"Ich finde Offline-Unterricht viel besser" – Chinesische Familien berichten aus der Quarantäne

Kommst Du nicht in die Schule, kommt die Schule zu Dir – für den Drittklässler Sha Jie in Schanghai findet Unterricht derzeit mit Online-Lektionen am Bildschirm statt. Wegen der Coronavirus-Epidemie sind alle Schulen in der chinesischen Metropole geschlossen. Sha sitzt schon seit Anfang Januar zu Hause. Und das ist weniger lustig, als er es sich vorgestellt hat. „Ich finde Offline-Unterricht viel besser“, sagt der Zehnjährige. „Denn da kann ich mehr mit meinen Klassenkameraden machen.“ Vor die Tür geht Sha praktisch gar nicht mehr. Die Mutter sorgt sich, dass der Bewegungsmangel auf Dauer ihrem Kind schadet. Denn ein schnelles Ende der Quarantäne ist nicht in Sicht. „Wir haben im Internet gesehen, dass der Online-Unterricht noch bis zum 1. Mai dauern könnte. Das hat uns ziemlich aufgewühlt. Es macht den Kindern nichts aus, wenn sie ein bis zwei Wochen zu Hause lernen müssen, am Anfang haben sie vielleicht sogar mehr Antrieb, weil es sich neu und frisch anfühlt. Aber wenn es ein bis zwei Monate sind und man ihm elektronische Geräte geben muss, ein iPad oder so, dann schweift er vielleicht zu sehr ab. Ich weiß nicht, ob er seinen Lehrplan so gut schaffen kann.“ Die Kinder bei Laune zu halten, ist auch eine Herausforderung für Derek Au in Hongkong. Wie viele andere Menschen in der Finanzmetropole wurde der Manager von seinem Arbeitgeber gebeten, aus Sicherheitsgründen zu Hause zu bleiben. Nun steht die Familie freiwillig unter Quarantäne. Das trifft natürlich auch die sozialen Kontakte, sagt Au. „Meine Frau hatte letzte Woche Geburtstag und konnte nicht mit ihren Verwandten feiern, das war etwas enttäuschend. Aber das ist okay. Wir verstehen die Situation und versuchen, damit zu leben.“ In Kühlschrank und Speisekammer liegen Vorräte für ein paar Wochen gestapelt, Reis, Nudeln, Toilettenpapier. Das gebe ihnen ein gutes Gefühl, sagt der Familienvater. Selbst die Kinder wollten den Schutz der Wohnung nicht verlassen. „Wir versuchen, sie wenigstens an den Wochenenden mal nach draußen zu bewegen, aber die Kids sagen, nein, lasst uns zu Hause bleiben und etwas spielen. Bis jetzt sehe ich keine negativen Auswirkungen auf meine Familie und meine Kinder waren schon seit ein, zwei Wochen nicht mehr draußen.“ Nicht alle Menschen kommen damit so gut klar, wie die Familie Au. Die Hongkonger Regierung hat eine Hotline zur Unterstützung der seelischen Gesundheit eingerichtet. Seit Ausbruch der Epidemie im Januar haben sich schon 25.000 Menschen gemeldet.

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