Besonders junge Menschen dachten im Corona-Lockdown an Krieg

Für die jungen Menschen in unserer Gesellschaft sind die Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg nicht mehr greifbar. Sie hören die Berichte der letzten Augenzeugen, vielleicht noch die Erlebnisse ihrer Großeltern, aber der direkte Bezug ist mit den Generationen verwaschen. Kein Hungern, keine Massentode, kein Überfluss in Aufschwungzeiten. Und doch sind es gerade die unter 30-Jährigen, bei denen die Corona-Pandemie, die als größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg betrachtet wird, große Unsicherheiten auslöst und viele an Krieg denken lässt – das fand eine repräsentative Innofact-Umfrage im Auftrag von Verivox heraus. 

Krieg und Diktatur in den Köpfen

Für ein gutes Drittel der Deutschen (37 Prozent) stellt die Pandemie ein singuläres Ereignis dar, das mit bisher Erlebtem und Gehörtem nicht vergleichbar ist. Doch ein Viertel der Deutschen (bei 18- bis 29-Jährigen sogar mehr als ein Drittel) hat während der Kontaktsperre an Krieg gedacht. Ältere Menschen über 50 Jahre bejahen dies nur zu 21 Prozent. Und: Fast doppelt so viele junge Menschen wie ältere fühlen sich an Diktaturen erinnert (22 zu 12 Prozent) oder denken an eine vergangene Trennung oder Scheidung (12 zu 6 Prozent).

Geringverdiener haben größere Ängste

Deutsche mit einem Haushaltseinkommen unter 1500 Euro denken häufiger an vergangene Krisenzeiten als Menschen mit höheren Budgets: An Krieg, Diktaturen, Aids, Pocken und Mauerbau dachten sie häufiger als die anderen Einkommensgruppen.

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Über alle Altersgruppen hinweg erinnern sich vergleichsweise wenige Menschen im Zusammenhang mit der Corona-Krise an den Bau der Berliner Mauer sowie an den erneuten Ausbruch der Pocken vor rund 50 Jahren (zwischen 5 und 7 Prozent).

Unterschiedliche regionale Ausprägungen

29 Prozent der Deutschen denken derzeit an die Grippewelle aus dem Winter 2017/2018 zurück. Andere Ereignisse erreichen deutlich niedrigere Werte, zeigen jedoch regionale Spezifika. So fühlen sich mehr West- als Ostdeutsche an die Aids-Angst in den 80er-Jahren erinnert (15 zu 9 Prozent). Im Norden denken deutlich mehr Menschen an Krieg als im Osten (31 zu 20 Prozent). Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind kaum festzustellen.

Digitalisierungsschub durch Corona-Krise

Doch die Einschränkungen während der Kontaktsperre haben nicht nur an Ängsten gerührt, sie führten auch zu aktiven Veränderungen im Kommunikationsverhalten. So haben zum Beispiel 40 Prozent der jungen Deutschen während der Corona-Krise zum ersten Mal Videotelefonie genutzt – der höchste Wert in allen Altersgruppen. 32 Prozent der jungen Generation haben zum ersten Mal an einem virtuellen Fitnesstraining teilgenommen, 25 Prozent feierten virtuell mit Freunden und Familie oder teilten online ein gemeinsames Hobby. In den beiden älteren Gruppen liegt die Zahl aller Erstnutzer deutlich niedriger.

Die verwendeten Daten basieren auf einer Online-Umfrage der Innofact AG im Auftrag von Verivox, an der 1000 Personen im April 2020 teilnahmen.

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