Das E-Rezept wird denApothekenalltag verändern. Schon das Securpharm-Projekt hat gezeigt, wie sichtechnische Aspekte auf die praktischen Abläufe in Apotheken auswirken. Was in dieserHinsicht vom E-Rezept zu erwarten ist, hat DAZ.online bei Dr. Peter Froesenachgefragt. Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein gilt inder ABDA als Experte für IT und Telematik in der Apotheke.
DAZ.online: Wie ist derderzeitige Stand zur Entwicklung des E-Rezeptes?
Froese: Der Gesetzgeber hatzwei wichtige Entscheidungen getroffen. Zum Ersten hat er dasVerhandlungsmandat für die Verträge zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem DAVeinerseits sowie der KBV andererseits definiert. Zum Zweiten hat er die KBVbeauftragt, die technischen Beschreibungen auf der Arztseite zu erstellen.Außerdem wurden die Apotheken verpflichtet, die von der GKV refinanziertentechnischen Instrumente E-Health-Konnektor und Heilberufeausweis bis September2020 zu beschaffen. Die Gesellschaft für Telematikanwendungen (gematik) solldie Vorgaben für das E-Rezept erstellen. Auch die „Makelfreiheit“ für dasE-Rezept ist gesetzgeberisch „unterwegs“. Doch hier gibt es noch dringendenNachbesserungsbedarf. Das Makelverbot muss auch für Dritte gelten,nicht nur für die Beteiligten des Systems.
Noch vieles offen zum Ablaufin der Apotheke
DAZ.online: Wie können wiruns den praktischen Ablauf vorstellen, wenn künftig ein Patient mit einemE-Rezept in die Apotheke kommt? Was wird zu tun sein, bis die Verordnung aufdem Bildschirm des Apothekencomputers lesbar ist?
Froese: Das hängtentscheidend davon ab, welche genauen Vorgaben die gematik macht. Dort hat derDAV gemeinsam mit den Ärzten die Federführung für die Ausgestaltung des E-Rezeptes. Undda steht vieles noch nicht fest. Zum Beispiel die Frage, ob dieverordneten Arzneimittel bereits in einem Barcode codiert sind, mitdessen Hilfe der Patient seine Rezepte verwalten kann, die in derTelematik-Infrastruktur der gematik „verplombt“ liegen. Von solchenscheinbaren Kleinigkeiten hängt es ab, wie schnell die Daten in derApotheke ankommen und wie dort die Abläufe aussehen werden. Die Frage lässtsich derzeit also noch nicht seriös beantworten.
DAZ.online: Wie kann derAblauf aussehen, wenn der Patient die Daten zuvor an die Apotheke seiner Wahlüberträgt? Wird sich das möglicherweise als praktikabelster Weg durchsetzen,weil die Apotheke alles rechtzeitig bestellen kann und Nachlieferungenüberflüssig werden? Wird das den Alltag der Patienten und der Apothekenverändern?
Froese: Auch diese Frage lässt sich noch nichtendgültig beantworten. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen aber: Jefrüher das E-Rezept in der Apotheke ankommt, desto stärker ändern sich die Arbeitsabläufein der Apotheke. Besonders beim „pharmazeutischen Bearbeiten“ von Arzneimittelverordnungen bietet das viele Chancen. Wir haben einfach mehrZeit für die eigentlichen Aufgaben der pharmazeutischen Prüfung. Da sinddie logistischen Vereinfachungen nur ein willkommener Nebeneffekt. Darumarbeiten wir daran, dass die Apotheke so früh wie möglich Informationen überdie Verordnung erhalten kann.
DAZ.online: Wird sich dieAnsprache der Patienten grundsätzlich verändern? Müssen wir befürchten, dass dasKundengespräch noch mehr von technischen Aspekten überlagert wird?
Froese: Nein, das glaube ichnicht. Es wird natürlich ein wie auch immer geartetes Einlesen derelektronischen Verordnung aus der Telematik-Infrastruktur in dasApothekensystem geben, aber für das Kundengespräch dürfte sogar mehr Zeit sein,weil das manchmal schwierige Decodieren unleserlicher Handschriften entfällt.
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