Als Xi Jinping am 10. März die Stadt Wuhan besuchte und mit Atemschutzmaske via Videocall einem Patienten Mut zusprach, war dies auch ein Signal: Der Krieg gegen das Virus ist so gut wie gewonnen, der Sieg ist nahe. Neuinfektionen passen schlecht ins Bild, wenn die Partei dem Volk einmal verkündet hat, dass das Virus besiegt sei. Und da liegt es nahe, die Zahlen passend zu machen.
Ein Arzt aus Wuhan berichtete allerdings der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, dass die Zahlen zum Besuch des Staatspräsidenten Xi Jinping in Wuhan am 10. März massiv geschönt wurden. Wörtlich sagte er, man habe „massenhaft infizierte Patienten aus dem Krankenhaus gelassen“. Er ist nicht der einzige, der Zweifel an den Zahlen der Regierung äußert, die derzeit blendend aussehen.
Coronavirus: Kehrt China zur Normalität zurück?
China kehrt zur Normalität zurück. Das ist die Botschaft, die Peking derzeit nach außen sendet, dazu Bilder von Menschen mit Atemschutzmasken, die die Frühlingssonne genießen. Glaubt man den Zahlen der Regierung, so scheint China das Virus tatsächlich in den Griff bekommen zu haben. Die Zahl der Neuinfektionen war in den vergangenen Tagen auf unter 50 gesunken. Die meisten Ansteckungen geschehen nun nicht mehr im Land, sondern werden von Einreisenden ins Land getragen, weshalb China die Einreisebestimmungen massiv verschärft hat. In den vergangenen drei Tagen haben rund 12.000 Ärzte und Krankenpfleger die Provinz Hubei verlassen. Dort war es seit Sonntag zu keinen Neuinfektionen gekommen.
Maßnahmen und die Lehren
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Ab dem 8. April sollen sogar Reisen von und nach Wuhan, dem Epizentrum der Pandemie, wieder möglich sein. Doch warum sollte man ausgerechnet jetzt den Zahlen der Regierung trauen? Laut dem chinesischen Magazin Caixin gibt es einige Zweifel. Vor allem sollen in der Provinz Hubei sogenannte „asymptomatische Infektionen“ auftreten. So werden Fälle bezeichnet, die zwar positiv auf das Virus getestet wurden, aber keinerlei Symptome zeigen. Diese werden nicht in die offizielle Statistik aufgenommen.
Fraglich ist zudem, wie viele Infizierte sich noch in den anderen Inland-Provinzen Chinas aufhalten. Bevor Wuhan am 25. Januar von der Außenwelt abgeriegelt wurde, hatten fünf Millionen Wanderarbeiter bereits die Stadt verlassen. Nachweislich war das Virus da bereits seit mindestens drei Wochen aktiv. Zudem gehen Schätzungen davon aus, dass circa 100 Millionen Wanderarbeiter noch immer nicht zu ihren Arbeitsplätzen an der Ostküste zurückgekehrt sind. Als wahrscheinlich gilt, dass deren Reisen zu einer erneuten Infektionswelle führen werden.
Regierung riegelt Hauptstadt Peking ab
Das dürfte auch der Grund sein, weshalb die chinesische Regierung vor allem die Hauptstadt Peking abriegelt. Während die Einreise nach Shanghai und in andere chinesische Städte zwar kompliziert, aber möglich ist, werden derzeit alle Flüge nach Peking in andere Städte der Region umgeleitet. Die Einreisenden werden zunächst einem Corona-Test unterzogen und müssen sich anschließend in ein Quarantäne-Hotel begeben, wo sie die nächsten 14 Tage unter Beobachtung stehen. In Shanghai ist immerhin eine Quarantäne zu Hause möglich.
Coronavirus
Drastische Einreisebestimmungen: Chinas größte Sorge sind die Heimkehrer
Unterdessen versucht Peking, die Panik in Europa und dem Rest der Welt zu nutzen, um ein neues Narrativ zu verbreiten: Nur durch das schnelle und radikale Durchgreifen Chinas sei es gelungen, das COVID19-Virus einzudämmen – so in etwa lautet die Botschaft. Am Mittwoch verschickte Präsident Xi Jinping gleich reihenweise Sympathie- und Solidaritätsbekundungen an meist europäische Staatschefs. Zeitgleich versucht Peking Zweifel an der Herkunft des Virus zu säen. So verbreiten selbst offizielle Stellen Verschwörungstheorien, wonach das Virus gar nicht in China entstanden sei, sondern zum Beispiel von US-Soldaten zu einer Militärübung im vergangenen Herbst nach Wuhan gebracht worden sei.
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