Eine Studie des Universitätsklinikums Ulm hat ergeben, dass Fachinformationen bei wirkstoffgleichen Präparaten sehr unterschiedliche Angaben besonders zu Kontraindikationen enthalten können. Untersucht wurden Psychopharmaka, aber betroffen sind wahrscheinlich viele Wirkstoffklassen.
„Da gibt`s doch was von … einer anderen Firma“ – der Werbespruch ist geläufig. Generika sind häufig deutlich günstiger als das ursprüngliche Präparat und oft beliebt bei Kassen und (wenn es um die Zuzahlung geht) auch bei den Patienten. Allerdings bedeutet gleicher Wirkstoff nicht auch, dass alle anderen Faktoren gleich sind – schließlich handelt es sich ja jeweils um ein anderes Präparat.
Den Umstand, dass nicht jedes Generikum auch wirklich exakt gleich ist, kennen allerdings viele Patienten, Ärzte und Apotheker aus Erfahrung. Unterschiede kann es nicht nur bei der Darreichungsform und Dosierung geben, sondern auch bei den Indikationen, Wirkungen, unerwünschten Wirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen. Eine Studie eines Forschungsteams der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III des Universitätsklinikums Ulm hat jetzt durchaus besorgniserregende valide Zahlen zu Tage gefördert. Die Fachinformationen wirkstoffgleicher Psychopharmaka hat das Team genauer unter die Lupe genommen und dabei signifikante Unterschiede entdeckt.
55,1 Prozent der Präparate wies allein unterschiedliche Kontraindikationen auf
„Insgesamt haben wir 941 Handelspräparate mit insgesamt 116 Wirkstoffen untersucht. Eingeschlossen wurden Wirkstoffe, die in Deutschland für die Behandlung psychischer Störungen zugelassen sind sowie Antiepileptika. Bei 43 von diesen 78 Wirkstoffen, also 55,1 Prozent, fanden sich innerhalb der zugehörigen Fachinformationen wirkstoffgleicher Handelspräparate Unterschiede in der Anzahl der aufgeführten Kontraindikationen“, erklärt Professor Maximilian Gahr, Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III an der Uniklinik Ulm. Gahr ist Leiter der Psychiatrischen Ambulanz und Erstautor der Studie.
„Im Rahmen der ambulanten klinischen Tätigkeiten fielen wiederholt Unterschiede zwischen Fachinformationen wirkstoffgleicher Arzneimittel auf“, berichtet er, wie es überhaupt zu der Studie kam. Zwar habe man bislang keine konkreten Probleme in dem Zusammenhang erlebt. „Jedoch berichten Patienten nach einem Wechsel auf ein anderes wirkstoffgleiches Präparat regelmäßig Veränderungen der Wirksamkeit und Verträglichkeit“, weiß er aus der Praxis.
„Als Arzt ist man durch derartige Unterschiede verunsichert. Man weiß ja nicht, welches Präparat der Patient in der Apotheke erhält, wenn man als Arzt die Aut-idem-Substitution nicht ausgeschlossen hat. Dadurch kann man aus ärztlicher Sicht nur eingeschränkt über die verordnete Arzneimitteltherapie aufklären“, sagt der Arzt.
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