Verstoß gegen Impf-Reihenfolge: Kommunalpolitiker in Sachsen-Anhalt vorab geimpft

Die WHO spricht von „beunruhigenden Nachrichten“, da der Astrazeneca-Impfstoff wohl nur eine begrenzte Wirksamkeit gegen die südafrikanische Corona-Mutation aufweist. Alle aktuellen Meldungen rund um den Corona-Impfstoff und die Impfstrategie in Deutschland lesen Sie hier im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 8. Februar 2021

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Russland will Sputnik V nicht vor Mai oder Juni in EU liefern

Dienstag, 9. Februar, 17.39 Uhr: Russland hält eine Lieferung seines selbst entwickelten Impfstoffs Sputnik V in die Europäische Union nicht vor Mai oder Juni für möglich. Das sagte der Chef des staatlichen Direktinvestmentfonds (RDIF), Kirill Dmitrijew, am Dienstag im russischen Staatsfernsehen Rossija 24. "Die großen Lieferungen in die EU sind erst dann möglich, wenn die Massenimpfungen in Russland beendet werden."

Der RDIF ist für die internationale Vermarktung von Sputnik V zuständig, der bereits in vielen Ländern zugelassen und im Einsatz ist. Vor dem Einsatz in der EU muss das Präparat noch von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen werden.

Die EMA hatte in der vergangenen Woche frühere Angaben Russlands, der Antrag auf Zulassung sei bereits eingereicht, zurückgewiesen. Der Fonds teilte am Dienstag erneut mit, dass die EMA jetzt aber den Antrag angenommen habe. Die russischen Entwickler sehen sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, widersprüchliche Angaben zu Sputnik V zu veröffentlichen.

"Wir hoffen, dass unser Antrag in Kürze begutachtet wird und dass keine politischen Argumente vorgebracht werden in diesem Verfahren, sondern es sachlich bewertet wird", sagte der Fonds-Chef.

Die Wirksamkeit von Sputnik V gegen den Erreger Sars-CoV-2 wird mit mehr als 91 Prozent angegeben. Impfungen gibt es etwa in Moskau auch in Einkaufszentren, in mobilen Impfstationen und in den meisten Kliniken. Nach einer ersten Komponente wird nach 21 Tagen eine zweite verabreicht. Nach 42 Tagen insgesamt soll sich die Immunität dann voll ausgebildet haben.

In Moskau sind nach städtischen Angaben erst etwa 400.000 Bürger geimpft – von rund 13 Millionen. Viele Menschen in Russland zögern – auch weil Kremlchef Wladimir Putin, der Sputnik V international als bestes Vakzin der Welt anpreist, sich noch nicht hat impfen lassen. Pakistan ließ Sputnik am Dienstag nach RDIF-Angaben als 22. Land zu.

WHO spricht von "beunruhigenden Nachrichten" wegen geringerer Wirksamkeit

20.26 Uhr: Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben am Montag über den weiteren Umgang mit dem Astrazeneca-Impfstoff beraten. Südafrika hatte geplante Impfungen mit dem Vakzin wegen Zweifeln an dessen Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Coronavirus-Variante vorläufig gestoppt. "Das sind auf jeden Fall beunruhigende Nachrichten", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montagabend in Genf. dpa/Owen Humphreys/PA Wire/dpabild Medizinisches Personal befüllt eine Spritze mit dem Corona-Impfstoff von Oxford/Astrazeneca.

Die Entwicklung zeige, dass Vakzine schnell produziert und zu den Menschen gebracht werden müssten. "Wir wissen, dass Viren mutieren, und wir wissen, dass wir bereit sein müssen, Impfungen anzupassen, damit sie wirksam bleiben", sagte der WHO-Chef weiter. Tedros will sich am Dienstag mit den Experten der Strategie-Gruppe der WHO (SAGE) treffen, um Empfehlungen im Umgang mit dem Impfstoff zu besprechen, den Astrazeneca zusammen mit der Universität Oxford entwickelt hat. Er appellierte an die Staatengemeinschaft, jede neu entdeckte Virusmutation an die WHO zu melden. Nur so könne die Organisation die Entwicklung beobachten und entsprechend reagieren.

