Studie zeigt Potenzial von Sodbrennen-Medikament gegen COVID-19
Laut einer Beobachtungsstudie, die am Irving Medical Center der Columbia University (USA) durchgeführt wurde, könnte ein verbreitetes Medikament gegen Sodbrennen bei der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Erkrankung COVID-19 helfen.
In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass COVID-19-Patientinnen und -Patienten, die Famotidin, ein verbreitetes Medikament gegen Sodbrennen, erhielten, ein zweifach geringeres Mortalitäts- und Intubationsrisiko hatten als diejenigen, die dieses Arzneimittel nicht bekamen.
Keine verfrühten Schlussfolgerungen
„Unsere Ergebnisse sind angesichts der schlechten klinischen Ergebnisse im Zusammenhang mit schweren COVID-19-Erkrankungen überzeugend, aber es wäre verfrüht zu schlussfolgern, dass Famotidin eine schützende Wirkung hat“, erklärt der Studienleiter Daniel Freedberg, Assistenzprofessor für Medizin und Epidemiologie an der Columbia University in einer Mitteilung.
Er fügte hinzu, dass in der Analyse zwar ein Zusammenhang zwischen Famotidin und verbesserten Ergebnissen festgestellt wurde, dass es aber auch unbekannte Faktoren geben könnte, die darauf Einfluss genommen haben könnten.
„Ob Famotidin als Behandlung für Patienten mit COVID-19 wirksam ist, ist eine offene Frage und muss in einer randomisierten klinischen Studie untersucht werden“, so der Experte.
Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Gastroenterology“ veröffentlicht.
Schon frühere Daten aus China wiesen auf bessere Behandlungsergebnisse hin
Famotidin wird häufig zur Behandlung von Sodbrennen und gastroösophagealer Refluxkrankheit verwendet.
Die neue Studie wurde durch frühere Untersuchungen von Famotidin zur Behandlung von COVID-19 angeregt. Unveröffentlichte Daten aus Wuhan (China) ergaben demnach bessere Ergebnisse bei COVID-19-Erkrankten, die im Krankenhaus Famotidin einnahmen.
Eine rechnergestützte chemische Studie mit Famotidin deutete darauf hin, dass das Medikament möglicherweise an einen Teil des Virus bindet und dessen Reproduktion in Zellen verhindert.
„Diese Berichte veranlassten uns, die Daten unserer eigenen Einrichtung zu untersuchen, um festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Famotidinkonsum und den Ergebnissen bei COVID-19-Patienten im Krankenhaus besteht“, erläuterte der Studienautor Julian Abrams von der Columbia Universität.
Geringeres Mortalitäts- und Intubationsrisiko
Im Rahmen der Studie wurden die Gesundheitsakten von 1.620 Erwachsenen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden und zum Zeitpunkt der Aufnahme keine Intensivpflege benötigten, untersucht. Rund fünf Prozent (84) erhielten Famotidin.
„In den meisten Fällen wurde der Grund, warum Famotidin im Krankenhaus verschrieben wurde, nicht in den medizinischen Unterlagen dokumentiert“, erklärte Abrams, „aber wir vermuten, dass das Medikament höchstwahrscheinlich zur Behandlung von Sodbrennen verschrieben wurde.“
Die Forschenden stellten fest, dass Patientinnen und Patienten, die Famotidin erhielten, ein zweifach geringeres Intubations- oder Sterberisiko hatten, als diejenigen, die das Medikament nicht erhielten.
Zudem fanden sie heraus, dass zehn Prozent der COVID-19-Erkrankten, die Famotidin erhielten, an ein Beatmungsgerät angeschlossen wurden oder starben, verglichen mit 22 Prozent der Patientinnen und Patienten, die kein Famotidin erhielten.
Die Studie beschäftigte sich auch mit Patientinnen und Patienten, denen Protonenpumpenhemmer verabreicht wurden, eine andere Art von Medikament, das ebenfalls die Magensäure reduziert.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten fest, dass diese Medikamente nicht mit verbesserten Ergebnissen verbunden waren, was darauf hindeutet, dass eine Wirkung von Famotidin auf die COVID-19-Ergebnisse nicht mit der Unterdrückung von Magensäure zusammenhängt.
Medikament nur nach Rücksprache mit einem Arzt einnehmen
Die aktuelle Studie zeigt zwar, dass Famotidin mit besseren Ergebnissen verbunden ist, aber nur randomisierte, kontrollierte klinische Studien können feststellen, ob Famotidin wirklich wirksam ist.
„Wir wissen nicht, ob die Einnahme von Famotidin bei COVID-19 von Nutzen ist, und wir empfehlen dringend, vorher Ihren Arzt zu konsultieren“, so Freedberg.
„Obwohl Famotidin im Allgemeinen als sehr sicher angesehen wird, ist kein verschriebenes oder rezeptfreies Medikament ohne mögliche Nachteile.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Quelle: Den ganzen Artikel lesen