Glaeske und Dingermann streiten sich über Arzneimittelbewertungen

Nützen Arzneimitteltests den Patienten oder verunsichern sie eher? Darum ging es beim 7. OTC-Gipfel, der am gestrigen Donnerstag in Düsseldorf stattfand. Dazu hatte der Veranstalter, der Apothekerverband Nordrhein, unter anderem Deutschlands Arzneimitteltester schlechthin, Professor Gerd Glaeske, zur Diskussion geladen. Zuvor machte Professor Theo Dingermann in einem Impulsvortrag klar, dass er von pauschalen Abwertungen, wie Glaeske sie vornimmt, nichts hält, sondern die Eignung eines Arzneimittels seiner Ansicht nach immer vom Behandlungsanlass abhängt.

Regelmäßig veröffentlicht Stiftung Warentest Arzneimitteltest, die dann von zahlreichen Medien aufgegriffen werden. An der Bewertung maßgeblich beteiligt als Mitglied der Expertenkommission ist in der Regel Professor Gerd Glaeske aus Bremen. Von daher war es wenig verwunderlich, dass der Apothekerverband Nordrhein ihn zu der Diskussionsrunde zum Thema „OTC-Arzneimitteltests“ beim OTC-Gipfel in Düsseldorf eingeladen hatte, wo er mit Dr. Elmar Kroth vom BAH, Professor Theo Dingermann, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, Dr. Volker Runge von der Paritätischen Gesundheitshilfe NRW und Thomas Preis vom AV Nordrhein diskutierte. 

Den Einstieg ins Thema gab jedoch Theo Dingermann mit einem Impulsreferat. Darin machte er klar, dass es seiner Ansicht nach nicht möglich ist, ein Arzneimittel als geeignet oder weniger geeignet zu bewerten, ohne den Behandlungsanlass zu kennen. „Man kann ein Arzneimittel nicht losgelöst vom Patienten bewerten“, so Dingermann. Bewertungen, wie sie bei Stiftung Warentest vorgenommen werden, gehörten, wenn überhaupt, in die Fachpresse. Dingermann hält aber grundsätzlich wenig davon, Arzneimittel als nicht oder wenig geeignet einzustufen. Auch davon, Kombinationen pauschal zu verteufeln, wie Stiftung Warentest es tut, hält Dingermann nichts. Viel mehr wünsche er sich eine Einstufung, wie sie in Leitlinien vorgenommen wird, mit Soll-, Sollte- und Kann-Empfehlungen für Fachkreise.

„Jede Apotheke sollte eine AMK haben“

Dingermanns Idealvorstellung wäre, dass jede Apotheke eine eigene Arzneimittelkommission hat. Der soll das komplette pharmazeutische Personal angehören. Deren Aufgabe wäre es dann, eine Arzneimittelliste für die Apotheke auszuarbeiten. Die Entscheidung, ob etwas aufgenommen werden soll oder nicht, soll aufgrund begründeter und überprüfbarer Angaben getroffen werden. Zudem ist in Dingermanns Augen eine Expertendendatenbank wünschenswert, die Handlungsoptionen vorschlägt. Die gehöre aber nicht in die Hände der Patienten, sondern in die Hände des pharmazeutischen Personals. Aus diesen Handlungsoptionen könne eine Entscheidungsvorauswahl in Form von Empfehlungslisten getroffen werden. Die Entscheidung, was zum Einsatz komme, müsse dann aber in Kenntnis des konkreten Falls getroffen werden.

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