In Baden-Württemberg haben sich insgesamt mehr als hundert Schüler und Lehrer mit Tuberkulose angesteckt, bei vier Kindern ist die Krankheit ausgebrochen. So viele Infektionen an einem Ort sind ungewöhnlich, grundsätzlich aber erkranken in Deutschland jedes Jahr mehrere Tausend Menschen an Tuberkulose. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist eine Tuberkulose?
Bei Tuberkulose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die von Bakterien verursacht wird. Zwischen einer Infektion und dem Ausbruch der Krankheit können Monate oder sogar Jahre vergehen – bei einem Großteil der Infizierten hält das Immunsystem die Erreger jedoch so sehr in Schach, dass die Krankheit nie ausbricht.
Trotzdem ist Tuberkulose weltweit gesehen die am häufigsten tödliche Infektionskrankheit. 2017 starben rund 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, mehr als an Aids und Malaria zusammen. Je nach Schätzung ist rund ein Viertel bis ein Drittel der Weltbevölkerung mit den Bakterien infiziert.
Wie viele Fälle gibt es in Deutschland?
Noch vor wenigen Jahrzehnten, in der Nachkriegszeit, war Tuberkulose in Deutschland ein großes Problem. Heute schwankt die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr um die 5000. Im Jahr 2018 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) 5479 Fälle gemeldet. Damit zählt die Tuberkulose inzwischen zu den seltenen Krankheiten.
Woher kommen die Erkrankungen in Deutschland?
Bei vielen Betroffenen in Deutschland handelt es sich um Geflüchtete aus Ländern, in denen Tuberkulose noch weit verbreitet ist. Laut den aktuellsten Zahlen des Robert Koch-Instituts für das Jahr 2017 haben Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit ein 18-mal höheres Risiko, an Tuberkulose zu erkranken:
- Während in dieser Gruppe 40,6 Krankheitsfälle pro 100.000 Menschen auftraten,
- gab es in der deutschen Bevölkerung nur 2,2 neue Fälle pro 100.000 Einwohner.
Bei den deutschen Betroffenen handelt es sich dem RKI zufolge „meist um ältere Menschen, die sich in den Kriegs- oder Nachkriegsjahren infiziert haben und im höheren Alter eine aktive Tuberkulose entwickelten“.
Was wird getan, um die Tuberkulose in Deutschland einzudämmen?
Wurde eine ansteckende Tuberkulose nachgewiesen, untersucht das Gesundheitsamt alle Personen, die engen Kontakt mit dem Erkrankten hatten. 2017 wurden sechs Prozent aller Fälle in Deutschland bei solchen Umgebungsuntersuchungen entdeckt. Zudem existieren gesetzlich vorgeschriebene Tuberkulose-Screenings für Geflüchtete oder Asylbewerber, die in Gemeinschaftsunterkünften unterkommen.
Zusätzlich werden Menschen mit einer ansteckenden Tuberkulose im Krankenhaus behandelt und isoliert, bis keine Erreger mehr im Auswurf nachweisbar sind.
Wie groß ist das Risiko, sich in Deutschland anzustecken?
Trotz der Fälle unter Migranten ist die Tuberkulose in Deutschland selten. „Die Gefahr einer Ansteckung für die einheimische Bevölkerung bleibt daher sehr gering“, schreibt das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Zu welchen Beschwerden führt eine Tuberkulose?
Zu den ersten Beschwerden zählen Husten und leichtes Fieber, die über Wochen anhalten. Dann können Gewichtsverlust und Müdigkeit hinzukommen. Am häufigsten setzen sich die Tuberkulose-Bakterien in der Lunge fest, 2017 war dies bei mehr als 70 Prozent der Betroffenen in Deutschland der Fall. Unbehandelt kann die Tuberkulose befallene Organe dauerhaft schaden.
Wie wird eine Tuberkulose behandelt?
Immer mehr Tuberkulose-Bakterien sind resistent gegen eines oder mehrere Medikamente. Nach der Diagnose testen Experten deshalb, ob die Erreger noch auf alle gängigen Antibiotika reagieren. Ist das der Fall, müssen die Betroffenen ein halbes Jahr lang vier verschiedene Antibiotika schlucken. In der Regel sind sie nach wenigen Wochen nicht mehr ansteckend.
Drei Prozent der Infizierten in Deutschland litten 2017 jedoch unter Erregern, bei denen die beiden wichtigsten Antibiotika nicht mehr wirken. Sie benötigten andere Medikamente, die Therapie dauert in diesen Fällen oft 20 statt sechs Monate.
Wie gut sind die Heilungschancen?
Wird die Tuberkulose früh erkannt und erfolgreich behandelt, heilt sie in aller Regel vollständig ab. 2017 wurde bei 80,9 Prozent der Erkrankten die Behandlung erfolgreich abgeschlossen. Allerdings registrierte das Robert Koch-Institut auch 102 tuberkulosebedingte Todesfälle.
Wie gut eine Behandlung anschlägt, hängt auch vom Alter ab. „Während der Behandlungserfolg im Kindesalter und bei jungen Erwachsenen noch über 85 Prozent lag, nahm dieser in den höheren Altersgruppen kontinuierlich ab und erreichte bei Patienten ab 80 Jahren nur noch einen Anteil von 53,6 Prozent“, schreibt das Robert Koch-Institut.
Wann sind die Betroffenen ansteckend?
Ansteckend sind Betroffene nur, wenn die Bakterien die Lunge befallen haben und mit der Atemluft und vor allem beim Husten nach außen gelangen. Atmen Gesunde Tröpfchen mit den Erregern ein, können sich die Bakterien in ihrer Lunge vermehren. Kinder haben ein höheres Risiko, sich anzustecken und zu erkranken.
Wie viele Infizierte werden krank?
Nur bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen gelingt es dem Immunsystem nicht, die Erreger einzudämmen. Dann kommt es zu Entzündungsreaktionen und die Erkrankung bricht aus. Wie groß die Gefahr ist, hängt auch vom Immunsystem des Infizierten ab.
Menschen mit einer Immunschwäche – vor allem HIV-Infizierte – sowie Kinder haben ein höheres Risiko, nach einer Ansteckung zu erkranken. Aus diesem Grund wird Infizierten ein HIV-Test empfohlen. Hat sich jemand angesteckt, können vorbeugende Antibiotika das Risiko senken, dass die Erkrankung ausbricht.
Existiert eine Impfung gegen Tuberkulose?
Ja, die Impfung enthält abgeschwächte Erreger. Allerdings bietet sie keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung und Erkrankung. Da Tuberkulose in Deutschland so selten ist und die Impfung relativ häufig Nebenwirkungen haben kann, wird sie seit 1998 nicht mehr empfohlen.
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