Der Amtswechsel in der Apothekerkammer Nordrhein im vergangenen Juni hatte eine historische Dimension: Mit Ex-Präsident Lutz Engelen verließ ein langjähriger Standespolitiker die große Bühne und sein Nachfolger Dr. Armin Hoffmann wurde der bundesweit erste Industrieapotheker in dieser Position. Hoffmann stellte bei der Kammerversammlung am gestrigen Mittwoch in Neuss klar, dass er die Digitalisierung in der Kammer und im Berufsstand vorantreiben, die Arbeit der ABDA kritisch begleiten und weiterhin intensiv juristisch gegen DocMorris und Co. vorgehen wolle.
Zu Beginn der gestrigen Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) in Neuss fanden zwei Ehrungen statt. Der neue Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann und seine Vizepräsidentin Kathrin Hollingshaus zeichneten ihre Vorgänger Lutz Engelen und Peter Barleben für ihre langjährige und verdiente Arbeit in der Standespolitik mit der Ehrenpräsidentschaft bzw. mit dem Ehrenring der AKNR aus.
Anschließend nutzte Hoffmann, der seit genau 70 Tagen Kammerpräsident ist, seinen Lagebericht, um eine erste kleine Zwischenbilanz der neuen Legislaturperiode zu ziehen: Die Ausschüsse hätten ihre Arbeit aufgenommen, darunter auch eine neu gegründete Gruppe, die sich mit Innovations- und Digitalisierungsthemen beschäftigen soll. Hoffmann will darüber hinaus die Expertise der Kollegen in den Kreisstellen stärker in die Arbeit der Geschäftsstelle und der Ausschüsse einbeziehen. Weitere Themen – Hoffmann nennt sie die „100-Tage-Prioritäten“ – sind die Außenkommunikation und Außendarstellung der Kammer, der Ausbau des Dienstleistungsangebotes für die Mitglieder, die Nachwuchsförderung sowie die Weiterentwicklung von Honorierungsmodellen.
Im Hinblick auf die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen machte Hoffmann deutlich: „In den aktuellen Diskussionen wird es immer so dargestellt, als ob wir diese Tätigkeiten neu erfinden müssten.“ Das sei jedoch falsch. Dienstleistungen hätte der Berufsstand schon immer erbracht, nur wäre man dafür bisher nie extra vergütet worden. Daher müsse man sich in den aktuellen Verhandlungen viel eher darauf fokussieren, wie man pharmazeutische Dienstleistungen zukünftig in die Honorierung mit einbeziehe.
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Auf Nachfrage erläuterte Hoffmann auch seine Haltung gegenüber der Standespolitik auf Bundesebene. Sein Vorgänger Lutz Engelen war bekanntlich ein deutlicher Kritiker der ABDA gewesen. Grundsätzlich sei es, so Hoffmann, wichtig und richtig, dass die Apothekerschaft gegenüber der Politik mit einer Stimme auftrete. Doch die kritische Haltung gegenüber der ABDA werde auch in seiner Amtszeit fortgeführt. Das hätte man schon in Berlin registriert und entsprechend wäre er bei den ersten Sitzungen und Terminen empfangen worden. Hoffmann ist sich aber sicher, dass es viele Gleichgesinnte und Freunde in anderen Kammern gebe, um die Arbeit auf Bundesebene in den nächsten Jahren konstruktiv-kritisch begleiten zu können.
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