Sommerzeit ist Legionellenzeit – das trifft auch im Jahr 2023 zu. Während der sommerliche Anstieg der Fallzahl meist auf die erhöhte Reiseaktivität der Deutschen in den typischen Urlaubsmonaten zurückzuführen ist, könnte in diesem Jahr auch das Wetter eine Rolle spielen.
Derzeit gehen ungewöhnlich viele Meldungen über Fälle von ambulant oder im beruflichen Umfeld erworbener Legionärskrankheit beim Robert Koch-Institut (RKI) ein. In der zweiten Augustwoche (KW 32) wurden dem RKI mehr als 90 Fälle gemeldet, wie aus dem Epidemiologischen Bulletin 34/2023 hervorgeht.
Eine vergleichbar hohe Zahl hatte es zuletzt im Juli 2021 gegeben. Abgesehen davon wurden seit dem Jahr 2018 auch in den Sommermonaten nie deutlich mehr als 50 Fälle pro Woche gemeldet. Eine klare geografische Häufung gibt es laut RKI dieses Jahr nicht, die Fälle stammen aus dem gesamten Bundesgebiet.
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Häufung von Infektionen
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Als einen möglichen Grund für den starken Anstieg führt das RKI das feucht-warme Wetter an. Auch im Sommer 2021, bei der letzten vergleichbaren Inzidenzlage, sei es bei hoher Luftfeuchtigkeit warm gewesen. Die Ansteckung mit Legionellen erfolgt durch das Einatmen kontaminierter Aerosole.
Aus gegebenem Anlass empfiehlt das RKI daher Ärzt:innen aktuell, alle Patient:innen mit Pneumonie auf Legionellen zu testen. Die S3-Leitlinie „Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie“ sieht einen solchen Test nur bei „wegen einer mittelschweren und schweren Pneumonie hospitalisierten Patienten“ vor. Bei der Diagnostik kommen Urintests sowie die Sequenztypisierung von Atemwegsproben zum Einsatz.
Legionärskrankheit vorbeugen – zu Hause und im Urlaub
Präventive Maßnahmen, um sich und seine Mitmenschen vor einer Legionellose zu schützen, sind im Alltag und sogar während Urlaubsreisen ganz einfach umsetzbar. Die Trinkwasserleitungen, die das Wasser zu den jeweiligen Gebäuden transportieren, werden in Deutschland und vielen anderen Ländern regelmäßig gewartet und stellen in der Regel nicht die Ursache für die Infektionen dar.
Erst mit Erreichen der einzelnen Wassernetze in den jeweiligen Gebäuden sind höhere Konzentrationen möglich. Es wird eine Legionellenschaltung empfohlen. Damit wird sichergestellt, dass die Temperatur im Boiler mindestens einmal am Tag während einer Stunde 60 °C erreicht, damit die Legionellen abgetötet werden. An Wasserhähnen und Brausen müssen mindestens 50 °C erreicht werden, wobei es wichtig ist, dass das Kaltwasser eine Temperatur von 20 °C nicht übersteigt. Ein Energiesparmodus, der das Wasser im Boiler nur auf 50 °C erhitzt und häufiger von Installateuren empfohlen wird, ist kontraproduktiv.
Es ist zudem auf eine regelmäßige Spülung und Entkalkung der Wasserhähne zu achten, damit keine bakterienhaltige Schleimschicht entsteht. Dieser bietet idealen Schutz für Legionellen vor heißem Wasser und Reinigungsmitteln. Er bildet sich besonders an schlecht durchspülten Stellen sowie an rauen Oberflächen, die durch Kalkablagerungen entstanden sind. In diesen Nischen kann der Biofilm ausschließlich durch intensiven Aufwand entfernt werden, weshalb seine Bildung unbedingt durch geeignete Präventionsmaßnahmen verhindert werden muss.
Wegen Corona-Stillstand
RKI warnt vor Legionellen im Wasser
Zur regelmäßigen Desinfektion von Brausen, Armaturen und Co. lässt man Wasser mit einer Temperatur von mindestens 70 °C für ungefähr drei Minuten ungehindert laufen und verlässt unterdessen den Raum, um eine Aerosol-Aspiration zu vermeiden. Dies empfiehlt sich bei Armaturen, die selten genutzt werden, wie einer Dusche im Gästebad. Bei längerer Abwesenheit, zum Beispiel während einer Urlaubsreise, sollte dafür gesorgt werden, dass jemand regelmäßig die Leitungen spült. Die Hinweise zur thermischen Desinfektion gelten selbstverständlich auch für Touristenunterkünfte.
Mehr zum Erreger, den Symptomen und der Therapie können DAZ-Abonnenten in der DAZ 27/2021 nachlesen.
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