Mangelernährung durch hochverarbeitete Lebensmittel
Chips, Burger, Cola, Pommes und Pizza sind beliebte und oft konsumierte Fastfood-Gerichte – auch bei Kindern. Doch was lecker schmeckt, ist noch lange nicht gesund. Hochverarbeitete Lebensmittel sind oftmals arm an Nährstoffen, aber reich an Kalorien. Mehr als jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig, über 1,5 Millionen Menschen leiden hierzulande unter Nährstoffmangel. Auch Kinder sind immer häufiger betroffen. Welche Rolle spielt das Fastfood in diesem Zusammenhang?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) macht auf einen wachsenden Nährstoffmangel bei Kindern in Industrieländern aufmerksam. Der Mangel entstehe jedoch nicht dadurch, dass die Kinder zu wenig essen, wie es oft in ärmeren Ländern der Fall ist. Kinder mit Nährstoffmangel in reicheren Ländern wie Deutschland seien oft gleichzeitig übergewichtig. Die Gründe hierfür lägen vor allem in einer einseitigen Ernährung, die von Fastfood und Fertiggerichten geprägt ist.
Kinder brauchen eine ausgewogene Ernährung
Die DGEM rät vor allem Eltern dazu, bei Kindern auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Diese sollte möglichst viele unverarbeitete und frische Nahrungsmittel enthalten und möglichst wenig Fertiggerichte und Fastfood. Nur so könne für eine optimale Nährstoffzufuhr gesorgt und späteren Folgen wie Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes vorgebeugt werden.
Mangel trotz Überfluss
Nur weil Menschen viel essen, heißt das noch lange nicht, dass sie genug unterschiedliche Nährstoffe zu sich genommen haben. Gerade in reicheren Ländern werde immer häufiger ein Nährstoffmangel trotz ausreichend aufgenommener Nahrung diagnostiziert. Wie die DGEM mitteilt, kann eine einseitige Ernährung für solche Mangelerscheinungen verantwortlich sein. In vielen Familien leiden Kinder trotz gesundem Appetit und ausreichender Verfügung von Nahrungsmittel unter Mangelernährung.
Ungesunde Ernährung ist leichter verfügbar als gesunde
Morgens gezuckerte Frühstücksflocken, mittags eine Tiefkühlpizza, abends Burger mit Pommes und zwischendurch Cola, Chips und Süßigkeiten. „Solche Produkte haben zumeist eine hohe Energiedichte, enthalten häufig Zusatzstoffe und Aromen und besitzen gleichzeitig einen niedrigen Nährstoffgehalt“, betont Professorin Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Präsidentin der DGEM. Fastfood fördere die Entwicklung von Mangelernährung und Adipositas und sollte daher nur in geringen Mengen verzehrt werden. Auch im Hinblick auf Verpackungsmüll und nicht nachhaltige Lebensmittelproduktion schneiden Fertiggerichte schlecht ab.
Folgen von Mangelernährung
„Eine einseitige Ernährung kann neben zum Beispiel akuten Auswirkungen auf das Immunsystem auch langfristig die neurologische Entwicklung hemmen“, warnt Dr. med. Frank Jochum, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau. Besonders schwer treffe es oft Kleinkinder. Eine Mangelernährung könne hier dauerhafte Veränderungen am Stoffwechsel nach sich ziehen – sogenannte Programmierungseffekte. „Wenn Kinder mangelernährt sind, kann sich zudem ihre geistige und sozial-emotionale Entwicklung verzögern“, so der Kinderarzt. Weitere mögliche Konsequenzen seien beispielsweise
- Übergewicht und Adipositas,
- ein schwaches Immunsystem,
- verzögerte Geschlechtsreife,
- verzögerte Wundheilung,
- verminderte Knochendichte,
- wenig Muskelmasse.
In der Kindheit erworbenes Übergewicht bleibt oft
„Menschen, die bereits im jungen Alter Übergewicht oder sogar starkes Übergewicht, eine Adipositas, haben, sind davon zumeist auch im Erwachsenenalter betroffen“, fügt Bosy-Westphal hinzu. Darüber hinaus steige mit zunehmendem Gewicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, eine nichtalkoholische Fettleber und Schädigungen des Bewegungsapparates. „Bei stark übergewichtigen Kindern können diese Folgeerkrankungen bereits vor dem Erwachsenenalter auftreten“, unterstreicht die DGEM-Präsidentin.
Auf hohe Nährstoffdichte achten
Die DGEM empfiehlt dringend, vor allem Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte zu verzehren. Bei Kindern in der Wachstumsphase sei dies besonders wichtig, um gravierende Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Eine hohe Nährstoffdichte haben Nahrungsmittel, die im Verhältnis zum Energiegehalt einen hohen Anteil an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen aufweisen.
Hochverarbeitete Lebensmittel sollten Ausnahme sein
„Der Ernährungsplan sollte möglichst viele frische und wenig verarbeitete Lebensmittel enthalten“, ergänzt Jochum. Pflanzliche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse und Obst sollten dem Kinderarzt zufolge bevorzugt werden. Zuckerhaltige Drinks, Süßigkeiten, Fastfood und Fertiggerichte sollten hingegen eine Ausnahme sein. (vb)
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