Hepatitis-B-Viren schützen sich mit Tarnkappe vor Immunantwort
Hepatitis B ist weit verbreitet. Rund 250 Millionen Menschen auf der Welt sind chronisch mit dem Virus infiziert. Eine Infektion erhöht das Risiko für die Entstehung von Leberzirrhose und Leberkrebs. Die Übertragung findet über Körperflüssigkeiten (beispielsweise durch Geschlechtsverkehr) statt. Ein deutsches Forschungsteam klärte nun auf, warum unser Immunsystem so große Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des Virus hat.
Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts haben im Verbund mit weiteren Forschungsgruppen untersucht, wie sich Hepatitis-B-Viren (HBV) der Abwehr durch das Immunsystem entziehen. Dabei zeigte sich, dass das Virus ein wahrer Spezialist der Tarnung ist. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Viruses“ präsentiert.
Wie der Körper auf Erreger reagiert
Unser Immunsystem stellt ein körpereigenes Abwehrsystem gegen eindringende Krankheitserreger dar. Dabei reagiert das Immunsystem auf sogenannte pathogenassoziierte molekulare Muster (PAMP), die typisch für einen Krankheitserreger sind. Solche Muster werden von bestimmten Rezeptoren erkannt (Pathogenerkennungsrezeptoren), die dann Signalwege auslösen und so die entsprechende Abwehrreaktion in Gang setzen.
Räuber und Gendarm
Bei den meisten Viren ist das molekulare Muster, das von den Rezeptoren erkannt wird, die genetische Information des Virus, also die Ribonukleinsäure (RNA) oder die Desoxyribonukleinsäure (DNA). Ein möglicher Abwehrmechanismus der Viren besteht unter anderem darin, die ausgelösten Signalwege zu hemmen oder die eigenen genetischen Informationen abzuschirmen, so dass diese vom Immunsystem nicht erkannt werden.
Hepatitis-B-Viren sind nicht ausreichend erforscht
Das Team kritisiert, dass sich die Behandlung einer chronischen HBV-Infektion nach wie vor darauf beschränkt, durch dauerhafte Einnahme von Virusstatika die Viruslast niedrig und die gesundheitlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten, obwohl die Erkrankung schon lange bekannt ist. Eine grundlegend heilende Therapie steht nicht zur Verfügung. Dies liege vor allem daran, dass immer noch nicht ausreichend verstanden ist, wie sich das Virus so erfolgreich der Abwehr des Immunsystems entzieht.
Die Tarnung auffliegen lassen
Die Forschungsgruppe um Dr. Renate König ist der Lösung dieses Rätsels nun einen Schritt näher gekommen. Die Forschenden zeigten in Versuchen, dass das Immunsystem theoretisch in der Lage ist, eine starke Reaktion hervorzurufen, sobald es die DNA der Viren erkennt. Gleichzeitig fand das Team heraus, dass dieser Signalweg bei einer tatsächlichen HBV-Infektion nicht aktiviert wird, obwohl das Virus ihn nicht aktiv zu unterdrücken scheint.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Hülle der Viren, das sogenannte Kapsid, die DNA vor einer Erkennung schützt. Ein denkbarer Behandlungsansatz sei also, das Kapsid der Viren anzugreifen, um es sichtbar zu machen, damit es vom Immunsystem beseitigt werden kann, resümiert das Forschungsteam. (vb)
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