Fieber senken um jeden Preis? Diese Fieber-Fakten sollten Sie kennen

Wenn das Thermometer Alarm schlägt, haben viele den Impuls, das Fieber möglichst rasch zu senken. Doch das ist nicht immer sinnvoll: Als Teil der natürlichen Immunabwehr hilft Fieber dem Körper nämlich, mit einer Erkrankung fertig zu werden.

1. Warum bekommt der Mensch überhaupt Fieber?

Für die Regulation der Körpertemperatur ist ein bestimmter Hirnbereich zuständig: der Hypothalamus. Er sorgt durch Wärmebildung oder -abgabe dafür, dass die Temperatur im Inneren weitgehend konstant bleibt.

Bestimmte Substanzen, die Pyrogene, können den Hypothalamus veranlassen, die Normaltemperatur zu erhöhen. Als Bestandteile von Krankheitserregern können sie in den Körper gelangen. Zum anderen gibt es körpereigene Pyrogene, die auf die Wärmeregulation Einfluss nehmen.

2. Welche Temperatur ist normal?

Die Körpertemperatur eines gesunden Erwachsenen liegt bei circa 37 Grad. Allerdings kann die Normaltemperatur von Person zu Person nach oben oder unten etwas abweichen. Faktoren wie körperliche Aktivität, die Tageszeit oder hormonelle Schwankungen beeinflussen die Temperatur ebenfalls.

In der Regel spricht man von Fieber, wenn die Körpertemperatur im After mindestens 38 Grad Celsius beträgt.

Körpertemperatur des erwachsenen Menschen

Beachten Sie: Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wann Fieber vorliegt und ab wann Fieber hoch ist. Die oben angegebenen Werte stellen eine grobe Orientierung dar.

3. Warum ist Fieber bei Kindern oft besonders hoch?

Gerade bei kleinen Kindern schnellen die Temperaturen häufig rasch in die Höhe. In den meisten Fällen ist das aber kein Grund zur Sorge: Im Vergleich zu Erwachsenen schwitzen Kinder bei Fieber weniger und später, sodass sie weniger Wärme abgeben. Zudem kann ihr Körper die Temperatur noch nicht so gut regulieren.

Hinzu kommt, dass Babys und Kleinkinder auch im gesunden Zustand eine etwas höhere Körpertemperatur haben. Bei einem Neugeborenen beträgt die Temperatur im Körperinneren rund 37,5 Grad Celsius.

4. Weist Fieber immer auf einen Infekt hin?

Nein. Eine Infektion mit Erregern ist zwar ein häufiger Auslöser von Fieber – es gibt aber auch viele andere mögliche Ursachen. So kann Fieber zum Beispiel bei Autoimmunerkrankungen wie der Sarkoidose, im Rahmen einer Krebserkrankung, bei Hitzschlag und Sonnenstich oder bei einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Nicht zuletzt kann starke körperliche Belastung, etwa ein Marathon, kurzzeitig zu Fieber führen.

5. Fieber senken: Ja oder nein?

Viele greifen bereits bei leicht erhöhen Temperaturen zu fiebersenkenden Präparaten. Nötig ist das jedoch in der Regel nicht.

Im Gegenteil: Krankheitserreger fühlen sich bei einer Normaltemperatur um die 37 Grad besonders wohl. Steigt die Temperatur an, kann der Körper Viren, Bakterien & Co. leichter beseitigen. Die erhöhte Temperatur unterstützt den Körper also im Kampf gegen Krankheitserreger. Mäßiges Fieber sollte man daher nicht gleich mit Medikamenten beikommen, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Generell gilt: Fiebersenkende Maßnahmen sind ab Temperaturen von 39 Grad sinnvoll. Bei Personen mit Vorerkrankungen, zum Beispiel einer Herzschwäche, können abweichende Empfehlungen gelten. Fragen Sie Ihren Arzt. Wichtig ist in jedem Fall, ausreichend zu trinken. Gut geeignet sind Wasser, Saftschorlen und Tee.

6. Wie senkt man Fieber am besten?

Fiebersenkende Mittel können für Linderung sorgen. Die eigentliche Erkrankung, die hinter dem Fieber steckt, beeinflussen sie jedoch nicht.

Zu fiebersenkenden Medikamenten (Antipyretika) zählen Präparate mit Wirkstoffen wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Antipyretika erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke.

Acetylsalicylsäure kann bei Kindern zu einer ernsten Nebenwirkung führen, dem Reye-Syndrom. Daher dürfen Kinder diesen Wirkstoff nur nach ärztlicher Anordnung einnehmen. Babys unter sechs Monaten sollten fiebersenkende Mittel generell nur nach Absprache mit dem Arzt bekommen.

