Welche Symptome unterscheiden COVID-19 von normalen Erkältungen?
Neben der COVID-19-Pandemie herrscht in Deutschland aktuell Erkältungssaison. Viele Menschen fragen sich daher, wie sie die normale Erkältung von einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 unterscheiden können.
Während der ersten Corona-Welle hat ein Forschungsteam um Professor Markus Bleckwenn von der Universität Leipzig und Dr. med. Johannes Just von der Universität Witten/Herdecke die auffälligsten Unterschiede zwischen COVID-19-Erkrankten und Personen mit normaler Erkältung (grippaler Infekt) untersucht. Wichtigstes Anzeichen für COVID-19 ist demnach der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Die Studienergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „BMC Family Practice“ veröffentlicht.
Auswertung der ersten Corona-Welle
Die Forschenden gingen im Rahmen ihrer Studie der Frage nach, welche Hinweise zu Beginn einer COVID-19-Infektion auftreten, die eine Unterscheidung von harmlosen Erkältung möglich machen. An 374 Patientinnen und Patienten, bei denen im Zeitraum vom 24. März bis 17. April ein Nasen-Rachen-Abstrich durchgeführt wurde und deren Beschwerden erfasst wurden, überprüften die Forschenden mögliche Alleinstellungsmerkmale der Coronavirus-Infektionen. Etwa zehn Prozent der Untersuchten (40 Personen) waren mit SARS-CoV-2 infiziert.
Enger Kontakt auffälliger Risikofaktor
Zunächst sei festzuhalten, dass von den infizierten Personen 68 Prozent einen Kontakt ersten Grades zu einer Person mit einer nachgewiesenen Coronavirus-Infektion hatten, berichten die Forschenden. Der enge Kontakt mit infizierten Personen (Abstand unter anderthalb Metern und/oder mindestens 15 Minuten zusammen in einem geschlossenen Raum) im Vorfeld von auftretenden Symptomen ist demnach als wichtiger Anhaltspunkt zu bewerten.
Anosmie Hinweis auf COVID-19
„Das Symptom mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für SARS-CoV-2 war die Anosmie, der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns“, berichtet die Universität Leipzig weiter. Gegenüber den Personen ohne Anosmie war die Wahrscheinlichkeit einer Coronavirus-Infektion bei ihnen rund 4,5 Mal höher und zudem berichteten 27 Prozent der Corona-Patientinnen und -Patienten über eine Anosmie, so die Ergebnisse des Forschungsteams.
Sicherheit nur mit Tests
Für Ärztinnen und Ärzte sei es ohne einen Test allerdings kaum möglich, sicher auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu schließen. „Der Hausarzt oder die Hausärztin ist auch in der zweiten Welle die wichtigste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten mit dem Verdacht auf eine COVID-Infektion. Bei dieser Erkrankung können wir uns nicht alleine auf die Anamnese und körperliche Untersuchung verlassen, sondern brauchen einen PCR-Abstrich, um die Diagnose zu bestätigen“, betont Professor Bleckwenn.
Angepasste Teststrategie
In den vergangenen Wochen seien die Labore in Deutschland bei den PCR-Testungen jedoch an ihre Leistungsgrenzen gekommen, so dass oft mehrere Tage vergehen, bis ein Ergebnis vorliegt. Das Robert Koch-Institut (RKI) habe daher bereits die COVID-19-Testkriterien angepasst. Primär sollen demnach Menschen mit Symptomen eine PCR-Testung erhalten, wobei sich jedoch die Frage stelle, welche Symptome ausschlaggebend sind.
Test bei Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn
Den Ergebnissen der aktuellen Datenauswertung zufolge rechtfertigt das alleinige Symptom Anosmie nach der aktuellen nationalen Teststrategie eine COVID-19-PCR-Untersuchung, betonen die Forschenden. Zu dem Einsatz von Schnelltests sei jedoch zu erwähnen, dass die Durchführung in der allgemeinmedizinischen Praxis aufwendig ist und dass Schnelltests nicht so genau wie die PCR-Test sind, betont Dr. Just. Bei den Schnelltest seien daher „klinische Unterscheidungsmerkmale noch wichtiger.“
Wie schwierig die Erkältungsbeschwerden von COVID-19-Symptomen zu unterscheiden sind, wird deutlich, wenn man die geläufigen Beschwerden wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Fieber betrachtet, die in der aktuellen Untersuchung sowohl bei COVID-19-Erkrankten, also auch bei den negativ getesteten Personen auftraten. So gingen die 14 an der Studie teilnehmenden Hausärzte und Hausärztinnen bei der Hälfte der positiv getesteten Personen nicht von einer Coronavirus-Infektion aus. (fp)
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