Experte fordert: Wer Organspende widerspricht, soll selbst länger auf Organe warten müssen

In der Debatte um mehr Organspenden in Deutschland hat der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie, Robert Nuscheler, eine Malus-Regelung vorgeschlagen. „Wer einer Spende widerspricht, wird dann, wenn er selbst einmal ein Organ benötigt, weiter hinten auf die Warteliste gesetzt“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland in einem Interview. Es sei „nicht einzusehen, warum Menschen, die nicht zur Organspende bereit sind, dieselben Chancen auf ein Organ haben sollen wie potenzielle Spender“. So sollten neue Anreize für eine Organspende gesetzt werden.

Am Mittwoch befasst sich auch der Gesundheitsausschuss des Bundestags in einer Anhörung mit grundlegenden Fragen der Organspende. Mehrere geladene Organisationen und Initiativen sprechen sich in Stellungnahmen für eine „doppelte Widerspruchslösung“ aus, die eine Abgeordnetengruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) anstrebt. Demnach sollen alle Volljährigen als Organspender gelten. Man soll dazu aber später Nein sagen können. Dagegen wenden sich unter anderem die beiden großen Kirchen.

Organspende: Bessere Beratung bei Patientenverfügungen nötig

Patientenschützer fordern eine bessere Beratung zu Patientenverfügungen. Diese seien mittlerweile weit verbreitet und hätten einen großen Einfluss bei der Organspende, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten Menschen nutzen die Verfügungen, um eine Behandlung zu begrenzen.

„Sie wollen natürlich sterben und schließen deshalb Intensivtherapie in unterschiedlichen Krankheitssituationen aus.“ Wer dies ablehne, schließe aber auch die Organspende aus, erläuterte Brysch. „Dieses Problem ist den meisten Menschen nicht bewusst, obwohl sie der Organspende grundsätzlich positiv gegenüberstehen.“

Viele Patientenverfügungen zeigten, dass es in der Praxis trotz vieler Informationen oft nicht gelinge, einen solchen Widerspruch im Text aufzulösen. „Es braucht daher eine umfassende und persönliche Beratung“, forderte Brysch. Sie müsse Pro und Contra benennen und sich individuellen Fragen und Ängsten stellen. „Entscheidend ist, dass ein solches Gespräch ergebnisoffen geführt wird.“

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