Vizekanzler Scholz will Herstellung von Impfstoffen beschleunigen

20.21 Uhr: Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will die Herstellung von Impfstoffen vorantreiben. "Wir müssen jetzt noch einmal alle Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass so viel Impfstoff wie möglich produziert wird", sagte Scholz am Montag nach Beratungen der SPD-Spitze in Berlin. Er wies darauf hin, dass "jetzt viel Geld eingesetzt wird, auch um denen zu helfen, die ihre Produktion ausweiten wollen". Mit der Unterstützung von Unternehmen in Deutschland, die mehrere der aktuellen, modernen Corona-Impfstoffe entwickelt hätten, "leisten wir gleichzeitig einen Beitrag, dass eine Zuliefererstruktur, eine Produktionsstruktur in Deutschland und Europa entsteht, die in der Lage ist, uns vor künftigen Pandemien und künftigen Herausforderungen dieser Art zu schützen", betonte Scholz. Dabei gehe es auch darum, "dass wir vorbereitet sind, wenn wegen der Pandemie auch veränderte Impfstoffe schnell entwickelt und produziert werden müssen", fügte er mit Blick auf mutierte Virus-Varianten hinzu.

dpa/Kay Nietfeld/dpabild Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat.

Impfstoff drohte zu verfallen – Polizisten früher als geplant geimpft

16.37 Uhr: In Sachsen haben hunderte Polizisten früher als geplant eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Wie die Polizeidirektion Dresden am Montag auf Anfrage mitteilte, wurden bisher 391 Beamte geimpft. Die Impfdosen seien den Polizisten an mehreren Tagen kurzfristig vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) angeboten worden, um den Impfstoff vor dem Verfall zu retten. Deshalb habe man das Angebot angenommen. Zuvor hatten das Magazin "Der Spiegel" und andere Medien berichtet.

Das DRK, das in Sachsen die Impfzentren organisiert, bestätigte das Vorgehen. "Oberstes Ziel ist es, keinen Impfstoff verloren gehen zu lassen", erklärte DRK-Sprecher Kai Kranich. Dass im Januar Impfdosen übrig waren, begründete er mit einem Fehler im Buchungssystem. Termine seien doppelt gebucht und dafür doppelt so viel Impfstoff aufgetaut worden. "Wir brauchten eine schnelle Lösung." Polizisten gehören nicht zur Gruppe mit der höchsten Priorität bei der Impfstoff-Vergabe.

Nach Angaben des sächsischen Gesundheitsministeriums haben prinzipiell auch bei der Verteilung von übrig gebliebenen Impfstoff-Dosen die Gruppen mit der höchsten Priorität Vorrang – also über 80-Jährige, medizinisches Personal und ambulante Pflegedienste. Ist der Impfstoff aufgetaut, aber noch nicht fertig zum Spritzen verarbeitet, werden die Dosen über Termine im Buchungssystem vergeben.

Ist der Impfstoff bereits in der Spritze aufgezogen und droht am Ende des Tages "kurzfristig zu verfallen", können Impfzentren auf eine mit den Kommunen abgestimmte Liste zurückgreifen. Darauf stehen etwa Arztpraxen, aber auch Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, weil sie zur kritischen Infrastruktur gehören. Im Einzelfall könne von der vorgegebenen Impfreihenfolge abgewichen werden, hieß es. Laut Ministerium bleiben gewöhnlich am Ende eines Tages in Sachsen weniger als sechs Dosen übrig und werden entsprechend verteilt.

Nach Angabe des DRK sind Termine über das Buchungsportal weiterhin schwierig zu bekommen, weil es nach wie vor an Impfstoff fehlt. So sei etwa eine für Montag angekündigte Impfstofflieferung von Biontech/Pfizer wegen des Winterwetters verschoben worden. Könne jemand wegen der aktuellen Witterung seinen Termin für eine Erstimpfung nicht wahrnehmen, verfalle dieser, erklärte DRK-Sprecher Kranich. Wer aber einen Termin für eine Zweitimpfung in einem Impfzentrum nicht wahrnehmen könne, sollte über die Hotline einen einem Alternativtermin vereinbaren. "Vorerst fahren wir weiter auf Sicht."

