Cholesterinspiegel: Ist ein Verzicht auf das Frühstücksei wirklich erforderlich? – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Cholesterin: Eier und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ungünstige Cholesterinspiegel im Blut gehören laut Fachleuten zu den gefährlichsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In vielen Fällen kann dieses Risiko durch einen gesünderen Lebensstil reduziert werden. Die richtige Ernährung spielt hierbei eine wichtige Rolle. Oft wird empfohlen, bei erhöhtem Cholesterin auf Eier zu verzichten. Muss das aber wirklich sein?

Zwar wird Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel oft zu cholesterinsenkenden Medikamenten geraten. Allerdings meinen manche Expertinnen und Experten, dass diese mehr schaden als nutzen und unter anderem schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen können. Am wichtigsten sei ohnehin eine Ernährungsumstellung, um den Spiegel zu senken. Vor allem ein niedrigerer Eierkonsum wird hier oft angeführt. Sind Eier aber wirklich so schädlich?

Moderater Eierkonsum ist unbedenklich

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„Grundsätzlich gilt folgende Regel: Je höher der Cholesterinwert ist, desto höher ist auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, schreibt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) auf dem Portal „gesundheitsinformation.de“.

Laut der Deutschen Herzstiftung lassen sich zu hohe Cholesterinwerte allerdings in vielen Fällen bereits mit einer durchdachten Ernährung senken. Häufig wird Betroffenen empfohlen, den Konsum von Eiern zu reduzieren oder ganz einzustellen.

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Doch wer sich mal mehr Eier gönnt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Sie enthalten zwar reichlich Cholesterin, doch wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) berichtet, beeinflusst das den Cholesterinspiegel im Blut kaum.

Das zeigt auch eine im „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlichte Studie des Population Health Research Institute (PHRI) der McMaster University (Kanada) und des Krankenhausnetzwerks Hamilton Health Sciences.

„Ein moderater Eierkonsum, der bei den meisten Menschen etwa ein Ei pro Tag beträgt, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Mortalität nicht, auch wenn in der Vergangenheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes aufgetreten sind“, erklärte dazu die PHRI-Wissenschaftlerin Mahshid Dehghan in einer Mitteilung.

„Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Eiern und dem Cholesterin im Blut, seinen Bestandteilen oder anderen Risikofaktoren festgestellt“, so Dehghan. Der Forscherin zufolge sind diese Ergebnisse sowohl für gesunde Menschen als auch für Personen mit Gefäßerkrankungen allgemein anwendbar.

Bedeutung des Nahrungscholesterins wurde lange überbewertet

Die Bedeutung des Nahrungscholesterins wurde laut dem BZfE lange überbewertet. Entscheidend für den Cholesterinspiegel im Blut ist weniger das Cholesterin aus der Nahrung als vielmehr die Qualität der Nahrungsfette.

Mittlerweile ist bekannt, dass bei einem Zuviel an Nahrungscholesterin der Körper die eigene Cholesterinbildung drosseln kann. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Personen reibungslos.

Wie das BZfE schreibt, ist Personen mit erhöhten Blutfettwerten häufig der Zusammenhang zwischen Cholesterin und Fetten nicht klar und damit auch ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ziel der Ernährungstherapie ist es, das Risiko für Folgeerkrankungen zu reduzieren und die Ernährung anzupassen, sofern die erhöhten Werte nicht erblich bedingt sind.

Fettqualität muss modifiziert werden

Ein Trost für Betroffene: Cholesterinwerte über 200 mg/dl sind aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Kenntnislage nicht mehr grundsätzlich behandlungsbedürftig. Entscheidend ist, wie hoch die Werte des LDL- und HDL-Cholesterins sind beziehungsweise deren Verhältnis zueinander ist. Darüber hinaus ist wichtig, ob weitere Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht vorliegen und wie hoch die Triglyzeridwerte sind.

Wenn die LDL-Cholesterinkonzentration erhöht ist, muss geklärt werden, um welche Art von Fettstoffwechselstörung es sich handelt. Bei der familiären kombinierten Hyperlipidämie liegt auch ein erhöhter Triglyzeridwert vor. Dann sollten Betroffene vor allem den Alkohol- und Zuckerkonsum einschränken und Übergewicht vermeiden beziehungsweise abbauen.

Anders verhält es sich jedoch bei der reinen Hypercholesterinämie: Nahrungsfette haben hier einen größeren Einfluss auf den Cholesterinspiegel als die Cholesterinzufuhr selbst. Deswegen sollten Betroffene vor allem auf die Fettzufuhr achten.

Dem BZfE zufolge muss oft aber nicht die Fettmenge an sich reduziert, sondern die Fettqualität modifiziert werden:

  • Eine Ernährung reich an einfach ungesättigten Fettsäuren kann den Gesamtcholesterinspiegel und den des LDL-Cholesterins verringern.
  • Gesättigte Fettsäuren erhöhen die Blutfette, vor allem das LDL-Cholesterin. Gesättigte Fettsäuren sollten daher nur maximal zehn Prozent der Energiezufuhr ausmachen. Für den gewünschten Effekt sorgt bereits der Austausch von gesättigten Fettsäuren durch einfach ungesättigte Fettsäuren wie Ölsäure.
  • Transfettsäuren wirken sich ungünstig auf das Blutfettprofil aus: Sie erhöhen das LDL-Cholesterin und senken gleichzeitig das HDL-Cholesterin und sollten auf weniger als ein Prozent der Energiezufuhr beschränkt werden.
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie die Linolsäure senken den LDL-Cholesterinspiegel. Es werden sieben bis zehn Prozent der Energiezufuhr empfohlen. Zu große Mengen wirken sich hingegen negativ auf das HDL-Cholesterin aus.
  • Das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren von ein zu fünf oder darunter ist wichtig, um das Risiko für Herzinfarkt und Krebserkrankungen zu senken.

Auch eine hohe Ballaststoffzufuhr wirkt sich positiv auf die Lipidwerte aus. Sport und Bewegung beeinflussen den Fettstoffwechsel ebenfalls.

Abschließend hat das BZfE einen weiteren Trost: Starre Speisepläne oder Kalorien zählen ist nicht angesagt. Vielmehr geht es laut den Fachleuten um das Essen im Alltag, das schmeckt und sich an den Tagesablauf und die Gewohnheiten anpassen lässt. (ad)

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