Krebstodesfälle durch Vitamin-D-Gabe verringern?
Vitamin D ist unverzichtbar für den menschlichen Körper. Es übernimmt wichtige Aufgaben und stärkt beispielsweise die Knochen und hat Einfluss auf die Muskelkraft. Zudem ist es wichtig für das Immunsystem. Und das Vitamin könnte laut wissenschaftlichen Untersuchungen dazu beitragen, die Zahl der Krebstodesfälle zu reduzieren.
Fachleuten zufolge wird Vitamin D zu rund 80 Prozent in der Haut mit Hilfe der UV-B Strahlung des Sonnenlichtes gebildet. Daher gilt es, in den Sommermonaten ausreichend Sonne zu tanken. Da in der kalten Jahreszeit die Sonnenintensität hierzulande nicht ausreicht, greifen viele Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Vor allem für ältere Menschen, speziell Personen im Alter über 50 Jahren, könnte eine Vitamin-D-Supplementierung gesundheitliche Vorteile und einen Gewinn an Lebensjahren bringen.
300.000 Lebensjahre könnten gewonnen werden
Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer aktuellen Mitteilung berichtet, kamen in den letzten Jahren gleich drei Metaanalysen klinischer Studien zu dem Ergebnis, dass eine Vitamin-D-Supplementierung mit einer Verringerung der Sterberate an Krebs um etwa 13 Prozent einherging.
Die in den Fachmagazinen „Annals of Oncology“, „Bioscience Reports“ und „Journal of Community Hospital Internal Medicine Perspectives“ veröffentlichten Ergebnisse übertrugen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im DKFZ jetzt auf die Situation in Deutschland und errechneten:
Bei einer Vitamin D-Supplementierung aller Deutschen über 50 Jahre könnten möglicherweise bis zu 30.000 Krebstodesfälle pro Jahr vermieden und mehr als 300.000 Lebensjahre gewonnen werden – bei gleichzeitiger Kostenersparnis.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Molecular Oncology“ publiziert.
Sinkende Krebssterblichkeit bei Vitamin-D-Gabe
Schon seit Jahren untersuchen Forschende den Einfluss einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D auf die Prognose zahlreicher Erkrankungen. Im Fokus stehen dabei insbesondere entzündliche Krankheiten, Diabetes, Atemwegserkrankungen sowie Krebs.
Zur Frage, wie sich die Vitamin D-Versorgung auf die Sterberaten an Krebs auswirkt, sind in den vergangenen Jahren gleich drei Metaanalysen großer klinischer Studien veröffentlicht worden.
Die veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen kamen zu einem übereinstimmenden Ergebnis: Um rund 13 Prozent sinkt bei einer Vitamin D-Supplementierung die Krebssterblichkeit – über alle Krebserkrankungen hinweg.
Welche biologischen Mechanismen dem zugrunde liegen könnten, ist jedoch noch nicht genau geklärt. Den Angaben zufolge wurden in die Metaanalysen ausschließlich methodisch hochwertige randomisierte Studien aus allen Teilen der Welt einbezogen.
Enorme finanzielle Einsparungen
„In vielen Ländern der Welt ist im letzten Jahrzehnt die altersbereinigte Rate der Krebssterblichkeit erfreulicherweise gesunken“, erläutert Hermann Brenner, Epidemiologe vom DKFZ. „Doch angesichts der oftmals erheblichen Kosten vieler neuer Krebsmedikamente ist dieser Erfolg vielfach teuer erkauft. Vitamin D dagegen ist in den üblichen Tagesdosen vergleichsweise günstig.“
Ein Vitamin-D-Mangel ist in der älteren Bevölkerung und insbesondere bei Krebspatientinnen und -patienten weit verbreitet. Brenner und sein Team errechneten nun, welche Kosten durch eine Vitamin D-Supplementierung der gesamten Bevölkerung Deutschlands ab einem Alter von 50 Jahren entstehen würden.
Dieser Summe stellten sie die möglichen Einsparungen für Krebstherapien gegenüber, die insbesondere bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen während der letzten Lebensmonate der Patientinnen und Patienten oft mit Kosten im Bereich von mehreren 10.000 Euro verbunden sind.
Für diese Berechnung legten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine tägliche Gabe von 1.000 internationalen Einheiten Vitamin D zu einem Preis von 25 Euro pro Person und Jahr zugrunde. Im Jahr 2016 lebten in Deutschland etwa 36 Millionen Menschen über 50 Jahre, daraus errechnen sich jährliche Kosten für die Supplementierung von 900 Millionen Euro.
Die Kosten für eine Krebsbehandlung entnahmen die Forschenden der wissenschaftlichen Literatur und gingen dabei von mittleren zusätzlichen Behandlungskosten von 40,000 Euro allein für das letzte Lebensjahr der an Krebs verstorbenen Personen aus.
Eine um 13 Prozent verringerte Krebssterblichkeit in Deutschland entsprach im Jahr etwa 30.000 weniger krebsbedingten Todesfällen, deren Behandlungskosten sich in der Modellrechnung auf 1,154 Milliarden Euro beliefen. Verglichen mit den Kosten für die Vitamin-D-Supplementierung errechnet sich in diesem Modell eine Einsparung von jährlich 254 Millionen Euro.
Mit Vitamin D angereicherte Lebensmittel
Die Anzahl der verlorenen Lebensjahre zum Zeitpunkt des Krebstods wurden anhand der Sterbetafeln des Statistischen Bundesamtes ermittelt. Brenner hält Kosten und Aufwand einer routinemäßigen Bestimmung des Vitamin D-Spiegels für verzichtbar, weil bei einer Supplementierung von 1.000 internationalen Einheiten eine Überdosierung nicht zu befürchten sei. Laut der Mitteilung war eine solche vorherige Bestimmung auch in den klinischen Studien nicht vorgenommen worden.
„Angesichts der möglicherweise erheblichen positiven Effekte auf die Krebssterblichkeit – zusätzlich verbunden mit einer möglichen Kostenersparnis – sollten wir nach neuen Wegen suchen, die in Deutschland in der älteren Bevölkerung weit verbreitete Vitamin D-Unterversorgung zu verringern. In einigen Ländern werden sogar Nahrungsmittel seit vielen Jahren mit Vitamin D angereichert – etwa in Finnland, wo die Sterberaten an Krebs um rund 20 Prozent niedriger sind als in Deutschland“, so Brenner.
„Ganz abgesehen davon, dass sich die Hinweise auf weitere positive Gesundheitseffekte einer ausreichenden Vitamin D-Versorgung verdichten, etwa bei den Sterberaten an Lungenerkrankungen“, sagt der Wissenschaftler und ergänzt: „Schließlich halten wir Vitamin D-Supplementierung für so sicher, dass wir sie sogar für neugeborene Babys zur Entwicklung gesunder Knochen empfehlen.“
Um den eigenen Vitamin D-Spiegel völlig kostenfrei zu verbessern, empfiehlt der Krebsinformationsdienst des DKFZ, sich bei Sonnenschein im Freien aufzuhalten, mindestens zwei- bis dreimal pro Woche für etwa zwölf Minuten. Für diese Zeitspanne sollten Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Quelle: Den ganzen Artikel lesen