Es klingt skurril: Das Pentagon soll aufklären, ob die Ausbreitung von Lyme-Borreliose auf Experimente des Verteidigungsministeriums zurückgeht. Das US-Repräsentantenhaus will demnach vom Generalinspekteur des US-Verteidigungsministeriums prüfen lassen, ob die USA zwischen 1950 und 1975 Untersuchungen an Zecken und Insekten durchgeführt haben. Es soll dabei auch geklärt werden, ob diese als biologische Waffen entwickelt wurden und aus den Laboren entkommen sein könnten.
Lyme-Borreliose ist die mit Abstand am häufigsten durch Zecken verbreitete Krankheit. Laut Schätzungen des US-Zentrums zur Kontrolle und Prävention von Krankheiten CDC infizieren sich jedes Jahr 300.000 Menschen in den USA mit der Krankheit. Die Symptome sind vielfältig: Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Hautausschlag. Die Infektion ist mit Antibiotika behandelbar. Wird sie jedoch nicht festgestellt, können die Bakterien das Rückenmark und das Gehirn befallen und dadurch beispielsweise Lähmungen verursachen.
„Wer hat es angeordnet?“
Der Vorgang geht auf die Initiative eines Republikaners zurück: Chris Smith sitzt für den US-Bundesstaat New Jersey im Repräsentantenhaus und hat in mehreren Büchern und Artikeln Hinweise darauf gefunden, dass in Einrichtungen der US-Regierung in Fort Detrick, Maryland, Plum Island und New York umfangreiche Forschungsarbeiten an Insekten und Zecken stattgefunden hätten, um diese als Waffen zu nutzen. „Wenn das wahr ist, was waren die Parameter des Programms? Wer hat es angeordnet?“, fragte Smith kürzlich während einer Debatte im US-Repräsentantenhaus.
Smith beruft sich vor allem auf das Mitte Mai veröffentlichte Buch „Bitten: The Secret History of Lyme Disease and Biological Weapons“ von Kris Newby, Autorin an der Stanford School of Medicine, die nach eigenen Angaben selbst an Lyme-Borreliose erkrankte. Laut Newby war der 2014 verstorbene Entdecker der Krankheit, Willy Burgdorfer, auch Experte für Biowaffen. Gemeinsam mit anderen Forschern habe er Zecken mit Erregern ausgestattet, um „schwere Behinderungen, Krankheiten oder sogar Todesfälle bei möglichen Feinden zu verursachen“, sagte Politiker Smith.
Ob es wirklich zu der Untersuchung kommen wird, ist unklar. Der Antrag wurde einem Gesetzentwurf über Verteidigungsaufgaben zugefügt, der noch mit der Version aus dem Senat in Einklang gebracht werden muss.
Borreliose wird durch verschiedene Arten von Borrelien-Bakterien verursacht, die im Darm der Zecke vorkommen können. Beginnt die Zecke, Blut zu saugen, wandern die Borrelien in ihre Speicheldrüsen und können mit dem Speichel auf den Gestochenen übertragen werden. Bis es dazu kommt, vergehen allerdings mehrere Stunden. Deswegen kann eine rasche Entfernung der Zecke eine Infektion verhindern. Schätzungen zufolge infizieren sich in Deutschland jährlich 60.000 bis 200.000 Menschen über einen Zeckenstich mit Borreliose.
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