Noch vor wenigen Wochen glaubte die Welt, bei schweren Covid-19-Verläufen sei ein Beatmungsgerät lebensrettend. Jetzt erfahren wir: Gerade jene Patienten, die mit Corona beatmet werden, sterben besonders häufig.
- Autor: Carina Rehberg
- Aktualisiert: 17. April 2020
Beatmung bei Covid-19 doch nicht so lebensrettend
Ein Beispiel für die verwirrende und gleichzeitig völlig sinnlos Panik verbreitende Berichterstattung der Mainstream-Medien und auch dafür, wie wenig Ärzte zu wissen scheinen, ist jene über Beatmungsgeräte und deren Sinnhaftigkeit bei schweren Covid-19-Verläufen.
Nachdem also seit Wochen Beatmungsgeräte fast schon als einzige Überlebenschance in der weltweiten Pandemie dargestellt werden und Tesla, GM und Ford statt Autos nunmehr Beatmungsgeräte herstellen, erfahren wir seit wenigen Tagen, dass die Sterberate bei intubierten Covid-19-Patienten besonders hoch sei und eine künstliche Beatmung nur eine Minderheit überleben lässt.
Vor Wochen hiess es: „Wer kein Beatmungsgerät bekommt, stirbt!“
Uns wurde also wochenlang Angst und Schrecken eingeflösst mit der Aussage, die Beatmungsgeräte auf den Intensivstationen könnten nicht ausreichen und Ärzte müssten – wie es angeblich in Italien der Fall ist (war) – im Zweifel entscheiden, welchen Patienten sie aufnehmen und an die Beatmung anschliessen und welchen sie sterben lassen.
Im Juristen-Fachblatt Legal Tribune Online beispielsweise hiess es am 23.3.2020 (1), „bis zum Ende der Corona-Pandemie prognostiziert die Bundesregierung wenigstens 50 Millionen Infizierte, von denen 2,5 Millionen zum Überleben auf eine rund zehntägige künstliche Beatmung angewiesen sein werden. […] Was ein Überschreiten der Kapazitäten bedeutet, zeigt das Beispiel Italien: „Jedes Beatmungsgerät wird zu Gold“. Wer keines bekommt, stirbt.“
Jeder glaubte dank dieser und ähnlicher Berichterstattung, dass ein Beatmungsgerät das Überleben garantiert.
Jetzt heisst es: „Sterberate bei Beatmungspatienten besonders hoch!“
Seit wenigen Tagen aber liest man nun, dass es vielleicht besser ist, gar nicht erst an ein Beatmungsgerät angeschlossen zu werden. Denn bei den intubierten Patienten ist die Sterberate besonders hoch und Ärzte rätseln, warum das wohl so sei. In einem Artikel im Merkur (2) werden einige diesbezügliche Studienergebnisse genannt (wie üblich beim Merkur ohne Quellenangabe):
In der Stadt New York seien 80 Prozent der infizierten Personen, die an Beatmungsgeräten angeschlossen waren, verstorben. Die American Lung Association habe auch für die USA überdurchschnittlich hohe Sterberaten bestätigt, wenn Menschen mit Covid-19 intubiert wurden. Aus London käme ein Bericht, demzufolge von 1053 intubierten Covid-19 Patienten, nur 355 überlebten – und eine kleine Studie aus Wuhan (China) brachte ans Tageslicht, dass von 22 beatmeten Patienten fast alle, nämlich 19 starben (3).
Warum Beatmungsgeräte so wenige Menschen retten
Nun wird über mögliche Gründe spekuliert. Natürlich sind jene Patienten, die intubiert werden müssen, schon vor der künstlichen Beatmung schwer krank und hatten somit ein hohes Sterberisiko.
Auch sind bekanntlich die meisten Corona-Todesopfer höheren Alters und litten dazu noch an – meist zahlreichen – Vorerkrankungen, so dass auch eine künstliche Beatmung hier keinen rettenden Einfluss mehr haben konnte (völlig unabhängig davon, ob sie zusätzlich Corona-positiv waren oder ein anderes Virus/eine andere Infektion hatten).
Allerdings werde wohl auch überlegt, ob es nicht an den Beatmungsgeräten selbst liegen könnte, die letztendlich zu einem verfrühten Tode führten – etwa weil sie eine besonders schädliche Immunreaktion auslösten (2), weil sie die Viren erst recht in den Lungen verteilten und die schützende Lungenschleimhaut austrockneten.
Die neue Strategie scheint daher nun zu sein, den Anschluss an Beatmungsgeräte möglichst lange hinauszuzögern. Was aber, wenn eine künstliche Beatmung unumgänglich wird?
Jeder Patient braucht eine individuell abgestimmte Beatmungstherapie!
Eine wichtige Veröffentlichung der Universität Göttingen (4) ergab dazu, dass es alles andere als sinnvoll sei, jedem Covid-19-Patienten dieselbe Beatmungstherapie angedeihen zu lassen, da hier ein individuelles Vorgehen erforderlich sei. Was dem einen Patienten helfe, könne für den anderen fatal oder nicht ausreichend sein, so die Forscher – was offenbar bisher nicht berücksichtigt wurde.
Bislang lag auf der Bevölkerung also ein enormer Druck, weil jeder aufgrund der Knappheit an Beatmungsgeräten fürchtete, im Falle eines Falles vielleicht keines mehr abzukriegen und sterben zu müssen. Diesbezüglich kann man jetzt offenbar aufatmen, da Beatmungsgeräte alles nur keine Garantie auf Überleben darzustellen scheinen.
Kommt man selbst oder ein Angehöriger mit entsprechenden Symptomen in die Klinik, kann man nur hoffen, dass die dort agierenden Ärzte von der Göttinger Veröffentlichung wissen und die Inhalte anwenden.
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