"Verzögerungen nicht auszuschließen": Schnee-Chaos erschwert Impfstoff-Transport

15.54 Uhr: Wegen des Sturmtiefs "Tristan" haben aktuell Lieferanten der Covid-19-Impfstoffe mit Herausforderungen zu kämpfen. "Sicheres Ankommen hat immer Priorität vor schnellem Ankommen. Deshalb sind bei extremen Wetterlagen Verzögerungen auch nicht auszuschließen", sagte Sabine Kolaric, Sprecherin der Trans-o-Flex-Express Gmbh gegenüber dem Nachrichtenportal watson.

Das Logistikunternehmen ist mit der landesweiten Verteilung von Covid-19-Impfstoffen an die bayerischen Impfzentren beauftragt.Kolaric weiter: "Es ist gerade angesichts des knappen Impfstoffs besser, die Verzögerung einer Lieferung in Kauf zu nehmen, etwa, weil man einen Umweg oder langsamer fährt, als die Lieferung an sich zu gefährden."

Auch die DHL Supply Chain musste Fahrweisen und Tourenplanung ihrer Vakzin-Lieferfahrten wetterbedingt anpassen, wie Unternehmenssprecher Daniel Pohl berichtet. Jedoch: „Die Versorgung der Impfzentren mit den Impfstoffen ist dadurch zu keiner Zeit gefährdet“, so Pohl gegenüber watson. Seinen Angaben zufolge habe lediglich ein Bundesland die Regelversorgung auf eigenen Wunsch auf Dienstag verschoben.

Das Logistikunternehmen Kühne + Nagel ist unter anderem auf der letzten Meile der Covid-19-Impfstoffdistribution in Nordrhein-Westfalen tätig und hat dort aufgrund des Wetters „extra mehr Fahrzeuge und Personal im Einsatz“, wie Dominique Nadelhofer, die Sprecherin der AG berichtet, da natürlich auch sie „vom Straßenzustand abhängig“ seien.

Für die Zulieferung des Vakzins aus dem Ausland sei das Wetter nicht problematisch, so Nadelhofer: "International gehen wir aktuell nicht von nennenswerten Verzögerungen aus – der Schneesturm betrifft ja in erster Linie Deutschland."

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Umfrage: Impfbereitschaft in Deutschland auf 62 Prozent gestiegen

15.11 Uhr: Die Bereitschaft, sich gegen Corona impfen zu lassen, ist in Deutschland einer repräsentativen Umfrage zufolge leicht gestiegen. Ende Januar lag sie bei 62 Prozent, im November hatten 57 Prozent der Befragten ihre Impfbereitschaft bekundet. Das ergab eine Studie des Hamburg Center for Health Economics, wie die Universität Hamburg am Montag mitteilte. Die repräsentative Befragung werde alle zwei Monate unter mehr als 7000 Menschen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Dänemark und Portugal durchgeführt. Die jüngste Umfrage wurde zwischen dem 19. Januar und 1. Februar gemacht.

Im Vergleich mit den anderen befragten Ländern belege Deutschland bei der Impfbereitschaft lediglich den vorletzten Platz, hieß es weiter. Nur Frankreich habe mit 48 Prozent deutlich weniger Impfwillige. An der Spitze stehen derzeit die Briten und Dänen mit jeweils 80 Prozent. Allerdings hätten alle sieben Länder bei der Impfbereitschaft seit November vergangenen Jahres zugelegt.

"Wir sehen, dass vor allem die bisher unentschlossenen jungen Menschen nun eine Entscheidung getroffen haben", erklärte der Wissenschaftliche Direktor am Hamburg Center for Health Economics, Prof. Jonas Schreyögg. Zudem sei das Vertrauen in die Sicherheit der Impfstoffe seit November in allen sieben Ländern gestiegen. In Großbritannien und Dänemark werden den Angaben zufolge Werte von gut 70 Prozent erreicht. In Deutschland glauben 57 Prozent der Befragten, dass die inzwischen verfügbaren Impfstoffe sicher sind.

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