Südafrika-Studie bestätigt Omikron-Verdacht – aber es gibt auch eine gute Nachricht

Die Omikron-Variante des Coronavirus verbreitet sich nicht nur rasend schnell. Sie entzieht sich auch teilweise der Immunantwort, die wir durch Impfungen mühsam aufgebaut haben – selbst nach dem Booster. Das bestätigt nun eine Untersuchung aus Südafrika. Warum der dritte Pieks dennoch elementar im Kampf gegen das Virus bleibt.

Omikron hat die Wirksamkeit der Impfstoffe herabgesetzt – eine Infektion können sie nach Einschätzung von Experten in der Regel nicht mehr verhindern. Einen Schutz vor einem schweren Verlauf bieten sie in den meisten Fällen jedoch weiterhin. Das gilt insbesondere nach der dritten Booster-Dosis.

Eine neue Untersuchung aus Südafrika bestätigt diese Annahmen. Dafür haben Wissenschaftler eines deutsch-südafrikanischen Teams die Proben von sieben Urlaubern aus Deutschland analysiert, die sich bereits Ende November mit der damals in Südafrika schon kursierenden Variante angesteckt haben. Alle von ihnen hatten zuhause in Deutschland vor Abflug bereits eine dritte Impfdosis erhalten. Bei der jetzt im Fachmagazin "Lancet" publizierten Untersuchung handele es sich um die erste Studie zu Omikron-Impfdurchbrüchen bei Geboosterten überhaupt, schreiben die Autoren.

Schutz vor Infektion: nein, Schutz vor schwerem Verlauf: ja

Das Ergebnis: Auch nach dem Booster ist das Immunsystem offenbar nicht in der Lage, Omikron-Infektionen zu verhindern. Das Virus könne die dafür zuständigen Antikörper umgehen.

Allerdings legten die milden Krankheitsverläufe der Probanden nahe, dass der Booster dennoch einen "guten Schutz vor einer schweren Erkrankung" bietet, konstatieren die Wissenschaftler – wenngleich die Aussagekraft ihrer Studie durch die geringe Zahl der Probanden eingeschränkt sei.

Entsprechende Vermutungen gibt es jedoch bereits seit Längerem – daher erwarten Experten in der gerade auch in Deutschland massiv anziehenden Omikron-Welle auch unter Geimpften hohe Infektionszahlen. Trotzdem bleibe die Booster-Impfung zentral, um schwere Verläufe bei immer mehr Omikron-Infektionen weltweit zu verhindern, betonen die Studienautoren. Andere Waffen des Immunsystems – wie die sogenannten T-Zellen – seien auch gegen das mutierte Virus weiter wirksam.

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    Den Zusammenhang der Antikörper, die Omikron offenbar relativ wirksam ausschalten kann und die eine Infektion in der Folge nicht mehr verhindern können, und den sogenannten T-Zellen, erklärt Christoph Neumann-Haefelin so: Vereinfacht gesagt, hätten wir zwei Säulen der Immunantwort. Der ersten, nämlich den Antikörpern, kann das Virus entwischen.

    Die gute Nachricht sei aber: "Die T-Zell-Antwort ist nicht wesentlich vermindert", so der Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Virusimmunologie am Universitätsklinikum Freiburg bereits im Dezember. Der Grund: Die Mutationen des Omikron-Subtyps treten nicht an den Stellen auf, wo die T-Zellen angreifen. Dadurch gehen Wissenschaftler davon aus, dass sie als zweite Säule des Immungedächtnisse aktiv bleiben. 

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    Der Experte für Immunologie vergleicht den Impfschutz mit einer mittelalterlichen Stadt. Durch verschiedene Maßnahmen wird sie schwerer einzunehmen. So erhöhe eine Booster-Impfung in jedem Fall den Schutz – auch wenn auch dieser bei Weitem nicht perfekt ist, wie die Südafrika-Studie jetzt erneut zeigt.

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    Durch die Boosterung baue aber jeder Geimpfte noch eine zusätzliche Mauer um seine Stadt. Gelangen einige Eindringlinge bzw. Viren dann trotzdem über die Stadtmauer, weil die Antikörper eben Omikron nicht so wirksam ausschalten, greifen dahinter immer noch die T-Zellen ein. Den Schutz vor schwerer Erkrankung schätzt Neumann-Haefelin daher immer noch als relativ gut ein. Diese Einschätzung teilen Experten wie Christian Drosten.

    Der Chef der Virologie an der Berliner Charité erklärte unlängst im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update", die Booster-Dosis mache gegen Omikron den entscheidenden Unterschied. "Was richtig schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung." Die starke Konzentration auf die Booster-Impfungen in Deutschland sei deshalb richtig und wichtig.
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    Als Beleg führte Drosten eine Studie des Imperial College London von Ende Dezember an. Demnach sei das Risiko nach einer Infektion mit Omikron ins Krankenhaus zu müssen, generell geringer als bei der bislang dominanten Delta-Variante – bei Ungeimpften um immerhin 24 Prozent. Bei Doppelt-Geimpften sei das Risiko um 34 Prozent reduziert, bei Geboosterten sogar um 63 Prozent. Dies sei angesichts der "vielen Ungeimpften, die wir leider in Deutschland haben", zwar eine gute Neuigkeit. Weil die Zahl derer, die sich bisher nicht für die Impfung haben entscheiden können, aber immer noch so enorm hoch ist, sei keine Entwarnung angebracht, so Drosten.

    Allerdings zeige die Studie ganz deutlich den positiven Effekt der Booster-Impfung: "Der Gewinn nicht geimpft zu zweifach geimpft ist nur zehn Prozent mehr, aber der Gewinn von zweifach geimpft zu dreifach geimpft ist dann fast eine Verdopplung", rechnet Drosten vor. Entsprechend rufen auch Gesundheitsministerium und RKI weiter zur Booster-Impfung auf. Sie kann anders als beim Ursprungsvirus von 2020 zwar Infektionen wohl nicht mehr verhindern. Um Kliniken nicht zu überlasten und zu einem normalen Leben wie vor der Pandemie zurückzukehren, bleibt sie aber der zentrale Hebel und die beste Waffe, die wir gegen Corona haben.

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