Als Hausmittel sind Wadenwickel beliebt. Umwickeln Sie beide Unterschenkel für etwa 10 bis 20 Minuten mit je einem feuchten Tuch. Bei Kindern sollten die Wickel handwarm sein, bei Erwachsenen können sie kalt sein. Achten Sie darauf, dass Sie oder Ihr Kind dabei nicht frieren und halten Sie den Rest des Körpers warm. Nicht geeignet sind Wadenwickel, wenn sich die Arme und Beine kalt anfühlen.

7. Kann Fieber tödlich sein?

Nur, wenn es sehr hoch ist – und das ist selten der Fall. Fieber über 41 Grad kann den Kreislauf stark belasten. Zudem können Schäden an Geweben und Organen entstehen, was in der Regel bei Temperaturen über 42,6 Grad tödlich sind.

8. Sind Fieberkrämpfe bei Kindern gefährlich?

Der Körper versteift sich, Arme und Beine zucken, möglicherweise verdreht das Kind die Augen und sein Gesicht läuft blau an. Zugegeben, ein Fieberkrampf bei Babys und Kleinkindern sieht alles andere als harmlos aus – in den meisten Fällen ist er das aber. In der Regel klingen alle Symptome nach wenigen Minuten wieder ab.

Um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist, macht es dennoch Sinn, einen Arzt zu informieren. Insbesondere, wenn Ihr Kind noch nie einen Fieberkrampf hatte, sollten Sie sich nicht scheuen, den Notarzt zu verständigen.

Unser Tipp: Bleiben Sie ruhig. Halten Sie das Kind nicht fest. Sprechen Sie stattdessen beruhigend mit ihm. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich nicht verletzen kann, etwa, indem Sie harte Gegenstände aus dem Weg räumen.

9. Wann zum Arzt?

Für Erwachsene

Mäßiges Fieber, das nur wenige Tage andauert, erfordert bei Erwachsenen meist nicht unbedingt einen Arztbesuch. Mit vielen Virusinfekten wird der Körper von allein fertig.

Den Arzt aufsuchen sollten Sie jedoch, wenn

  • das Fieber länger als zwei bis drei Tage anhält,
  • das Fieber über 40 Grad steigt,
  • Sie unter starken Begleitbeschwerden; z.B. eitriger Auswurf, Durchfall oder Schmerzen beim Wasserlassen .
  • das Fieber ohne erkennbaren Grund auftritt,
  • Sie kürzlich in den Tropen unterwegs gewesen sind

Für Babys und Kleinkinder

  • Säuglinge bis zum Alter von 3 Monaten sollten bereits bei Temperaturen ab 38 Grad Celsius umgehend zum Arzt. Ist das Baby sehr schlapp, trinkt es nicht oder weist es Hautveränderungen auf, ist auch bei niedrigeren Temperaturen ein Arztbesuch angebracht.
  • Kinder ab 3 Monaten bis zu 2 Jahren sollten zum Arzt, wenn sie länger als einen Tag Fieber haben.
  • Bei älteren Kindern ist spätestens nach drei Tagen ein Arztbesuch fällig.

Unabhängig von Höhe und Dauer des Fiebers ist eine ärztliche Untersuchung immer nötig, wenn Beschwerden hinzutreten, die auf eine ernste Erkrankung hinweisen können. Dazu zählen zum Beispiel

  • Verwirrtheit,
  • Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Verweigerung von Essen und Trinken,
  • ein steifer Nacken,
  • Atemprobleme,
  • Hautveränderungen, z.B. Blässe oder Hautausschlag,
  • Kopfschmerzen,
  • Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall oder
  • Unruhe.

Wenn Ihr Kind einen Fieberkrampf hatte, sollten Sie ebenfalls den Arzt aufsuchen.

Auch wenn das Fieber nur mäßig ist, sagt dies nicht zwingend etwas über die Schwere der zugrundeliegenden Erkrankung aus. Suchen Sie im Zweifel immer ärztliche Hilfe!

Quellen

Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 10.1.2020)

Fieber bei Babys und Kindern. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kindergesundheit-info.de (Stand: 3.5.2019)

Fieber. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 8)

Wie wird die Körpertemperatur geregelt und was ist Fieber? Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 2.11.2016)

Fieber bei Kindern. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 2.11.2016)

Weitere Informationen

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  • Die Körpertemperatur des Menschen: Gewisse Schwankungen sind normal
  • Fieber: Was können die Ursachen sein?
  • Reye-Syndrom: Warum Acetylsylicylsäure bei Kindern meist ungeeignet ist

Letzte inhaltliche Prüfung: 10.01.2020Letzte Änderung: 28.01.2019

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