Corona ist aus zwei Gründen noch nicht vorbei: Drosten sagt, wann es soweit ist

Auch im kommenden Sommer wird uns das Coronavirus weiter begleiten, da ist sich Top-Virologe Christian Drosten sicher. Er erklärt, warum die Pandemie noch nicht vorbei ist – und wann sie tatsächlich endlich beendet sein wird.

Das Infektionsgeschehen in Deutschland entspannt sich. Die Inzidenz sinkt seit Tagen, ebenso die Zahl der täglichen Neuinfektionen. Die wärmeren Temperaturen könnten in den kommenden Monaten ihr Übriges tun, um das Infektionsgeschehen in Schach zu halten – darauf hoffen zumindest die meisten.

Drosten: Pandemie ist im Sommer nicht vorbei

Ganz infektionsfrei wird der Sommer laut Virologe Christian Drosten allerdings nicht, wie er im „NDR“-Podcast sagte. Die Pandemie sei dann noch nicht vorbei – und das aus zwei Gründen:

1. Die Impfquote: Der Anteil der immunisierten Deutschen ist laut Christian Drosten nicht hoch genug, um Infektionen gänzlich zu verhindern. Stand heute sind in Deutschland 75,5 Prozent, also rund 62,8 Millionen Menschen vollständig gegen Covid-19 geimpft. 57,1 Prozent, etwa 47,5 Millionen, haben bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten.

2. Die Omikron-Variante: Zum anderen sei die Infektionstätigkeit durch die Omikron-Variante weiter hoch. Drosten gab zu bedenken, dass beispielsweise in Südafrika die Omikron-Welle mitten im Hochsommer steil gestiegen sei. Er gehe im Sommer in Deutschland zwar nicht davon aus, dass man eine „ungebändigte“ Welle sehen werde, aber „man wird sich auch im Sommer mit diesem Omikron-Virus anstecken können“.

Die Pandemie hat jetzt eine neue Haupteigenschaft

Um festzumachen, wann die Pandemie stattdessen vorbei sei, müssten wir überlegen, wie wir sie kontrollieren könnten. Laut Drosten habe die Pandemie mittlerweile eine neue Haupteigenschaft: die Übertragbarkeit. Bei Omikron hätten wir es mit einer sehr übertragbaren Variante zu tun. „Wir haben die Impfung, die die schweren Verläufe verhindert“, erklärt er. „Und jetzt müssen wir darauf achten, was die Übertragung verhindert.“

Ein Ende der Corona-Pandemie sehe er erst dann, wenn auch die rasende Weitergabe des Virus aufhöre, die die Fälle immer wieder exponentiell steigen lasse. „Die Pandemie ist nicht nur vorbei, wenn durch die Impfung die Krankheitsschwere abgeschnitten ist, sondern wenn durch bestimmte Modifikationen in der Bevölkerung auch diese hohe Übertragbarkeit beendet ist.“ 

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Drosten: Um Übertragbarkeit zu stoppen, brauchen wir Schleimhautimmunität

Die aktuell verfügbaren Impfstoffe reichten dafür allerdings „wahrscheinlich nicht“ aus. Denn dafür sei eine Schleimhautimmunität notwendig, welche die gegenwärtig zugelassenen Vakzine nicht erzielen. Eine solche Immunität der oberen Respirationstraktschleimhäute könne verhindern, dass das Virus schnell weitergegeben werde.

Wie sich diese erreichen ließe, sagte Drosten bereits im NDR-Podcast Mitte Februar. „Die ideale Immunisierung ist, dass man eine vollständige Immunisierung hat – mit drei Dosen – und auf dem Boden dieser Immunisierung sich dann erstmalig und auch zweit- und drittmalig infiziert mit dem wirklichen Virus“.

Nur wer diesen Weg durchgemacht habe, sei dann irgendwann über Jahre belastbar immun und würde sich nicht wieder reinfizieren, erklärte er weiter. Denn dadurch entstünde eine Schleimhautimmunität, ohne dass der Betroffene dafür einen schweren Verlauf durchmachen müsste. Das heißt, das Virus kann gar nicht mehr über die Schleimhäute von Nase, Rache und Lungen in den Körper eintreten. Diesen Zustand würden die meisten auch im kommenden Herbst und Winter allerdings vermutlich noch nicht erreichen, so Drostens Prognose.

Drosten rät weiterhin zu Maßnahmen

Entsprechend hält der Chef-Virologe der Berliner Charité es auch im Sommer für ratsam, in Innenräumen weiter Masken zu tragen. Besonders das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen sei auf lange Sicht „die effizienteste Maßnahme überhaupt“. Zudem könne man sie mit dem geringsten Aufwand aufrecht erhalten.

Mit Blick auf im weiteren Jahresverlauf wieder sinkende Temperaturen rechnet Drosten auch 2022 wieder mit einer Winterwelle. Diese werde zwar nach seiner Hoffnung nicht mit einer schweren Krankheitslast in der Bevölkerung einhergehen, die Gefahr von Arbeitsausfällen im großen Stil sieht Drosten aber weiter.

Ein Unsicherheitsfaktor für die Entwicklung der Pandemie bleibe der wohl noch leichter übertragbare und sich immer weiter ausbreitende Omikron-Subtyp BA.2, erklärte Drosten. In seinem aktuellen Wochenbericht weist das Robert Koch-Institut (RKI) den Anteil in einer Stichprobe positiver Befunde mit etwa 24 Prozent aus.

Drosten sagte, aus bisherigen Studiendaten aus mehreren Ländern lasse sich zunächst nicht sicher ableiten, ob BA.2 zu schwereren Krankheitsverläufen führe. Die Daten hätten noch sehr vorläufigen Charakter. Allerdings hoffe er auf Erkenntnisse aus Hongkong, wo viele Ältere sehr zögerlich mit der Impfung gewesen seien und sich unter Omikron in dieser Gruppe nun eine schwere Krankheitslast zeige.

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