Natürlich behandelt Sean Conley Donald Trump nicht alleine. Der US-Präsident wird im Militärkrankenhaus Walter Reed von einem ganzen Team an Spezialisten betreut. Aber als die Ärzte am Samstag vor dem Krankenhaus vor die Presse traten, um über Trumps Gesundheitszustand zu beraten, war klar, wer hier das Sagen hat.
Dr. Conley schritt ans Mikrofon, um das Wort zu ergreifen, während der Rest der medizinischen Mannschaft hinter ihm Aufstellung bezog. Der Leibarzt des Präsidenten kontrolliert, was über Trumps Gesundheitszustand nach außen gegeben wird – und er dürfte maßgeblich darüber entscheiden, wie Trump behandelt wird. Aber was weiß man über Conley selbst?
Sean Patrick Conley wurde im März 2018 als Nachfolger von Ronny Jackson Arzt im Weißen Haus und zwei Monate später von Trump offiziell auf diesem Posten bestätigt. Laut "New York Times" hat Conley am Philadelphia College of Osteopathic Medicine studiert und dort 2006 seinen Abschluss gemacht. Conley ist ein Arzt osteopathischer Richtung (Doctor of Osteopathic Medicine) und kein klassischer Doctor of Medicine. In den USA sind osteopathische Ärzte allerdings – anders als die Osteopathen hierzulande – den klassischen Ärzten gleichgestellt. Sie können Medikamente verschreiben, Spritzen setzen und nach entsprechendem Studium sogar operieren.
Seinen Bachelor of Science machte Conley an der katholischen University of Notre Dame. Er arbeitete als Notarzt für die US-Navy, im Naval Medical Center in Portsmouth und als Traumaarzt für eine multinationale Einheit der Nato in Afghanistan.
Kontroverse um Hydroxychloroquin
In die Schlagzeilen geriet der 40-Jährige im Frühjahr dieses Jahres, als bekannt wurde, dass Trump das umstrittene Malaria-Mittel Hydroxychloroquin nimmt, um einer Covid-19-Erkrankung vorzubeugen. Der medizinische Nutzen des Mittels wurde von vielen Fachleuten bezweifelt, mittlerweile gibt es sogar Warnungen vor negativen Effekten. Conley sagte dazu, die möglichen Vorteile würden die Risiken überwiegen. Aktuell nimmt Trump das Medikament allerdings nicht, wie Conley am Samstag sagte, und das obwohl Trump "danach gefragt" habe.
Stattdessen wird Trump laut Conley mit einem regelrechten Cocktail an Medikamenten behandelt. Dazu zählt das antivirale Mittel Remdesivir, ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, sowie eine experimentelle Therapie mit künstlich hergestellten Antikörpern. Auch Zink, Vitamin D, Aspirin, ein Magenmittel sowie das Schlafhormon Melatonin stehen auf der Liste.
Bei der Pressekonferenz am Samstag zeichnete Conley ein überaus positives Bild der Entwicklung von Trumps Krankheitsverlauf. Auffällig war jedoch, dass er auf einige Fragen nicht oder nur ausweichend antwortete – etwa auf die Frage, ob Trump zwischenzeitlich zusätzlichen Sauerstoff benötigt habe. Dies ist nach Recherchen von US-Medien der Fall gewesen. Conleys Aufgabe ist es eben nicht nur, Trump wieder gesund zu bekommen, sondern ihn dabei auch möglichst gut dastehen zu lassen.
Quellen: New York Times / Washington Post
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