Fast jeder zweite Todesfall in Europa geht auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück. Trotzdem rauchen viele weiter oder verhalten sich anderweitig ungesund, nachdem bei ihnen eine Herzkrankheit diagnostiziert wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, für die mehr als 8200 Patienten aus 27 Ländern untersucht und befragt wurden, darunter auch Deutsche.
Alle Befragten waren jünger als 80, allerdings waren nur 26 Prozent Frauen. Den Ergebnissen zufolge ließe sich beim Gesundheitsverhalten noch viel verbessern:
- 19 Prozent der Herzpatienten gaben an, weiter zu rauchen,
- 82 Prozent waren übergewichtig und
- 34 Prozent bewegten sich zu wenig.
Die Mehrheit der Raucher hatte nie versucht, mit dem Rauchen aufzuhören und beabsichtigte es auch nicht, schreiben die Forscher im „European Journal of Preventive Cardiology“. Eigentlich empfehlen Fachgesellschaften, Herzpatienten im Rahmen einer Reha einen gesundheitsbewussten Lebensstil näher zu bringen. Dies scheine jedoch nur bedingt zu wirken, so die Autoren.
Im Krankenhaus: Keine Zeit für gründliche Aufklärung
Eigentlich gebe es gute Präventionsmöglichkeiten, schreiben die Forscher. Allerdings erklärte jeder sechste Raucher in der Studie, noch nie Hilfe bei der Rauchentwöhnung angeboten bekommen zu haben. Fast jeder Zweite hatte nach eigener Aussage noch nie Ratschläge erhalten, wie sich Bewegung in den Alltag integrieren lässt.
Stefan Störk, Mitautor der Studie und Leiter der Klinischen Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI), sieht das Problem zum Teil im Gesundheitssystem: „Bei einem Krankenhausaufenthalt ist die Zeit stark verdichtet. Manchmal findet sich dann nur im Entlassungsbrief ein Hinweis, dass ein Rauchstopp sinnvoll wäre.“
Dabei hörten Patienten eher mit dem Rauchen auf, wenn sie bei einem Krankenhausaufenthalt nachdrücklich auf die Gefahr des Rauchens angesprochen würden. „Wir sollten die Schnittstelle zwischen Klinik und Reha verbessern“, sagt Störk.
Auch wichtig: Patientenwillen akzeptieren
Dass Patientenverhalten und Arztempfehlungen oft auseinanderklaffen, kann auch Herzexperte Norbert Donner-Banzhoff von der Philipps-Universität Marburg bestätigen. Eine Behandlung von Rückenbeschwerden lasse sich unmittelbar spüren, erklärt er. Beim Rauchstopp aber gehe es oft um ganz abstrakte Ziele wie die Verhütung eines Herzinfarktes in ferner Zukunft.
Überweisungen an Raucherberatungsstellen sollten einfacher werden, fordert Donner-Banzhoff. Er ruft aber auch dazu auf, das Verhalten von Patienten zu akzeptieren, wenn sich diese gut informiert für etwas entscheiden. „Wir Ärzte dürfen nicht enttäuscht sein oder Patienten geringschätzen, wenn sie andere Prioritäten im Leben setzen als gesundheitsbewusstes Verhalten.“
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