Coronavirus: Grafiken erklären, wie es funktioniert – und was wir tun können

Womöglich haben sich noch nie so viele Menschen auf der Welt so eingehend mit wissenschaftlichen Zusammenhängen befasst wie in diesen Tagen. Allerdings war die Beschäftigung damit vielleicht auch noch nie so dringend nötig wie jetzt: Denn um richtig auf das neuartige Coronavirus reagieren zu können, ist es wichtig, zu verstehen, warum es so gefährlich ist.

Hans-Ulrich Jörges

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Dabei helfen vor allem grafische Darstellungen, denn das Virus breitet sich so rasend schnell aus, dass unser Denkvermögen kaum mitkommt. Vor allem in den sozialen Netzwerken verbreiten sich seit einigen Tagen Grafiken, die zeigen, wie schnell das Coronavirus um sich greift, welche Folgen das haben kann und wie sich dagegen ankämpfen lässt. Die wichtigsten Stichworte sind dabei die „exponentielle Steigung“, das „Abflachen der Kurve“ und das „Social Distancing“.

Wir stellen in diesem Artikel einige Darstellungen vor, die gerade oft zu sehen sind, und erklären, welche die Coronavirus-Pandemie sinnvoll darstellen – und welche nicht.

Die abflachende Kurve

Diese Grafik sollte mittlerweile fast jeder gesehen und das dahinter liegende Prinzip verstanden haben. Sie zeigt, wie unterschiedlich der Verlauf der Ausbreitung des Coronavirus aussehen kann. Dass sich das Virus ausbreiten wird, ist dabei gar nicht das Problem – dies wird sich nicht verhindern lassen. Entscheidend ist jedoch das Tempo.

 

Die Kurve der Ansteckungen steigt exponentiell, also in einem unglaublich rasanten Tempo. Jeder Mensch, der das Virus in sich trägt, steckt mehrere weitere an, diese infizieren andere und so weiter. Werden nun sehr viele Menschen zur gleichen Zeit infiziert, übersteigt die Zahl der schweren Krankheitsfälle, die medizinisch behandelt werden müssen, die Kapazität des Gesundheitssystems. Es droht ein Kollaps der gesundheitlichen Versorgung ähnlich wie in Italien, mit vielen Toten. Das Tempo der Ansteckungen muss also verlangsamt und die Kurve abgeflacht werden, damit sich die schweren Fälle über einen längeren Zeitraum verteilen und vom Gesundheitssystem aufgefangen werden können.

Social Distancing

Wie kann nun also die Kurve abgeflacht und die Ausbreitung des Virus hinausgezögert werden? Das Mittel der Wahl ist derzeit das sogenannte „Social Distancing“, also das radikale Reduzieren von Berührungen und physischen sozialen Kontakten. Der Art Director Gary Warshaw hat auf Basis von Forschungen des Stammzelllabors Signer Laboratory in San Diego eine Grafik erstellt, die zeigt, wie effektiv diese Methode ist. Das Bild wird derzeit (auch in deutschen Übersetzungen) häufig in den sozialen Netzwerken und in Chatgruppen geteilt.

Bewegt sich eine infizierte Person so weiter wie bisher, infiziert sie innerhalb von fünf Tagen statistisch gesehen zweieinhalb Menschen. Innerhalb eines Monats sind mehr als 400 Menschen betroffen. Ganz anders sieht das aus, wenn die infizierte Person sich 75 Prozent weniger bewegt als bisher. Dann werden innerhalb von 30 Tagen nur zweieinhalb weitere Menschen infiziert.

Animationen, die die US-amerikanische Zeitung „Washington Post“ für ihre Online-Ausgabe hat erstellen lassen, zeigen dieses Sinken der Infektionsrate besonders anschaulich. Die braunen Punkte stehen dabei für infizierte Menschen, die grauen für gesunde, die lilanen für geheilte Personen. Dürfen sich alle Menschen frei bewegen, wird das Virus in Windeseile weitergegeben, die Kurve steigt steil an. Je mehr Punkte an ihrem Platz bleiben, desto langsamer breitet sich das Virus aus.

Die Streichholz-Metapher

Ein anderes Bild, das in diesen Tagen häufig geteilt wird, zeigt eine Reihe von Streichhölzern, die sich gegenseitig anzünden. Nimmt man aus dieser Reihe nun ein Streichholz heraus, erlischt das Feuer. Die Darstellung geht auf eine Animation des Künstlers Juan Delcan aus Los Angeles zurück. Die Botschaft: Wenn sich jemand aus der Kette zurückzieht, lässt sich das Virus aufhalten.

Das Prinzip ist zwar ähnlich wie bei den anderen Darstellungen zum Social Distancing, doch im Detail greift diese Logik zu kurz. Im Fall eines Virus, das sich in der Bevölkerung verbreitet, ist der Sachverhalt komplexer. Zwar kann jeder einzelne etwas ausrichten im Kampf gegen das Coronavirus, indem er sich zurückzieht. Doch keiner wird allein das Virus aufhalten können, dafür breitet es sich zu schnell aus. Dafür ist eine flächendeckende Verhaltensänderung in der Bevölkerung nötig.

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