Bei dieser Airline "dürfen" Nussallergiker künftig ihre Plätze selbst putzen. Doch was bringt das?

Die nordamerikanische Fluggesellschaft American Airlines wird es ab dem 12. Dezember 2018 gestatten, dass Fluggäste mit einer Allergie gegen Nüsse zuerst den Flieger betreten. Hintergrund ist der Versuch, dass Menschen, die unter einer Allergie leiden, weniger gesundheitlich gefährdet werden. Das berichtete „Bloomberg“ vor einigen Tagen. Sie sollen ihre Plätze vor dem Betreten aller anderen Fluggäste so exakt reinigen können, dass eine allergische Reaktion nahezu ausgeschlossen ist.

Vorgesehen ist das zunächst nur für Nussallergiker. Ausgelöst wurde die Neuerung durch eine besorgte Mutter, deren Sohn an einer lebensbedrohlichen Erdnussallergie leidet. Sie wandte sich an die amerikanische „Food Allergy Research & Education“, die Interessenvertretung für von Nahrungsmittelallergien Betroffene. Diese befragte American Airlines, was die Fluggesellschaft unternehme, um allergische Reaktionen an Board auszuschließen.

American Airlines bietet an, dass Nussallergiker selbst putzen

Die erforderliche Reinigung könne American Airlines nach jedem einzelnen Flug nicht leisten. Und da eine komplette Eliminierung, inklusive kleinster Nussbestandteile niemals möglich sei, allen Allergikern aber trotzdem die Möglichkeit zum Mitfliegen offen stehen soll, wurde die Neuerung eingeführt. Fluggäste mit einer Nussallergie können sich vor Boarding-Start am Gate an das Personal der Fluggesellschaft wenden und dürfen anschließend das Flugzeug zuerst betreten, um ihre Plätze nach ihren Bedürfnissen zu reinigen.

Ob Kleinstbestandteile von Nüssen in der Luft, auch in der von Flugzeugen, überhaupt in der Lage wären, Allergien auszulösen, wird kontrovers diskutiert. So hält etwa Tim Spector, Professor für genetische Epidemiologie am Kings College in London, das Risiko einer allergischen Reaktion durch Erdnusspartikel in der Luft für „Einbildung“, wie er der britischen „Daily Mail“ erklärte. „Schon allein wegen des Gewichtes schwirrten Erdnusspartikel nicht einfach durch die Kabinenluft“.

Experte: „Es ist möglich, dass Erdnussbestandteile Ängste eines allergischen Ausbruchs auslösen“

Befragt nach dem Sinn regulierender Maßnahmen sagte Dr. Lars Lange von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin dem stern: „Es ist als psychologische Reaktion durchaus vorstellbar, dass Erdnussbestandteile, sofern sie sichtbar sind, bei Allergikern Ängste eines allergischen Ausbruchs auslösen.“ Als geeignete Maßnahme reichten jedoch bereits sogenannte Erdnussfreie Flüge, wie sie von einigen Fluggesellschaften vorgesehen sind.

„In Deutschland beispielsweise sind lediglich zwischen 0,2 und 0,5 Prozent der Menschen von Nussallergien betroffen, was eine Maßnahme, wie von American Airlines als deutlich übertrieben erscheinen lässt“, so der Experte. Fest stehe außerdem: Eine nachweisbare Relation zwischen Nüssen, die in einem bestimmten Umfeld verzehrt wurden und einer anschließenden relevanten Häufung von Nusspartikeln in der Raumluft gäbe es nicht.

Quellen: „Bloomberg“ / „Daily Mail“


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