Es sind wahre Worte, die die französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir einst sprach: „Die Harmonie zwischen zwei Menschen ist niemals gegeben. Sie muss immer wieder neu erobert werden.“
Kein Wunder, dass es auch zwischen besten Freunden immer mal wieder kracht.
Doch was tun, wenn sich Zwei gestritten haben – wie können sie den Weg zurück zur Harmonie finden? Psychologen raten wie bei den meisten zwischenmenschlichen Problemen zum Reden – allerdings muss und sollte nicht jeder Streit sofort geschlichtet werden.
„Man sollte sich erst beruhigt haben. In hoher Emotionalität kann ein Mensch nicht klar denken“, sagt Hans Onno Röttgers, leitender Psychologe des Uniklinikums Marburg.
Er rät Streitenden dringend, zunächst einmal auf Distanz zu gehen – für Stunden oder auch Wochen, je nachdem, wann die hochgekochten Gefühle wieder abgekühlt sind.
Vorab sollte dem anderen vermittelt werden, dass man gerade zu aufgebracht für ein klärendes Gespräch ist und es daher verschieben möchte.
„Ist das nicht möglich, weil die Lage sofort geklärt werden muss, sollte man mindestens 20 Mal tief Luft holen, bevor das erste Wort gesagt wird“, empfiehlt der Fachmann als Erste-Hilfe-Maßnahme.
Nicht vergessen, dass man den anderen mag
Ein Problem sei auch, dass viele Menschen im Streit völlig aus den Augen verlieren, dass der andere ein wertvoller Mensch sei, den man eigentlich mag und der einem selbst prinzipiell wohlgesonnen ist – „das sollte man sich klar machen“.
Ansonsten besteht im Gespräch die Gefahr einer selbsterfüllenden Prophezeiung – denn dem Gedanken, der andere wolle einem etwas Böses, folgt automatisch eine Angriffs- oder Abwehrhaltung.
„Außerdem sollte man sich bewusst machen, dass man nicht einer Meinung sein muss, um befreundet zu sein“, so Röttgers.
Die Psychotherapeutin Johanna Thünker aus Bottrop erlebt in ihrer Praxis immer wieder Schein-Freundschaften – also Beziehungen, die sich zwar wie Freundschaften anfühlen.
Wenn jedoch einer der beiden in eine Krise rutscht, ist das vorbei. „Ist eine Freundschaft echt, hat man gute Chancen, dass sich ein Streit lösen lässt“, sagt sie.
Die Psychologin Julia Scharnhorst aus Wedel rät, sich vor dem klärenden Gespräch den Konflikt genau anzuschauen: Worum geht es überhaupt? Was war der Anlass, was ist mein Anteil, wie schwerwiegend ist der Konflikt – und: Was kann ich tun, um ihn zu lösen? Diese Fragen sollte man sich stellen und wenn möglich auch beantworten.
Vor dem Gespräch auch mal Perspektive wechseln
Im Gespräch wird sinnvollerweise auf Vorwürfe verzichtet, die Situation sollte aus der eigenen Perspektive geschildert werden. Dabei sollte auch erwähnt werden, welche Gefühle sie ausgelöst hat. Dies ermöglicht dem anderen, die Perspektive zu wechseln.
Allerdings sollte nicht um des lieben Frieden willens dem anderen zugestimmt werden, obwohl man selbst anderer Meinung ist.
Wenig sinnvoll ist es auch, sich für etwas zu entschuldigen, obwohl es einem gar nicht leid tut. Dies besänftigt zwar den anderen und der Streit ist erstmal vom Tisch. „Aber gelöst ist damit das Problem nicht“, macht Thünker klar.
Man sollte aushalten, dass manche Konflikte zumindest nicht sofort gelöst werden können.
Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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