In der Medizin ist Tiefenkälte schon lange keine unbekannte Größe mehr – besonders bei Hauterkrankungen, Entzündungen oder zur Schmerzlinderung.
Profisportler setzen sie zur Leistungsoptimierung oder zur Unterstützung regenerativer Prozesse nach extremer Belastung ein.
Aber auch körperbewusste Hobbysportler können die eisigen Temperaturen nun für sich nutzen, um kleineren Pölsterchen an Bauch, Beinen und Po den Kampf anzusagen.
Denn mit der Kryotherapie (kryos: altgriech. für kalt, frostig) lassen sich Fettzellen „einfrieren“ und in den behandelten Arealen dauerhaft reduzieren. Und das praktischerweise ganz ohne Nadel oder Skalpell. Zudem gibt es so gut wie keine Ausfallzeit.
Denn je nach Region dauert die Behandlung gerade mal eine Stunde – wie das geht, erklärt Dr. med. Sonja Sattler, Expertin für ästhetische Dermatologie.
FIT FOR FUN: Es hört sich zu leicht an – erklären Sie uns, wie Kälte Fett zum Schmelzen bringt?
Dr. Sonja Sattler: Vor allem unsere Blutgefäße reagieren empfindlich auf Kälte, diesen Umstand nutzt die Kryolipolyse. Durch gezielte längere Kälteeinwirkung auf das zu reduzierende Fettpolster wird die Blutversorgung der Fettzellen unterbrochen.
Die Folge ist, dass die Fettzelle nicht mehr versorgt wird und zugrunde geht. Danach wird sie auf natürlichem Wege abgebaut.
Und wie genau funktioniert das Verfahren?
Ein spezielles Gerät saugt die entsprechende Zone ein. So wird kontrolliert und präzise ein Wärmeentzug auf die Blutgefäße und damit die Fettzellen ausgelöst.
Der Bereich wird auf ca. -11 Grad für die Dauer von ca. 30 Minuten heruntergekühlt. Das umliegende Gewebe und die Haut bleiben dabei unberührt. Der durch die Kältewirkung eingeleitete Fettzelltod ist nach 30 Minuten vollzogen. Durch natürliche Stowechselabläufe transportiert der Körper die abgestorbenen Fettzellen dann aus dem behandelten Bereich ab.
Eine sichtbare Volumenreduktion von bis zu zwei Zentimetern ist bei diesem Verfahren möglich. Wir nutzen bei uns von Anfang an das Originalgerät von CoolSculpting.
Es hat in diversen Studien und über die vielen Jahre im Einsatz bereits seine Effektivität gegenüber anderen Kryolipolyse-Verfahren bewiesen.
Gibt es einen Personenkreis oder ein Körperareal, für den oder das die Kryolipolyse nicht möglich ist?
Optimal ist die Behandlung für eher schlanke Menschen mit kleineren Problemzonen einsetzbar. Also für alle, die zwar sportlich aktiv sind, aber die kleinen hartnäckigen Fettpölsterchen einfach nicht in den Griff bekommen.
In diesem Bereich können wirklich gute Ergebnisse erzielt werden. Durch die variablen Applikatorengrößen des Geräts sind unterschiedliche Areale möglich.
Kleine und mittlere werden durch einen Behandlungszyklus, größere durch zwei am gleichen Tag behandelt. Geeignete Bereiche sind beispielsweise das Fett am Ober- und Unterbauch, Hüftpolster, BH-/Rückenröllchen, Oberarme und je nach Befund auch die „Reiterhosen“.
Wann würden Sie von der Methode abraten oder welche Risiken gibt es?
Die Kryolipolyse ist eine sehr schonende Methode und birgt relativ geringe Nebenwirkungen. Nach der Behandlung kann es zu einem vorübergehenden pelzigen Gefühl in der Behandlungszone kommen, Hautrötungen oder kleine Blutergüsse können auftreten.
In den meisten Fällen halten diese aber nicht länger als zwei Wochen an. Bei sehr schlanken Menschen mit zu wenig Fettgewebe ist das Verfahren leider nicht geeignet.
Das liegt am Vakuumkopf des Geräts, der das Gewebe einsaugen muss, um das Areal herunterzukühlen. Auch bei zu „kräftigen“ Patienten oder zu festem Bindegewebe kann kein zufriedenstellendes Ergebnis garantiert werden.
In diesem Fall ist eine Fettabsaugung immer noch die effektivste Methode. Zudem eignen sich Personen mit einer Kälteallergie, der sogenannten Kälteurtikaria, nicht für die Behandlung.
Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Männer haben ihre Problemzonen im Hüftbereich mit den „Lovehandles“, wie Hüftfett verniedlicht wird. Nicht zu vergessen Bauch und „Männerbrüste“. Bei Frauen sind es neben dem Bauch insbesondere die „Reiterhosen“, also die Fetteinlagerungen an Po, Oberschenkeln und in den Innenschenkelfettdepots.
Dazu kommen noch die „Winkearme“, das Oberarmfett. Sowohl Männer als auch Frauen sind gut für eine Kryolipolyse-Behandlung geeignet.
Interessanterweise funktioniert sie besonders bei den Herren sehr gut, da die dickere Haut die behandelte Zone schnell straff erscheinen lässt. Bei Frauen dauern das schöne Hautbild und die Abheilung häufig etwas länger.
Muss auf eine Vor- oder Nachsorge geachtet werden?
Das ist ein weiterer Pluspunkt – vor und nach der Behandlung sind keine Maßnahmen nötig. Der Patient hat keinerlei Ausfallzeit.
Bei sehr weicher Haut empfehlen wir im Anschluss noch vier bis sechs Behandlungen mit noninvasiver Radiofrequenz. So werden Bindegewebe und Haut schnell wieder straff.
Und danach ist das Ergebnis dann dauerhaft?
Allein mit der Behandlung ist es nicht getan! Man sollte schon auf einen gesunden Lebensstil achten. Zudem die Kalorienzufuhr auf ein normales, der Bewegung angepasstes Maß regulieren und auch Sport treiben.
Denn wenn man meint, man kann im Anschluss schlemmen, ohne zuzunehmen, dann liegt man falsch.
Durch die Entfernung von Fettzellen an den behandelten Stellen werden hier nicht wieder Pölsterchen entstehen. Aber der Körper hat noch genug Fettzellen, die zunehmen und so an anderer Stelle ein Polster bilden können.
Mit welchen Kosten muss man rechnen?
Das kommt ganz auf den Bereich an. Eine Zone, zum Beispiel die Hüfte, kostet 450 Euro pro Seite.
Was ist, wenn die Kryolipolyse nicht in Betracht kommt?
Eine Fettreduktion erreicht man im nichtinvasiven Bereich lediglich mit dem sehr schonenden Kryolipolyse-Verfahren. Wenn es aber allein da rum geht, Körperhaut zu straen und Cellulite zu behandeln, ohne dabei Fett zu entfernen, gibt es auch noch andere nichtinvasive moderne Methoden.
Besonders bewährt haben sich beispielsweise die Radiofrequenz oder der mikrofokussierte Ultraschall. Das Cellfina-Verfahren zeigt sehr gute Langzeitergebnisse bei tiefen Cellulite-Dellen zum Beispiel am Po. Dabei werden einzelne verkürzte Bindegewebsstränge in der Haut gelöst.
Dadurchlässt die Spannung auf die Hautoberfläche nach, und die Dellen werden abgemildert. Die nach wie vor effektivste Methode, um Problemzonen gezielt zu behandeln und die Silhouette dauerhaft zu harmonisieren, ist die klassische Fettabsaugung in Tumeszenz-Lokalanästhesie.
Hierbei handelt es sich aber um einen operativen Eingriff in lokaler Betäubung. Das bringt für den Patienten eine kurze Ausfallzeit mit sich.
Infos zur Cryosauna
Drei Minuten Bibbern für die Traumfigur: Wer keine Lust auf den Gang zum Arzt hat, wählt den Kälteschock für die Linie. In der Kryosauna werden bei einer oder mehreren Sitzungen das Immunsystem und der Stoffwechsel auf Hochtouren gebracht.
Bei ca. -150 °C verbrennt der Körper bis zu 700 Kalorien, das Bindegewebe wird gestrafft und Cellulite gelindert. Die frostige Prozedur dauert drei Minuten und bei regelmäßiger Anwendung kann so die Silhouette geformt werden.
Zudem werden Schmerzen gelindert und Stress abgebaut.
Eine dreiminütige Sitzung in der Kältekammer gibt es ab ca. 29 Euro, z. B. bei Cryopoint mit mehreren Standorten.
Andreas Coenen
*Der Beitrag „Abnehmen dank Kryotherapie: So hilft die Kältesauna dabei, Körperfett abzubauen“ wird veröffentlicht von FitForFun. Kontakt zum Verantwortlichen hier.
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