US-Wissenschaftler wollen in einer neuen Studie gezeigt haben, dass das Coronavirus über eine Entfernung von bis zu acht Metern übertragbar ist. In einer Luftwolke soll sich der Erreger mehrere Stunden halten können. Virologe Christian Drosten sieht die „Wolken-Übertragung“ jedoch skeptisch.
"Halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand": Auf den Boden der Supermärkte kleben Linien zur Orientierung, wer Einkaufen geht oder sich draußen aufhält, muss Abstand zu seinen Mitmenschen halten. Die Gefahr, sich oder andere mit dem Coronavirus anzustecken, ist Experten zufolge sonst zu groß.
Jetzt ermittelte ein US-amerikanisches Forscherteam jedoch, dass dieser Abstand nicht ausreichen könnte. Stattdessen könne sich das Virus auch über eine Strecke von bis zu acht Metern verbreiten. Das schreiben Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einer Studie mit dem Titel "Social distancing strategies for curbing the COVID-19 epidemic", die sie auf dem Pre-Print-Server "medRxiv" veröffentlichten.
Sie stellten demnach fest, dass sich die Viruströpfchen in einer feuchtwarmen Umgebung mit einer Geschwindigkeit von zehn bis 30 Metern pro Sekunde fortbewegten. Sie gelangten beim Husten oder Niesen in die Luft, dadurch entstehe den Forschern zufolge eine Wolke, die sich um eine Länge von bis zu acht Metern erstrecken könne.
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Wolke soll in der Luft schweben und ihre Richtung verändern können
Diese Wolke könnte den Forscher nach außerdem über mehrere Stunden in der Luft schweben. Dadurch bestünde die Gefahr, dass sie durch Lüftungssysteme in Supermärkten oder öffentlichen Verkehrsmitteln verschoben würden und ihre Richtung änderten.
Vor wenigen Wochen hatten bereits andere Studienautoren im "New England Journal of Medicine" darauf hingewiesen, dass das Virus für längere Zeit in der Luft bleiben könnte. Drei Stunden sollte es den Wissenschaftlern zufolge in Aerosolen überleben.
Drosten: Virus fällt relativ schnell zu Boden
Deutsche Wissenschaftler halten die Wolken-Theorie der Ansteckung der US-Forscher allerdings nicht für zutreffend. Charité-Virologe Christian Drosten erklärte im NDR-Podcast etwa: "Das Virus ist nun mal in der Luft für eine kurze Zeit. Es wird ausgehustet und steht als grobes bis mittelgroßes tröpfiges Aerosol in der Luft. Und das fällt relativ schnell zu Boden. Das ist nicht so, dass so ein Virus als Wolke in der Luft steht und stundenlang bleibt und sich auch noch in den Nachbarraum verteilt."
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