Dem Onlinekonzern Amazon droht Ärger durch einen kleineren Wettbewerber: Der Chef des deutschen Modeunternehmens New Yorker, Friedrich Knapp, wirft dem Versandhändler vor, dass ein Großteil der über die Online-Plattform verkauften Kleidung nicht dem Textilkennzeichnungsgesetz entspricht. Schon 2018 hatte sich New Yorker in einer einstweiligen Verfügung wegen Plagiatsverkauf gegenüber Amazon durchgesetzt. Die Verfahren könnten Zeichen setzen im Umgang mit dem Versandriesen – auch auf dem Apothekenmarkt, den Amazon vor allem in den USA im Blick hat.
Amazon verändert durch seine Online-Plattform bereits seit Jahren das Einkaufsverhalten der Menschen. Systematisch besetzt der Konzern eine Produktgruppe nach der anderen und bringt damit den Einzelhandel in Bedrängnis. Inzwischen ist auch die Textilbranche davon betroffen. Dies will sich der Inhaber der Braunschweiger Modekette New Yorker nicht gefallen lassen. Friedrich Knapp plant, gegen den Online-Riesen juristisch vorzugehen.
Als Grund nennt er in einem Interview mit der „TextilWirtschaft“, dass ein Großteil der Ware bei Amazon nicht dem Textilkennzeichnungsgesetz entspreche. Zu diesem Ergebnis sei er gekommen, nachdem er Testware, vor allem Marktplatzware aus China, begutachtet habe. Unter den 20 bestellten Teilen solle kein einziges verkehrsfähig gewesen sein. „Einstweilige Verfügung, Abmahnung, alles, was das Rechtssystem so hergibt“, droht er nach Angaben des Fachmagazins dem Konzern nun an.
Knapp: Unfairer Wettbewerb
Dabei geht es Knapp um viel mehr. Er kritisiert den nach seiner Ansicht unfairen Wettbewerb, dem der Einzelhandel gegenüber dem Online-Handel ausgesetzt sei. Zudem bemängelt er, dass die Politik und die Verbände nichts dagegen tun würden. Viele Unternehmen fühlten sich seiner Ansicht nach ohnmächtig und dächten, sie hätten keine Chance gegen den übermächtigen Goliath Amazon.
Doch dass kleine Chancen bestehen, den Online-Riesen zumindest an der ein oder anderen Stelle in seine Schranken zu weisen, zeigte der Modeanbieter schon in der Vergangenheit: Knapp zog 2017 gegen Amazon vor Gericht. Dabei ging es um T-Shirts einer Eigenmarke von New Yorker, die von einem polnischen Händler gefälscht und auf Amazon verkauft wurden. Wie die Braunschweiger Zeitung im August berichtete, gewann Knapp das Verfahren. Das Oberlandesgericht Braunschweig habe zudem in einer weiteren Instanz eine Rechtsbeschwerde des US-Konzerns abgewiesen. Das Modeunternehmen habe damit eine einstweilige Verfügung durchsetzen können, die Amazon dazu zwang, sowohl Informationen über den polnischen Händler als auch über interne Prozesse offen zu legen.
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