Personal in Krankenhäusern am Limit: Fast jede dritte Intensiv-Pflegekraft will Job wechseln

Es ist ein deutlicher Weckruf, der inmitten der Coronavirus-Pandemie von einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ausgeht:

Der Erhebung der Fachgesellschaft zufolge haben rund 19 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte in der Intensiv- und Notfallmedizin vor, ihren Arbeitsbereich in den kommenden zwölf Monaten zu verlassen. Unter den befragten Angehörigen anderer Gesundheitsfachberufe (vorwiegend Pflegepersonal, aber auch Rettungssanitäterinnen und -sanitäter, Medizinische Fachangestellte) sind es sogar 30 Prozent.

Klinikpersonal beklagt Überlastung

Fast 30 Prozent der Ärztinnen und Ärzte sowie gut 45 Prozent der Angehörigen anderer Gesundheitsfachberufe wollen demnach ihren Stellenanteil reduzieren. Allerdings bleibt unklar, ob darin auch diejenigen eingeschlossen sind, die ihren Job ganz aufgeben wollen.

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Warum der Wunsch nach beruflicher Veränderung oder einer Reduzierung der Arbeitszeit besteht, wurde nicht konkret gefragt. Allerdings liefern die weiteren Ergebnisse der Umfrage Indizien dafür: So geben 45,5 Prozent (Ärztinnen und Ärzte) bzw. 72,2 Prozent (Gesundheitsfachberufe) an, sich während der der dritten Welle der Coronavirus-Pandemie überlastet zu fühlen.

Zudem beklagen rund 90 Prozent aller Befragten, sich von den politischen Entscheidungsträgern bei ihrer Arbeit im Stich gelassen zu fühlen. Und Hoffnung auf Besserung haben sie offenbar kaum: 80 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und mehr als 90 Prozent der Pflegekräfte bzw. Sanitäterinnen und Sanitäter sehen die Intensiv- und Notfallmedizin sowie den Rettungsdienst für die Zukunft nicht ausreichend belastbar aufgestellt. Eine deutliche Mehrheit beklagt zudem Personalmangel. Dass dieser von der Politik, den Krankenhäusern, den Spitzenverbänden oder den Krankenkassen behoben werden kann, glauben die wenigsten Befragten.

Krankenhausreform gefordert

DGIIN-Präsident Christian Karagiannidis befürchtet für die Zukunft einen Aderlass in den deutschen Kliniken. "Es wird die Krankenhäuser nach Corona hart treffen", schrieb er bei Twitter.

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Ein Weg aus der Krise kann nach Ansicht der befragten Beschäftigten in der Intensiv- und Notfallmedizin ein Umbau des deutschen Kliniksystems sein, um unter anderem die Arbeitsbedingungen zu verbessern: 98,7 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und 99,8 Prozent der Angehörigen der weiteren Gesundheitsfachberufe befürworten eine nachhaltige Krankenhausreform.

Hinweise der Redaktion: Die DGGIN hat für die Umfrage nach eigenen Angaben vom 5. bis zum 16. April 2021 insgesamt 1321 Beschäftigte in der Intensiv- und Notfallmedizin online befragt, darunter waren 466 Ärztinnen und Ärzte (35,3 Prozent) und 855 Angehörige der weiteren Gesundheitsfachberufe (64,7 Prozent). Die Umfrage ist nicht repräsentativ, zudem fehlen für eine umfassende Bewertung vergleichbare Erhebungen aus der Vergangenheit. Zuerst hatte das "Ärzteblatt" berichtet.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis bei Twitter, 

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