Den Vorwurf, Rabattverträge begünstigten Lieferengpässe, lässtChristopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, nicht auf sich sitzen.Er bleibt dabei: Rabattverträge helfen nicht nur sparen, sondern sorgen auchfür mehr Transparenz. Und was die Forderung der Industrie betrifft, unter denZuschlagsempfängern müsse immer ein Anbieter mit europäischer Produktionsstättesein, so nimmt er dies den global agierenden Firmen nicht ab.
Am vergangenen Mittwoch hat der Bundesverband der pharmazeutischenIndustrie (BPI) ein juristisches Gutachten zur zehnjährigen Geschichte derArzneimittel-Rabattverträge vorgestellt. Zur Bestandsaufnahme der Gutachtergehört die Feststellung, dass es im rabattvertragsgeregelten Markt immer wiederzu Liefer- wenn nicht sogar zu Versorgungsengpässen komme. Um dementgegenzusteuern, zeigt das BPI-Gutachten drei Lösungsansätze auf:
- Unter den Bezuschlagten muss sich mindestens einAnbieter mit europäischer Produktionsstätte befinden.
- Für versorgungsrelevante Wirkstoffe, die vonweniger als vier Herstellern angeboten werden, darf es gar keine Rabattverträgegeben.
- Rabattverträge dürfen nur noch perMehrfachvergabe erfolgen – mindestens drei Zuschlagsempfänger muss es geben.
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Dr. Christopher Hermann, Chefverhandler der bundesweiten AOK-Rabattverträgeder ersten Stunde, kontert nun: „Wir haben die gängige Pauschalkritik anRabattverträgen schon im Jahr 2017 widerlegt. Damals mussten Apotheker beilediglich 0,6 Prozent aller zulasten der GKV abgerechneten Arzneimittel einLieferversagen der Pharmaindustrie dokumentieren und ein austauschbaresArzneimittel abgeben. Solche Lieferausfälle haben mit tatsächlichenVersorgungsproblemen aber noch gar nichts zu tun.“
Hermann wiederholt es beständig: Die Rabattverträge sorgtensogar für etwas mehr Transparenz im Arzneimittelmarkt. Denn nur hier müsstenLieferengpässe ausgewiesen werden. Für den Chef der AOK Baden-Württemberg sprechensogar die in dieser Saison aufgetretenen Lieferprobleme bei Grippeimpfstoffenfür Rabattverträge – hier zeige sich, was passiere, wenn Rabattverträgeabgeschafft werden. Niemand habe in der nun endenden Saison mit Sicherheit sagenkönnen, welche Mengen an Impfstoffen vorrätig sind.
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