Cola und ein Corona-Test – mehr braucht es offenbar nicht, um bei uninformierten Usern Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Corona-Schnelltests aufkommen zu lassen. Ein Video, das den FPÖ-Politiker Michael Schnedlitz im österreichischen Parlament zeigt, wird derzeit im Internet herumgereicht. Zu den Verbreitern zählt auch die AfD-Bundestagsabgeordnete Alice Weidel, die den kurzen Clip auf ihrem Twitter-Account geteilt hat. Was ist darin zu sehen?
Schnedlitz macht ein Experiment und tupft Cola auf einen Corona-Schnelltest. Nach einigen Minuten zeigt der Test laut seiner Aussage ein positives Ergebnis an. Die Angabe lässt sich aufgrund der Bildqualität jedoch nicht verifizieren. "Herr Präsident, wir dürften jetzt ein Problem haben, weil wir haben einen positiven Corona-Test im Parlament", poltert Schnedlitz.
Test falsch angewendet
Corona-positiv wegen Cola? Sind die Tests wirklich so leicht zu manipulieren? Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Experiment schnell als Luftnummer. Cola hat naturgemäß einen niedrigen pH-Wert und ist damit sauer. Die Säure wiederum zerstört die Antikörper-Proteine des Tests. "Durch das Zersetzen entstehen viele Bindungsstellen für die Farbpartikel im Test, und die Streifen werden sichtbar", erklärte Christoph Pedain gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur. Pedain arbeitet als Leiter des Bereichs für patientennahe Diagnostik bei Siemens Healthineers. Corona-Schnelltests ähneln Schwangerschaftstests: ein Strich zeigt ein negatives Ergebnis an, zwei Striche ein positives.
Zweite Corona-Welle
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Der FPÖ-Politiker hat zudem einen entscheidenden Arbeitsschritt weggelassen. Die Probe muss nach der Entnahme zunächst in einer Pufferlösung geschwenkt werden. Diese Flüssigkeit wird im Anschluss auf den Streifen getropft. Die Pufferlösung dient dazu, den pH-Wert der Probe zu stabilisieren. Schnedlitz hat die Cola dagegen direkt auf den Teststreifen gegeben, wie im Video zu sehen ist.
Was passiert, wenn die Cola-Probe sachgemäß in einer Pufferlösung geschwenkt wird, zeigt ein Facebook-Video des Schnelltest-Herstellers "Dialab". Der im Parlament verwendete Corona-Test stammte von dieser Firma. "Hätte man den Test ordentlich, wie im Beipacktext beschrieben angewendet, wäre der Test negativ", heißt es in einem Begleittext. "Um hier auch den Beweis zu liefern, haben wir den Test mit einer Cola korrekt ausgeführt." Das Ergebnis sei, wie im Video zu sehen, negativ gewesen.
Antigentests sind keine PCR-Tests
Die sogenannten Corona-Schnelltests sind vergleichsweise neu auf dem Markt – von Experten werden sie als echte Gamechanger in der Pandemie gehandelt. Die Antigentests weisen Eiweiße nach, die charakteristisch für das Virus sind. Die Tests schlagen vor allem dann an, wenn Menschen besonders infektiös sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Personen mit dem Coronavirus anstecken könnten. Oft ist dies kurz vor oder um den Symptombeginn der Fall. Antigentests sind vergleichsweise schnell und können direkt vor Ort, beispielsweise in Pflegeheimen, durchgeführt werden. Das unterscheidet sie von den aufwändigen und sehr genauen PCR-Tests, die als Goldstandard in der Diagnose von Covid-19 gelten und schon bei geringen Virusmengen anschlagen. Fällt ein Antigentest positiv aus, muss das Ergebnis zunächst mit einem PCR-Test bestätigt werden – erst dann fließt die Diagnose in die offizielle Fallstatistik ein.
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