COVID-19: Keine Impfung für Kinder und Jugendliche – Heilpraxis

Demnächst sollen die ersten Impfungen gegen COVID-19 starten. Kinder und Jugendliche sollen zunächst nicht geimpft werden. Ist das sinnvoll?

Schwere Verläufe fast nur bei Erwachsenen

Der Krankheitsverlauf kann bei COVID-19 sehr unterschiedlich sein. Nach bisherigen Erkenntnissen verlaufen 80 Prozent der Coronavirus-Infektionen laut dem Robert Koch-Institut milde bis mittelschwer. Bei einem Schwerverlauf kann es zu Atemnot und Lungenversagen kommen. Vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind von schweren Verläufen betroffen. Diese können sich aber auch bei jungen Menschen und Menschen ohne Vorerkrankung entwickeln. Nur in Einzelfällen zeigen auch Kinder und Jugendliche einen schweren Krankheitsverlauf. Unklar ist bis heute, inwieweit Kinder das Infektionsgeschehen vorantreiben.

Erste Impfungen noch in diesem Jahr?

Die ersten Impfdosen gegen COVID-19 sollen möglicherweise noch in diesem Jahr verabreicht werden. Eine Zulassung eines neuen Impfstoffs soll schon in den nächsten Tagen erfolgen. Kinder und Jugendliche sollen vorerst nicht geimpft werden. Denn nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), des Deutschen Ethikrates sowie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, sollen sich zunächst Risikogruppen, medizinisches Personal und systemrelevante Bevölkerungsgruppen impfen lassen.

Erst danach soll die restliche Bevölkerung folgen. Kinder- und Jugendliche sollen am Anfang nicht geimpft werden. Ob das epidemiologischer und medizinischer Sicht Sinn macht, diese Reihenfolge strikt einzuhalten, obwohl Kindergärten und Schulen weiterhin offen sind, steht derzeit zur Diskussion.

Nutzen und Risiken bei einer Impfung beachten

“Beim Impfen, wie auch bei anderen Medikamenten, geht es immer um ein Abwägen zwischen Nutzen und Risiko”, erklärt Medizinexperte Dr. Christoph Specht in einem Interview mit “RTL”. Nach seiner Ansicht sollte die Impfung zuerst älteren Menschen und Risikogruppen verabreicht werden. Hier bestünde das größte Risiko an schweren Verläufen zu versterben. Im Anschluss sei es wichtig, das gesamte medizinische Personal zu impfen, so Dr. Specht, da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im ständigen Kontakt zu COVID-19 Patienten stünden. Das Medizinpersonal trage somit “wohlmöglich stark zur Ausbreitung des Coronavirus bei”.

Kinder sterben nicht am Coronavirus

“Bei Kindern hingegen weiß man, dass sie sehr wahrscheinlich nicht an Corona sterben”, sagt Dr. Specht. “Zwar gibt es Einzelfälle, aber der Durchschnitt der Kinder merkt nichts von einer Corona-Infektion, das heißt das Risiko, das mit einer Impfung verbunden wäre, könnte größer sein als das Risiko der Erkrankung.” Laut einer Studie entwickeln Kinder andere Symptome als Erwachsene.

Neue Impfstoffe müssen immer zuerst an Erwachsenen getestet werden, berichtet der Medizinexperte. Dies bedeute aber nicht zwangsläufig, dass Kinder durch den Impfstoff starke Nebenwirkungen erleiden würden. Es ginge hierbei um die gesundheitliche Sicherheit der Kinder. Sobald es weitere wissenschaftliche Erkenntnisse gebe, werde der Impfstoff auch an Kindern getestet.

Forschung konzentriert sich auf Erwachsene

„Um die Pandemie einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen, brauchen wir so schnell wie möglich eine Art Impfstoff für Erwachsene und Kinder. Aber im Moment konzentrieren sich die meisten Impfstoffhersteller auf eine Version für Erwachsene“, erklärte Dr. med. Frank Esper von der Cleveland Clinic, Spezialist für pädiatrische Infektionskrankheiten.

Das Immunsystem von Kindern kann je nach Alter sehr unterschiedlich sein, so der Experte. 16 Jahre alte Jugendliche haben beispielsweise ein ganz anderes Immunsystem als ein 16 Monate altes Baby. Aus diesem Grund sind bei der Bewertung eines Impfstoffs für Kinder zusätzliche Daten und Forschungsarbeiten erforderlich, betonte der Forscher.

Auch Kinder und Jugendliche infizieren sich mit dem Virus. Erwiesen ist mittlerweile, dass Kinder meistens nicht schwer an COVID-19 erkranken. Das sei neben der Impfstoffsicherheit der Hauptgrund, warum sich die Forschung zunächst auf die erwachsene Bevölkerung konzentriert, so Dr. Sprecht. (sb)

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