat März vom Verein Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. erläuterte, das mit Unterstützung der Felix Burda Stiftung durchgeführt wurde.
Hoffmeister und seine Kollegen in Heidelberg haben in einer Modellierungsstudie errechnet, wie sich in Zukunft die Inzidenzen bei Darmkrebs entwickeln. Wenn die Teilnahmerate an der Vorsorgekoloskopie auch in den nächsten Jahrzehnten auf dem bisherigen, niedrigen Niveau verbleibt, wird es 2040 rund 20 Prozent mehr Neuerkrankungen geben. Und bis 2050 wird ein Anstieg der Darmkrebs-Fälle von heute jährlich etwa 61.300 auf 77.000 zu erwarten sein, ein Plus von rund 25 Prozent. Den Grund für diesen radikalen Anstieg sehen die Wissenschaftler in der zunehmenden Veralterung und der damit einhergehenden Steigerung des Risikos für Krebs. Die Gruppe derer, die 67 Jahre oder älter sind, wird wohl von 16 Millionen in 2019 auf über 21 Millionen im Jahr 2060 steigen.
Um dieser Steigerung der Darmkrebs-Fälle entgegenzuwirken, müsste die Teilnahmerate allein bis zum Jahr 2030 auf etwa den doppelten und ab dem Jahr 2040 sogar auf den dreifachen Wert erhöht werden. Und selbst dann könnte die Inzidenz lediglich auf dem Niveau von heute gehalten, aber definitiv nicht gesenkt werden.
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In den USA ist man schon weiter
In den USA ist man hier schon weiter. Vom National Colorectal Cancer Roundtable wurde das Ziel #80inEveryCommunity ausgegeben: Eine Teilnahmerate von 80%. Prof. Mark Pochapin vom NYU Langone Health Hospital in New York erläuterte die Chancen dieses Ziels sehr anschaulich: Bei einer Screeningrate von 80 Prozent könnten bis zum Jahr 2030 rund 203.000 Todesfälle an Darmkrebs verhindert werden. „Dies entspricht 3,7 bis auf den letzten Platz gefüllte Yankee Stadien in New York“, so Pochapin. Eine gigantische Anzahl Menschen!
In Deutschland ließen sich 2018 dagegen jährlich nur 1,7 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen und 1,9 Prozent der anspruchsberechtigten Männer in präventiver Absicht koloskopieren. Nach Start des Einladungsverfahrens im Juli 2019 dürften sich diese Zahlen verbessert haben, noch liegen aber keine aktuelleren Teilnahmeraten vor.
Mit Blick auf diese beunruhigende drohende Entwicklung der Zahlen ist es unabdingbar, dass weiterhin eine intensive Aufklärung über die Chancen der Darmkrebsvorsorge und eine stete Verbesserung des organisierten Darmkrebs-Screenings in Deutschland erfolgen.
Felix Burda Stiftung will mehr Teilnehmer bei der Darmkrebsvorsorge
Hieran wird die Felix Burda Stiftung maßgeblich mitwirken. Die Stiftung schließt sich den Empfehlungen der DKFZ-Wissenschaftler an, um eine Steigerung der Teilnahmeraten zu erreichen.
Diese beinhalten die Verbesserung des bestehenden Einladungsverfahrens, um mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge zu motivieren, insbesondere auch Menschen aus sozial benachteiligten Schichten. Die Infomaterialien, die im Rahmen des Einladungsverfahrens an Versicherte verschickt werden, werden auch von Prof. Hoffmeister als eher abschreckend statt motivierend und zudem als zu anspruchsvoll für medizinische Laien eingeschätzt.
Das aktuell praktizierte Stuhltest-Screeningangebot ist ebenfalls zu kompliziert und erfordert viel zeitlichen Invest vom Versicherten. Die Inanspruchnahme könnte relativ leicht um das 3-fache erhöht werden, wenn man Hürden senken würde, so der Wissenschaftler. Weiter empfiehlt das DKFZ eine Herabsetzung des Screening-Alters von 55 auf 50 Jahre auch bei Frauen und die Erweiterung des derzeitigen Angebots von maximal zwei Vorsorge-Koloskopien.
Anmerkung: Die Felix Burda Stiftung gehört genauso wie FOCUS online zu Hubert Burda Media.
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