Im vergangenen Jahr sind mehr als 140.000 Menschen an den Folgen einer Maserninfektion gestorben, knapp 9,8 Millionen sind erkrankt. Das schätzen Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die US-Gesundheitsbehörde CDC. Die Viren bleiben demnach eine weltweite Gefahr.
Im Vergleich zu 2017 sind die Zahlen leicht gestiegen. Damals ging die WHO von 124.000 Todesfällen und 7,6 Millionen Infektionen aus. Am stärksten gefährdet sind den aktuellen Daten zufolge Kinder unter fünf Jahren. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Babys und Kleinkinder das höchste Erkrankungsrisiko besitzen.
Masern können zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungenentzündungen führen und das Gehirn gefährlich anschwellen lassen. Auch Jahre nach der Infektion besteht die Gefahr einer Hirnentzündung, die zwar sehr selten auftritt, aber immer tödlich verläuft. 2016 etwa war in Hessen eine Sechsjährige gestorben, die sich kurz nach ihrer Geburt mit den Masern infiziert hatte.
Ukraine extrem stark betroffen
„Die Tatsache, dass auch nur irgendein Kind an einer Krankheit stirbt, die sich wie die Masern durch eine Impfung verhindern ließe, ist offen gesagt ein Skandal“, sagt Tedros Adhanom Ghebreyesus, Direktor der WHO. „Um Leben zu schützen, müssen wir sicherstellen, dass jeder vom Nutzen von Impfungen profitieret.“
Die meisten Todesfälle gab es dem Bericht zufolge in Gebieten, in denen der Zugang zu Impfstoffen eingeschränkt ist. Allein in der Demokratischen Republik Kongo sind dieses Jahr mehr als 5000 Menschen bei einer Masern-Epidemie ums Leben gekommen. Zu den fünf am stärksten betroffenen Ländern zählen außerdem Liberia, Somalia, Madagaskar – und die Ukraine.
Der Bericht zeigt allerdings auch, dass allein der Zugang zu Impfstoffen Ausbrüche nicht verhindern kann. Die USA meldeten 2018 so viele Fälle wie seit 25 Jahren nicht mehr. In Europa verloren vier Länder ihren Status als „masernfrei“: Albanien, Tschechien, Griechenland und Großbritannien.
In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut zufolge 2018 mehr als 600 Masernfälle gemeldet. Dies waren zwar weniger als 2017, damals erkrankten mehr als 1000 Menschen. Eigentlich hatte sich Deutschland aber verpflichtet, die Masern bis 2015 auszurotten.
Impfraten stagnieren seit fast einem Jahrzehnt
Zwar existiert seit mehr als 50 Jahren eine Impfung, die zuverlässig vor Masern schützt. Laut WHO stagnieren die Impfquoten jedoch seit fast einem Jahrzehnt. Schätzungen zufolge erhielten 2018 weltweit rund 86 Prozent der Kinder die erste Dosis der Impfung. Für einen sicheren Schutz sind allerdings zwei Spritzen notwendig, diese bekamen weniger als 70 Prozent.
Masern zählen zu den ansteckendsten Erregern überhaupt. Um die Viren einzudämmen, müssen laut WHO mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein – also beide Dosen des Impfstoffs erhalten haben.
In Deutschland waren bei Schuleingangsuntersuchungen 2017 nur 93 Prozent der Kinder zweimal geimpft. Neun Prozent wurden in der Statistik erst gar nicht berücksichtigt, weil ihr Impfausweis fehlte. Laut Berechnungen der Barmer-Krankenkasse liegt die Impfquote in Deutschland sogar unter 90 Prozent. Um die Zahlen zu steigern, hat der Bundestag eine Impfpflicht unter anderem für Kita-Kinder beschlossen, die im März 2020 in Kraft tritt.
Wie sehr Impfungen schützen können, zeigt der langfristige, weltweite Trend. Er ist deutlich positiver als der kurzfristige Blick: 2000 infizierten sich noch 23 Millionen Menschen mit Masern, mehr als doppelt so viele wie heute. Auch die Zahl der Todesfälle überstieg damals noch eine halbe Millionen.
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